Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
denn nur im Licht konnten Pflanzen und Tiere, Menschen und Elben wachsen. Es lag in ihrem Bestreben, schöne Dinge wachsen zu lassen und sich besonders um das zu kümmern, was schwach und kränklich wirkte. Eifersüchtig hütete sie das neue Leben vor ihren Schwestern Destina´riu und Varsa´ra.
Nate´re war gerecht. Nate´re wertete nicht. Alle Geschöpfe dieser Erde, ob zu Wasser oder zu Land oblagen erst einmal ihrer Obhut.
Auch die Zauberer. Wenn sie zur Welt kamen, waren sie klein und hatten große Mühe zu atmen und zu leben. Keiner liebte sie. Nicht ihre Mutter, die sie unter Schmach empfangen, unter Pein getragen und unter Schmerzen geboren hatte. Nicht ihr Vater, der sie in der Stunde der Geburt zu sich nahm und sie so lange an dunklen Orten versorgte, bis er sie in die Lehre nehmen konnte.
Es gab keinen Platz für Nate´re in dem Leben der Zauberer. Trotzdem war sie da, in der Stunde ihrer Geburt und sie kannte sie. Ihr Leid berührte sie ... Ihr Hass schreckte sie.
Erschöpft kehrte sie in den Körper am Ufer des Sees zurück. Sie war in einen Bereich des Lebens eingedrungen, der nicht ihrer war. Und sie hatte gesehen, was aus Hass wurde, wenn man ihn nährte.
Josephine, deren Körper sie teilte, hatte ihr heute gezeigt, was aus einem schwachen, hilflosen Wesen wurde, das ohne Licht und Liebe heranwuchs. Sie hatte ihr gezeigt, welch zerstörerisches Potential in einem solchen Wesen wohnte und das ihm nichts an dem lag, was Nate´re hütete und pflegte.
In einer göttlichen Ordnung hatte jedes Wesen seine Daseinsberechtigung. Und Nate´re wusste, dass auch ein Zauberer Leben hegte.
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Die Sonne hatte eine Lücke in der Wolkendecke gefunden und schickte einen goldenen Strahl in den Wald. Er zog Alrand´dos Aufmerksamkeit auf sich und ließ ihn vergessen, dass er im Bann eines Zauberers gefangen war. Der goldene Strahl verwandelte den verwüsteten Wald in den märchenhaften Ort, der er ehedem gewesen war. Alrand´do hörte die Bäume flüstern und den leichten Wind in den Nadeln der Kiefern. Er hörte das Licht, dass sich in den rauen Rinden der Bäume brach. Er fühlte sich geborgen. Sein Herz beruhigte sich. Er war zu Hause. Alles war gut … bis auf diesen Zauberer, der seine Hand gierig nach seinem Herzen ausstreckte.
Mit einem Ruck zog er die Klinge aus dem Boden. Das Licht der Sonne brach sich in ihrem grünen Glanz, ehe sie dem Zauberer durch die Kehle fuhr. Augenblicklich kehrte das Leben wieder in Alrand´dos Körper zurück. Deutlicher denn je spürte er die lose herunterbaumelnden Bestandteile des Zauberernetzes. „ Vater?! “
„ Gut gemacht! Jetzt schnell durch das Tor! Die anderen sind schon drin. “
Mit wenigen Schritten erreichte Alrand´do den Durchgang, doch als er sich umdrehte, war sein Vater nicht hinter ihm. Kämpfte er noch, oder war er …?
„Du hast keine Macht über mich.“
„Ich werde mir holen, was mir zusteht. Ihr seid alle verloren.“
„Dafür musst du erst an mir vorbei kommen.“ Rond´taro zog mit seinem Schwert eine Furche in den Waldboden, dann drehte er sich um und lief mit leichten Schritten auf das Tor zu.
Alrand´do sprang noch rechtzeitig zu Seite, um ihm Platz zu machen, dann schloss sich das Tor hinter ihnen.
„Was hast du getan“, fragte Alrand´do.
„Ich habe ihn ausgesperrt. Es wird nicht sehr lange halten, denn er ist stark und gewitzt, aber es wird ihn eine Weile beschäftigen.“
„Wie machst du das?“
Rond´taro lächelte geheimnisvoll. „Hast du dich nicht eben von der Starre befreit? Wie hast du das gemacht?“
„Ich … ich weiß es nicht. Da war dieses Licht …“
„Aber es war deine Kraft. Es war deine Hoffnung. Denk darüber nach. Jeder von uns hat etwas, das er einsetzen kann, wenn es darauf ankommt.“
„Für mich war es beinahe zu spät“, flüsterte Alrand´do. Er wusste, dass etwas im Wald gewesen war. Er wusste, dass er es nicht alleine geschafft hatte. Aber er wusste nicht, was es war und er hatte keine Zeit jetzt darüber nachzudenken.
Rina´la sah ihnen erwartungsvoll entgegen. Am liebsten wäre sie von einem Bein auf das andere getrippelt, so, wie sie es als Kind oft gemacht hatte. Er sah es in ihren Augen und an der Art, wie sie da stand.
„Ich will gleich zu meiner Mutter“, sagte sie.
„Ich komme mit“, sagte Iri´te.
Rond´taro stand bleich und starr da. Sein Blick ging ins Leere. Alrand´do fasste seinen Arm, dabei merkte er, wie zitterig er selbst war. Seinen Schrecken mit dem Zauberer
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