Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
ein viel zu wichtiger Berater geworden. Die meisten Entscheidungen des Archiepiskopos in dieser Zeit noch strenger. Erbarmungslos.
Jetzt hob der Mann seine kalten Augen vom Pult. Elfrieda wich ein Stück von ihrem verborgenen Guckloch zurück.
„Ich glaube nicht, dass es ein Zauberer wagen würde, in das heilige Gebiet der Kirche einzudringen“, schnarrte er mit selbstgefälliger Stimme.
Elfrieda horchte auf. Sie wusste nicht genau, was es war, was sie stutzig machte und schob es erst mal auf die Neuigkeit.
Sie war keineswegs der Meinung dieses Schreibers. Heiliges Gebiet der Kirche?! Für sie gab es keinen Unterschied zwischen dem Land im Norden und dem im Süden, außer vielleicht einem Temperaturunterschied. Und dass im Norden Zauberer lebten, das war kein Gerücht mehr. Das wusste der Archiepiskopos schon seit geraumer Zeit. Was aber sollte die Zauberer daran hindern, auch in den Süden vorzudringen? Die Macht der Kirche? Oder die Macht die sie durch ihre Soldaten hatte?
„Genau“, bestätigte der Archiepiskopos. „Von Gnomen oder anderen unwirklichen Wesen ist doch wohl nichts bekannt?“
Elfrieda spähte wieder durch das Loch. Der Mann knautschte seinen Hut zwischen den Händen und sank in seiner demütigen Haltung noch ein Stück tiefer.
„Keine Gnome, Eminenz, aber man erzählt in vielen Städten, von dem alten Volk ...“
„So ein Unsinn“, fuhr der Archiepiskopos auf. Die reich bestickte Borte seines Umhangs war von Elfriedas Guckloch zu sehen. Er musste aufgesprungen sein, was bei seiner Leibesfülle bestimmt ein erschreckendes Erlebnis war. Der Mann zuckte zusammen, als ob er geschlagen worden wäre. „Hat der König das ganze Land mit seinem Wahnsinn angesteckt?“
Für einen entsetzlichen Moment sah Elfrieda die nadelschwarzen Augen des Schreibers. Die Gier stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Viele Menschen behaupten, sie gesehen zu haben“, beharrte der Mann leise. „Sie gehen durch die Städte und sprechen von einem neuen König. Einem König aus dem alten Geblüt derer von Kronthal.“
Ein dumpfes Platschen verriet, dass der Archiepiskopos sich wieder in seinen Sessel hatte fallen lassen. Geräuschlos konnte sich dieser Mann schon lange nicht mehr hinsetzen. Sein Gewicht stand in keinem Verhältnis zu seiner Muskelkraft.
„Das ist nicht möglich“, knurrte er. „Es gibt keinen mehr aus diesem alten Geschlecht.“
„Das zu beurteilen liegt nicht bei mir, Eminenz“, sagte der Mann. „Ich bringe nur die Kunde aus dem Land und die ist überall die Gleiche. Die Schönen sprechen von dem Einen, der überlebt hat, von dem Einen, der verborgen unter uns lebt und wiederkommen wird.“
Der Archiepiskopos murmelte etwas vor sich hin. Genau konnte ihn Elfrieda nicht verstehen, aber sie hörte die Worte; er ist tot, die er lauter aussprach, bevor er zu brüllen anfing.
„Geht mir aus den Augen. Es wird keinen geben. Niemals!“
Elfrieda sah den weiten Ärmel aufblitzen und etwas von der fleischigen Hand, die dem Boten den Weg nach draußen wies. Der Mann verbeugte sich und ging rückwärts zur Tür.
Elfrieda war versucht ihm hinterher zu laufen und ihn unter irgendeinem Vorwand in die Küche zu locken, damit er auch ihr berichten konnte, was er im Land über Zauberer, aber vor allem über Elben erfahren hatte. Elben im Land, unterwegs in den Städten. Die Schönen, die Friedlichen, die Alten. War jetzt endlich die Zeit gekommen, da sich die Prophezeiung erfüllte? Die Botschaft war eindeutig. Wann würden die Elben auch nach Eberus kommen? Wann würde es ihr vergönnt sein, sie zu sehen? Ob Resilius und Benidius sie schon gesehen hatten?
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, wie so oft in den vergangenen Wochen, wenn sie an Benidius dachte.
Bereits als Kind hatte sie immer eine unerklärliche Verbindung zu den Menschen gefühlt, die ihr nahe standen. Wie lange spürte sie Benidius nicht mehr? Sie verdränge den Gedanken.
Heute noch musste Elfrieda eine Brieftaube Westwerts schicken. Ihre Freunde mussten davon erfahren. Wenn sie es nicht bereits wussten. Es war, wie Eridius es geschrieben hatte.
Der König wird wieder kommen …
Unter größter Geheimhaltung war er nach dem Unglück vor siebzehn Jahren irgendwo untergekommen, wo er sicher war. Benidius hatte damals alles in die Wege geleitet und nur er wusste, wo er sich befand. Keiner hatte jemals wieder danach gefragt. Benidius hatte die Quelle des Bösen im Archieristos vermutet und hatte dafür gesorgt, dass Elfrieda
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