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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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aushalten.»
    Veronika klatschte in die Hände. «Das ist die Marysa, die ich kenne! Ich hatte schon Angst, du hättest alles vergessen, was du von deiner Mutter gelernt hast.»
    «Nun übertreib mal nicht», sagte Marysa, fühlte sich jedoch gleich etwas besser.
    «Warum lässt du das Überkleid nicht in einem helleren Gelb nähen? Einhard, du hast doch hinten im Lager so einen schönen …»
    «Nein, lass es bitte bei dem Dottergelb. Wenn ich noch mehr verändere, wird Reinold mir vielleicht verbieten, das Kleid zu tragen», hielt Marysa sie zurück.
    «Lieber ein kleiner Sieg als eine große Niederlage?» Einhard lächelte. «Weil du es bist, werde ich sehen, was sich machen lässt.» Er nahm das Überkleid und legte es beiseite. «Wie ich hörte, will Reinold sich jetzt auch im Reliquienhandel betätigen?»
    Sofort sank Marysas Laune wieder. «Ich habe ihm davon abgeraten, aber er ist fest entschlossen. Er glaubt, wenn er die Männer, die die falschen Reliquien verkaufen, ans Messer liefert, könne er das Geschäft übernehmen.»
    «Vater war vorhin hier und erzählte uns davon. Er fand die Idee gut.» Veronika sah Marysa besorgt an. «Glaubst du, sie könnten Probleme bekommen, wenn sie das machen?»
    «Ich bin überzeugt davon», antwortete Marysa bedrückt. «Aber offenbar vernebelt ihnen die Aussicht auf das Geld, das sie glauben, damit verdienen zu können, den Verstand. Wer auch immer hinter den Fälschungen steckt, wird sich nicht so einfach verdrängen lassen.»
    «Glaubst du, ihnen könnte es ähnlich ergehen wie Klas?» Veronika wurde blass.
    Einhard rieb besorgt die Handflächen aneinander. «Wir sollten noch einmal mit Meister Enno reden. Vielleicht können wir auf ihn einwirken, dass er Reinold von diesem Plan abbringt.»
    «Dafür wäre ich euch sehr dankbar.» Marysa griff nach ihrem Kleid und zog sich mit der Hilfe ihrer Schwägerin rasch wieder um. «Ich werde jetzt zurück nach Hause gehen. Wäre es möglich, dass du das Kleid erst am Samstagnachmittag bei uns vorbeibringst?», wandte sie sich an Einhard. «Ich weiß, du arbeitest am Samstag nicht, aber …»
    «Aber wenn ich es erst so spät liefere, bleibt keine Zeit mehr für Änderungen.» Einhard zwinkerte ihr verschwörerisch zu. «Ich bringe es dir zwischen Non und Vesperläuten.»

19. Kapitel
    W eg! Weg da, elender Dieb! Ach, Milo, du bist es.» Balbina, die beleibte und rotwangige Köchin, war mit einer Schöpfkelle bewaffnet inden Hof gerannt und blieb nun außer Atem vor dem schlaksigen Straßenjungen stehen. «Was tust du denn hier? Und nimm gefälligst deine Pfoten von den reifen Kirschen. Die gehören dir nicht.»
    Milo zog grinsend seine Hand zurück, die er nach den verheißungsvoll rot leuchtenden Früchten ausgestreckt hatte, die der kleine Kirschbaum an der Hausecke trug. «Ich wart nur auf Jaromir. Er hat gesagt, wenn ich ihm helfe, die Holzlieferung für seinen Herrn abzuholen, krieg ich ein Brot und vielleicht auch einen Topf Schmalz von dir. Das mit den Grieben drin.»
    Balbina schüttelte amüsiert den Kopf. «Hat er gesagt, ja? Und wo steckt er jetzt, dass du warten musst?»
    «Na, bei seinem Herrn in der Werkstatt. Meister Markwardt hat ihn noch für irgendwas gebraucht. Er hat ja jetzt keinen Gesellen mehr, der die Drecks … äh, der die Kleinarbeit macht.» Milo grinste wieder. «Nix für ungut, Balbina.»
    «Halt deine freche Zunge im Zaum, Junge», tadelte sie. «Sonst hast du vielleicht bald das letzte Mal hier geholfen.»
    «Ist ja gut. Ich mein ja bloß.» Milo verschränkte die Arme vor der Brust. «Da draußen lungert übrigens einer von den Dompfaffen herum. So ein jüngerer, den hab ich jetzt schon zum zweiten Mal hier gesehen. Scheint, als würde er das Haus beobachten.»
    «Einer von den Dompfaffen?» Balbina runzelte besorgt die Stirn. «Das sollte ich vielleicht dem Meister sagen. Die werden ihn doch nicht noch immer in Verdacht haben?»
    «Keine Ahnung.» Milo zuckte mit den Schultern, dann trat ein breites Grinsen auf sein Gesicht, als Jaromir durch die Hintertür ins Freie trat. Er war etwas kräftiger und ein gutes Stück größer als Milo und ähnelte mit seinem schwarzen Haar und dem kantigen Gesicht sehr seinem Vater Tibor.
    «He, Milo, wie geht’s? Bist du so weit? Dann komm, der Meister will, dass wir uns beeilen. Und er hat gesagt, er geht mit, weil er noch was erledigen muss.» Jaromir holte einen Handkarren aus der Remise, und die beiden Jungen zogen fröhlich schwatzend durch das Tor zur

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