Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
nicht alleine zum Teich gehen, das wisst ihr genau. Und wenn ihr verstecken spielt, dann müsst ihr euch dort verstecken, wo Reiner euch sucht.“
„Ich hab gesehen, dass du mit Lumi über die Wiese gegangen bist und da bin ich dir hinterher gelaufen“, sagte Jaden.
„Und dann haben wir gesehen, wie du, plumps, umgefallen bist.“ Jaris sah sie ganz ernst an.
Phine lächelte. „Ich bin nicht umgefallen. Ich war bloß müde und wollte noch ein wenig schlafen.“
„Am Tag?“
„Wenn die Sonne scheint?“
Phine lachte. „Das könnt ihr nicht verstehen. Dafür seid ihr schon zu groß, stimmt´s?“
Die Zwillinge nickten eifrig.
„So, und jetzt lauft zurück zu Reiner und bleibt dort, bis ich euch hole. Verstanden!“
Wieder nickten sie und liefen über die Wiese davon. Phine legte sich zurück ins feuchte Gras und starrte in den Himmel. Sie war erschöpft, aber auch vollkommen aufgekratzt und euphorisch. Obwohl hier kaum Zeit vergangen war, hatte sie heute etwas bewirkt. Sie hatte alleine eine Schlacht geschlagen und gewonnen. Aber jetzt war sie wieder Phine. Zwar spürte sie stärker denn je die Kraft in sich, aber die Weitsicht fehlte ihr. Sie überlegte, wen sie getroffen hatte, bevor Jaris und Jaden sie zurück in ihren Körper brachten.
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Alle waren verwirrt. Unerwartet war die Welt zum Leben erwacht. Es wirkte, als würde man aus einer finsteren Höhle ins helle Tageslicht treten. Geblendet schlossen sie die Augen. Ihre aufs Äußerste gespannten Sinne reagierten über. Es fühlte sich an, als ob ein Blinder plötzlich sehen konnte, ein Tauber wieder hörte. Rond´taro zog sein Schwert in Erwartung dessen, was dieser plötzlichen Veränderung folgen würde. Nichts geschah. Er lauschte, er spürte, er sah und seine zwölf Gefährten taten es auch. Nichts geschah. Und doch war etwas Unglaubliches geschehen. Niemand hatte etwas Derartiges erwartet.
Seit sie die Quellenberge erreicht hatten, tappten sie im Dunkeln. Es war keine Dunkelheit, die sich auf die Sehkraft beschränkte, sondern ein Zaubernebel, der ihre Sinne täuschte und sie aller Hoffnung beraubte.
Das Grauen hatte in den letzten Wochen beständig zugenommen. Gerade für die jüngeren Elben, wie Fire´nol aus Frig´dal und Mendu´nor aus Munt´tar, war diese Zeit sehr schwer gewesen.
Mitril’le und Janta´ro hingegen waren mit jedem Gnomangriff entschlossener geworden. Der Kummer um ihren Sohn Fari´jaro, der hier in Re´n Dal ums Leben gekommen war, schien ungeahnte Kräfte in ihnen freizusetzen. Bei Gefahr reagierten sie besonnen, aber gnadenlos.
Rond´taro war froh, dass Iri´te sich entschieden hatte, mitzureiten, denn ihre Heilkräfte waren oft genug in Anspruch genommen worden, ebenso Lilli´des Fähigkeit Orte zu tarnen, damit sich alle wieder erholen konnten.
Nach Wochen blinden Umherirrens waren die Gefährten eher zufällig auf den Großen Ratssaal gestoßen. Dadurch gab es endlich einen festen Punkt, von dem sie mit Sicherheit wussten, wo er sich befand. Von da war es ihnen gelungen drei Überfälle auf umherstreifende Gnome zu führen und sie hatten damit begonnen, sich einen Weg zur Halle der Erkenntnis zu bahnen.
Nur deshalb waren sie hier. Die Halle der Erkenntnis musste dem Zauberer entrissen werden.
„ Der Nebel des Zauberers ist gebann t“, spürte Rond´taro die Stimme seines Sohnes Alrand’do.
„ Wer hat ihn gebannt ?“, fragte er in derselben wortlosen Art, in der er sich nur mit seinem Sohn unterhalten konnte.
„ Das weiß ich nicht, aber es ist unsere Stunde. Wir müssen jetzt sofort handeln .“
„Iri´te und Lilli´de bleiben hier. Wir anderen stürmen die Halle der Erkenntnis“, bestimmte Rond´taro.
Sie liefen durch das verschleierte Tor des Ratssaals, hinaus ins Sonnenlicht. Jetzt sahen sie zum ersten Mal den Turm des Zauberers düster und bedrohlich oben auf dem Berg thronen. Auf ihren Rüstungen schimmerten golden die Sonnenstrahlen. Ein Mensch hätte wohl nur ein flüchtiges Aufblitzen gesehen und sich vielleicht ein wenig gewundert. Die Gnome erkannten die Gefahr. Kopflos und völlig unorganisiert quollen sie aus allen Ritzen und Spalten wie Ameisen und stürzten sich auf die Elben. Ihre schiere Menge ließ Rond´taro seinen Schritt verlangsamen. Heute konnte er sie nicht nur sehen, sondern zum ersten Mal auch spüren und er wünschte sich, keinen von ihnen im Rücken zu haben.
Pfeile zischten, Schwerter flogen aus den Scheiden. Rond´taros matt silbern schimmernde Klinge mähte den
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