Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Abendessen herzurichten und Johann musste noch hinüber zu Elvira laufen, um frische Milch für Lume´tai zu holen.
Elvira hatte zwar angeboten, die Kleine zu sich zu nehmen und ihre Amme zu sein, aber das kam nicht in Frage. Der Elbenwahnsinn des Königs hatte mittlerweile Blüten geschlagen. Nicht nur, dass das Feldlager nördlich von Waldoria bald so groß war wie die Stadt selbst. Man hatte damit begonnen eine Schneise in den Wald zu schlagen und überall wimmelte es von Soldaten. Feodor konnte es nicht länger wagen, auf die Jagd zu gehen. Immer mehr Menschen berichteten davon, dass sie den Zauberer gesehen hatten.
Phine hatte keine Lust darüber nachzudenken, denn kalte Wut packte sie bei dem Gedanken an das Unheil, das der König in seinem Wahn über sie und ihre Familie gebracht hatte. Und das Unheil beschränkte sich nicht allein auf ihre Familie. Jeder in der Umgebung hatte darunter zu leiden. Die Felder konnten nicht rechtzeitig abgeerntet werden und viel würde liegen bleiben. Zusätzlich litten all jene, die nicht zumindest ein Familienmitglied im Heer des Königs hatten, unter einer drastischen Steuererhöhung. Nur Feodors Beruf hatte verhindert, dass er sich im Heerlager des Königs einfinden musste. Dafür fertigte er ununterbrochen Pfeil- und Speerspitzen, Schwerter und Äxte.
Täglich hörte man von Toten und Verwundeten aus dem Wald aber auch von Hitzköpfen, die sich mit einer scharfen Waffe in der Hand bekriegten, als könnten sie den Tod nicht erwarten.
Die Stadttore wurden nun Tag und Nacht von einer Bürgerwehr bewacht und das Nord Tor blieb bis auf den Markt-Dienstag immer geschlossen.
Waldoria befand sich im Ausnahmezustand. Eine Armee, angeblich dafür einberufen, das Land zu schützen, belagerte die Stadt und hungerte sie aus. Kaum die Hälfte der Verkaufsstände wurde am Dienstag am Marktplatz aufgebaut. Wegen der ungeheuren Nachfrage waren der Käse und das Gemüse um ein Vielfaches teurer geworden und das meiste davon erreichte die Stadt noch nicht einmal.
Phine und die Kinder aßen allein zu Abend. Wie so oft in letzter Zeit.
Feodor hatte täglich bis tief in die Nacht Arbeit und kam immer müde und bedrückt nach Hause, schlief ein paar Stunden und ging wieder zurück an die Arbeit.
Phine hatte ein schlechtes Gewissen als sie, nachdem die Kinder im Bett waren, am Küchentisch saß und noch einige Hemden und Hosen flickte, während sie darauf wartete, dass er nach Hause kam. Sie musste mit ihm sprechen. Er war der Einzige, dem sie sich anvertrauen konnte und sie wollte sein Einverständnis, ehe sie damit begann, die Norne in sich gründlicher zu erforschen.
Mit all den ungewöhnlichen Ereignissen, die mit Josephine in sein Leben gekommen waren, ging er souverän um. Ihren elbischen Vorfahren hatte er schweigend zur Kenntnis genommen.
Er hatte das Kettenhemd für Philip verwahrt, als sei es ein vollkommen alltägliches Erbstück. Doch als er Leron´das heimbrachte und dieser vor ihr auf die Knie sank, hatte sie in seinen Augen gesehen, wie fremd sie ihm in diesem Moment war.
Das hatte ihr einen Stich versetzt, denn das Vertrauen zu ihm und sein Vertrauen zu ihr war das, was sie ihren Alltag meistern ließ. Es war die Grundlage für alles in ihrem Leben. Solange Feodor bei ihr war und ihr auf seine ruhige Art beistand, konnte sie alles andere ohne Schwierigkeiten bewältigen. Sie wollte ihm alle Zeit geben, die er brauchte. Nate´re sollte nicht zur Belastungsprobe für ihre Beziehung werden, denn derer gab es schon genug.
Im flackernden Licht der Kerze wurden ihre Augen schnell müde und sie musste sich immer wieder aufrichten und strecken. Dabei schloss sie die Augen für einen kurzen Moment und gewährte ihnen eine Pause. Da hörte sie das Tor zum Schuppen schlagen und kurz darauf kam Feodor durch die Hintertür in die Küche. Er lächelte, als er sie hinter dem Berg zerschlissener Hosen am Tisch sitzen sah.
„Ich frage mich manchmal, ob es außer Arbeit für uns beide auch noch andere Dinge in dieser Welt gibt?“
„Es werden wieder bessere Zeiten kommen. Irgendwann schickt der König die Soldaten nach Hause. Ich glaube nicht, dass er ausdauernd genug ist, um über Jahre erfolglos nach etwas zu suchen, was er nicht finden kann“, antwortete Phine.
Feodor nahm sich einen Hocker und setzte sich zu ihr an den Tisch. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und massierte seine Schläfen, dann legte er seine Handflächen zusammen und klopfte leicht mit den Zeigefingern
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