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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hellblond, dass es fast weiß wirkte. Auffällig waren seine abstehenden Ohren, die ihm auf den ersten Blick etwas Tölpelhaftes gaben. Als er jedoch aufstand und mit einem gehässigen Grinsen auf ihren Tisch zukam, wurde schnell deutlich, dass dieser erste Eindruck trog. Aus stahlgrauen Augen blickte er auf Marysa herab.
    «Guten Tag, liebe Base», sagte er mit öliger Stimme. «Was tust du so allein im Goldenen Ochsen ?» Sein Blick wanderte zu Christophorus. «Kleines Stelldichein mit dem Mönchlein hier? Kann ich gut verstehen. Fängst dich sicher schon an zu langweilen mit deinem Sauertopf von Ehemann, was?»
    Marysa schoss das Blut in die Wangen, und sie wollte schon empört aufspringen, doch Christophorus legte ihr rasch eine Hand auf den Arm und hielt sie mit einem scharfen Blick zurück. Dann stand er selbst auf und trat Hartwig entgegen.
    Sekundenlang starrten die beiden einander schweigend in die Augen, dann sagte Christophorus mit schneidender Stimme, jedoch so leise, dass niemand außer Hartwig und Marysa es hören konnte: «Wagt es nicht noch einmal, auf diese Weise zu Frau Marysa zu sprechen. Ich dulde nicht, dass Ihr ihren guten Ruf in den Schmutz zieht.»
    Hartwig gab sich unbeeindruckt. «Das tut sie schon selbst, nicht wahr, wenn sie sich allein in der Öffentlichkeit mit einem Mann trifft. Dazu noch mit einem Mönch. Aber wer weiß schon, was ihr Betbrüder alles für Talente habt.»
    Christophorus verzog keine Miene. «Sie ist nicht allein. Sie wird von ihrem Knecht begleitet. Also haltet an Euch, sonst bekommt Ihr es mit mir zu tun.»
    «Was soll mir schon von einem Minderbruder wie Euch drohen?» Spöttisch blickte Hartwig an Christophorus’ Kutte herab, zuckte jedoch überrascht zurück, als dieser einen Schritt vorwärts machte und sein Gesicht dem Hartwigs so weit näherte, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.
    «Das werdet Ihr schon noch erfahren, wenn Ihr Eure Zunge nicht hütet, Meister Schrenger. Und nun bitte ich Euch, uns nicht weiter zu stören.»
    Die beiden starrten einander noch einige Augenblicke an, dann trat Hartwig den Rückzug an, nicht jedoch, ohne Marysa noch einen verächtlichen Blick zuzuwerfen.
    Christophorus setzte sich seelenruhig zurück auf seinen Platz. Marysa hingegen, die die kurze Szene mit höchstem Erstaunen beobachtet hatte, suchte krampfhaft nach Worten, wobei sie jedoch nicht wusste, ob sie dem Dominikaner danken oder ihm böse sein sollte.
    Grimold trat verlegen näher. «Alles in Ordnung, Herrin? Ich hätte ihn zurückhalten müssen, aber …»
    «Nein, Grimold, ist schon in Ordnung. Bruder Christophorus weiß offenbar, wie man mit jemandem wie Hartwig umgehen muss», beruhigte sie ihren Knecht, der sich daraufhin wieder einige Schritte vom Tisch zurückzog.
    Marysa sah Christophorus nachdenklich an. «Euch ist klar, dass Ihr mir keinen Gefallen getan habt?»
    Er hob überrascht die Brauen. «Habe ich das nicht?»
    Marysa schielte zu Hartwigs Tisch hinüber. «Nein, denn wenigstens zehn Männer und Frauen hier im Raum haben Euren kleinen Disput mitbekommen.»
    «Ihr glaubt also, ich bringe Euch in Verruf?»
    Marysa zuckte mit den Schultern. «Ich denke, Eure Gesellschaft tut mir nicht gut, ganz gleich, ob Ihr mich in Verruf bringt oder nicht.» Sie spähte noch einmal über die Schulter aus dem Fenster und registrierte mit Erleichterung, dass der Regen nachgelassen hatte. «Seit Ihr in Aachen weilt, ist uns ein Ungemach nach dem anderen geschehen.»
    Christophorus’ Brauen zogen sich finster zusammen. «Daran trage ich wohl keine Schuld.»
    «Wahrscheinlich nicht», gab sie zu und stand auf. «Oder zumindest hoffe ich das nicht. Aber Ihr gebt mir auch sonst keinen Grund, Euch zu mögen.»
    «Allerdings auch keinen Grund, mich nicht zu mögen.» Christophorus stand ebenfalls auf. «Wir müssen keine Freunde sein, damit ich mein Versprechen erfüllen kann.»
    Marysa sah ihn sekundenlang schweigend an. «Das werden wir auch niemals.» Sie winkte ihrem Knecht. «Komm, Grimold, wir gehen. Meister Goldschläger wird schon ungeduldig auf uns warten.» Sie schritt hocherhobenen Hauptes zur Tür, blieb jedoch bei Christophorus’ nächsten Worten noch einmal stehen.
    «Euer Gemahl treibt sich seit zwei Tagen bei den Pilgern auf dem Parvisch und im Kaxhof herum.»
    Marysa drehte sich zu ihm um. «Er treibt sich nicht herum», sagte sie scharf, senkte ihre Stimme dann jedoch, damit nur er sie verstand. «Er will herausfinden, wer die Fälschungen

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