Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Sichel.
Rina´la stand wieder frei. Sie stützte Dari´de und brachte sie vom Feld. Jetzt erst sah Rond´taro, dass auch Alrand´do verletzt war. Sein linker Arm hing in einer Schlinge. Ein leichtes Schild war daran befestigt.
Rond´taro stand nur noch wenige Schritte vor dem Eingang der Erkenntnishalle. Er ließ sein Schwert sinken und tauschte einen Blick mit seinem zähen, tapferen Sohn. Stolz erfüllte sein Herz. Und Trauer.
Nur noch etwas mehr als fünfzig Gnome kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, aber auch vier Elben fehlten. Wie aus dem Nichts tauchte Lilli´de auf. Offensichtlich war ihr sicherer Ort jetzt so stabil, dass sie bedenkenlos kämpfen konnte.
Acht, dachte Rond´taro. Für jeden noch etwa sieben Gnome .
Dann stürzte er sich erneut in die Schlacht und sah erst wieder auf, nachdem er den zehnten Gnom zur Strecke gebracht hatte und keinen mehr vor sich sah.
Die Runen auf seiner Klinge waren nachtschwarz und genau so düster sah es in seinem Herzen aus, als er seinen Blick über das Schlachtfeld voller Leichen schweifen ließ.
Fünf Elben standen noch. Alrand´do wild und zerzaust. Mitril´le mit einem Ausdruck in den Augen, als hätte sie eine verhasste Arbeit erledigt. Fire´nol blass und erschöpft. Mendu´nor wie immer an der höchsten Stelle des Berges und Rond´taro.
„ Ich danke dir Alrand´do für das Leben meiner Tochter. “
Alrand´do grinste. „ Du dankst mir für das Leben meiner Schwester? Du weißt genau, was uns verbindet .“
Rond´taro lächelte zurück. Natürlich wusste er es. Es war ein festes Band, das alle seine vier Kinder miteinander verband, geflochten aus Liebe und Fürsorge und einer Kindheit, die sie gemeinsam verbracht hatten.
„Haben wir jemanden verloren?“, fragte er laut.
„Janta´ro hat eine schwere Verletzung am Kopf“, sagte Mitril´le leise. „Dari´de ist zurzeit auch nicht bei Bewusstsein, und ob Eben´mar sein Bein behalten wird, steht noch nicht fest. Die anderen werden mit Iri´tes Hilfe bald wieder genesen sein.“
„Wo ist Lilli´de?“, fragte Rond´taro.
„Ich stehe hinter dir, Rond´taro.“
„Dann sind wir jetzt sechs“, sagte Rond´taro und drehte sich zu Lilli´de herum.
„ Sieben “, verbesserte Alrand´do wortlos.
Rond´taro fuhr herum, und sah Rina´la, die aus dem Schatten des Schutzes getreten war. Sie trug ihren verletzten Arm in einem ordentlichen Verband und hatte eine Armschiene darüber gezogen. Ihre Wangen wirkten eingefallen und sie war um den Mund recht blass, aber in ihren Augen leuchtete der Tatendrang.
„Holen wir uns die Halle zurück!“, sagte Alrand´do laut. Er lachte verwegen und schüttelte seine wilde Mähne.
Rond´taro lächelt in sich hinein. Schon als Kind war Alrand´do stets zerzaust und wild und unordentlich gewesen. Seine Hosen und Schuhe hatten laufend Löcher und seine Haare waren niemals ordentlich geflochten und selbst wenn sie es waren, blieb das nicht lange so. Ala´na hatte ihn immer neckisch kleiner Mensch genannt und tat es auch heute noch manchmal, wenn sie alleine mit ihm war.
„ Komm Vater, wir haben nicht ewig Zeit “, sagte Alrand´dos körperlose Stimme. „ Wenn wir die Halle verschlossen haben, kannst du weiter an Mutter denken. “
„ Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht in meinen Gedanken herumwühlen !“, schimpfte Rond´taro wortlos, aber er legte seinem Ältesten die Hand lächelnd auf die Schulter.
„Um zu wissen, dass du an Ala´na denkst, muss ich nicht wühlen. Jeder hier weiß es“, flüsterte ihm dieser zu und grinste.
≈
Ala´na … überlegte Phine. Wer war Ala´na? Sie war so traurig und sie war an einem Ort, an dem sie nicht hätte sein sollen. An was für einem Ort? Sie sprach von ihrem Herzen – ihrem Liebsten – und vorhin wussten beide noch genau, wer das war, aber Phine wusste es jetzt nicht mehr. Sie musste noch einmal zurück, um Ala´na zu finden. Aber sie war sich nicht sicher, wie ihr das gelingen konnte.
Von einer unbestimmten Unruhe getrieben, erhob sie sich und lief am Ufer des Teiches auf und ab. Die Sonnenstrahlen wärmten ihren taufeuchten Rücken.
Lume´tai grunzte leise im Schaf und rekelte sich wie ein Kätzchen. Lächelnd beobachtete Phine das schlafende Kind. In wenigen Jahren würde auch sie ohne ihre Erlaubnis an den Weiher kommen, in den alten Turm klettern und andere verbotene Dinge tun, wenn nicht …
Die ganze Welt um sie herum begann, sich zu drehen. Bilder flogen an ihrem geistigen Auge vorbei und
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