Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Gleich darauf sprang der nächste aus dem Fenster. Leron´das zweifelte nicht, dass er mit ihnen fertig werden konnte, aber nur solange der Zauberer nicht zugegen war. Er spannte seine Sinne, um dessen Standort zu bestimmen. Der Zauberer stand immer noch im Zimmer, er sprach mit jemandem. Zwei Wachmänner liefen bereits die Treppen hinunter, um Leron´das jeden weiteren Fluchtweg abzusperren. Jetzt trat der Zauberer ans Fenster.
„Seht ihr ihn?“, knatterte seine kalte Stimme. Der vorderste Wachmann drehte sich um. Das war der Moment. Mit einem Satz sprang Leron´das durch eine offene Kellerluke, rollte sich ab und landete auf den Beinen.
Große Weinfässer lagen links und rechts des schmalen Ganges. Die einzige Tür, die in diesen Raum führte, war von außen verriegelt. Eilig drängte Leron´das sich in den Schatten zwischen die Fässer. Die Wachmänner durchsuchten jetzt den Hinterhof. Viele Versteckmöglichkeiten gab es nicht. Es würde nicht lange dauern, bis auch sie die Kellerluke entdeckten. Auf der anderen Seite, im Treppenhaus, kamen Schritte immer näher. Da sah Leron´das eine Falltür, die nach unten führte. Dort musste er versuchen zu fliehen. In diesem Moment bemerkten die Wachmänner die offene Kellerluke. Einer steckte den Kopf hindurch. Leron´das zog sich tiefer in die Schatten zurück.
„Ist er dort drin?“, fragte der Hintere.
„Ich kann nichts sehen, es ist stockfinster. Aber das Loch ist ohnehin viel zu eng.“
„Der kommt da sowieso nicht raus.“ Die Stimme klang nicht eben überzeugt. „Bering und Riesart kommen von der anderen Seite.“ Der struppige Kopf verschwand aus der Fensteröffnung. Leron´das nutzte den Augenblick, huschte zur Falltür, öffnete sie einen Spalt breit und ließ sich kopfüber hineinpurzeln. Er stand in einem weiteren Keller voller leerer Fässer. Seine Sinne tasteten nach einer Öffnung, einem Fluchtweg. Von irgendwo spürte er einen Luftzug und er folgte ihm bis vor eine verriegelte Brettertür. Seine Finger tasteten das Schloss auf der anderen Seite. Jetzt, da er den Rücken frei hatte, konzentrierte er seine Kraft auf diesen Punkt. Es zischte, es knackte und dann hörte er den Aufschlag des Schlosses auf dem getretenen Lehmboden. Vorsichtig schob er sich durch die Tür und lauschte. In dem Keller über ihm polterten schwere Schritte. Bald würden sie die Falltür entdecken und ebenfalls nach unten steigen. Er schloss die Brettertür und verrammelte sie. Mit ein wenig Glück entdeckten sie das aufgebrochene Schloss nicht sofort. Leise entfernte er sich in dem schmalen Gang. Die Ahnung von Licht, das sich durch winzige, verborgene Kellerfenster quälte und kraftlos in den Bretterritzen sichtbar wurde, sagte Leron´das, dass er sich jetzt unter dem Nachbargebäude befand. Da sich die Straße stark neigte, war er nun wieder auf normaler Kellerhöhe. Vorsichtig schob er den kreischenden Riegel der erstbesten Tür beiseite und spähte hinein. Spinnweben, dick wie Vorhänge, hingen überall von der Decke herab und ganz hinten befand sich eine winzige Luke. Leron´das verschloss die Tür hinter sich, wand sich zwischen den Spinnweben hindurch und quetschte sich schließlich durch das enge Loch in die Freiheit.
Keuchend lehnte er mit dem Rücken zur Hauswand. Nur wenige Schritte vor ihm stand ein weiteres Haus. Der Boden war schwarz, nicht einmal Unkraut wuchs an diesem lichtlosen Fleck, dafür schien es eine bevorzugte Ecke für Mensch und Tier darzustellen, wenn es darum ging, eine Notdurft zu verrichten. Durch einen schmalen Gang kam Leron´das in die Schnurgasse, die nur wenige Schritte hinter dem Gasthof Zum Hirschen von der Kirchengasse abzweigte. Vorsichtig trat er auf die belebten Straßen der Stadt. Er war frei! Eilig richtete er seine Schritte auf das Kirchengässer Tor. Er hatte es beinahe erreicht, da fiel ihm ein, dass er seine Schuld bei dem Wirt noch nicht beglichen hatte. Er zögerte. Wenn er zurückging, brachte er sein Leben in Gefahr, ging er nicht, musste sein Ruf darunter leiden. Eine innere Stimme sagte ihm, dass sein Ruf sowieso geschädigt war und es nicht mehr darauf ankam. Gleichzeitig war er sich sicher, dass es jetzt, mehr denn je, wichtig war, etwas für den guten Ruf der Elben zu tun. Leron´das wusste nicht, was ihm zur Last gelegt wurde. Aber da seine Tarnung aufgeflogen war, würde es kein günstiges Licht auf die Elben werfen, wenn er sich, ohne zu zahlen, davonschlich.
Er zog seinen Hut aus der Tasche, um zumindest das
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