Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
eine Drohung bestärkte er die Gewissheit, dass dieser Kampf noch nicht zu Ende war.
Der Mensch saß auf einem Feldbett, das Iri´te ihm zugewiesen hatte. Er hatte noch kein Wort gesprochen. Die Elben musterten ihn neugierig, aber insgeheim hoffte jeder, Rond´taro würde mit ihm reden. Aber Rond´taro brütete in einer Ecke und keiner hielt es lange in seiner Nähe aus. Selbst die düsterste Stimmung und finsterste Hoffnungslosigkeit, die der Zaubernebel in ihre Gemüter gestreut hatte, vermochte sie nicht so zu bedrücken wie Rond´taros Seelenqual.
Er beachtete niemanden sondern stierte nur trüb vor sich hin. Alrand´do fühlte sich verpflichtet, die Aufgaben seines Vaters zu übernehmen. Er ging von einem zum anderen und erkundigte sich nach seinem Befinden, er half, wo es ihm notwendig erschien. Er wusste, dass niemand es von ihm erwartete, genau so wenig, wie es von Rond´taro selbst erwartet wurde. Aber es war von je her Rond´taros Art gewesen, sich um andere zu kümmern und ihnen in den Stunden des Zweifelns beizustehen. Seine Fähigkeit, aus jedem das Beste ans Tageslicht zu fördern, fehlte Alrand´do jedoch. Trotzdem glaubte er, es ihm schuldig zu sein.
Schließlich konnte er sich nicht länger vormachen, noch mehr bewirken zu können. Er sah seinen Vater vom anderen Ende des Ratssaals an. „Vater?“
Rond´taros Geist blieb verschlossen, aber seine Gedanken brodelten dunkel und gefährlich wie das Meer bei einem nächtlichen Sturm.
Alrand´do durchschritt mit wenigen Schritten den Saal und setzte sich neben ihn.
„Vater?“
Keine Antwort.
„Vater, wir haben einen Menschen in der Halle der Erkenntnis gefunden. Er ist jetzt bei Kräften, jemand sollte mit ihm sprechen.“
„Schick ihn nach Hause, sag ihm, er soll sich und die Seinen in Sicherheit bringen. Dunkle Zeiten ziehen auf.“
„Das hab ich mir jetzt lange genug angehört“, rief Alrand´do aufgebracht. Er nahm Rond´taros Hand und fügte sanfter hinzu. „Du täuschst dich Vater. Der See sprach nicht die Wahrheit. Seine Zeit ist um. Dunkle und traurige Träume leben in ihm. Ala´na wird ihn besänftigen. Der Zauberer findet die Halle kein zweites Mal. Alles, was ihm gehört, haben wir in seinen Turm gebracht, aber auch den Turm wird er nicht mehr betreten können.“ Alrand´do versuchte zu lachen, doch seine raue Kehle ließ nur ein Krächzen zu. „Was glaubst du, wie er sich ärgern wird, wenn er vor seinem Haus steht und keinen Weg hinein findet. Zu gerne möchte ich mir dieses Schauspiel ansehen.“
„Seine Macht übersteigt die unsere. Wir werden scheitern und verlieren. Keiner, der hier bleibt, kann überleben.“
„Nein! Nein! Nein! Seit ich lebe, führst du mich von Baum zu Baum, von Grashalm zu Grashalm. Jede Quelle, jedes Blatt, jeden Stein hast du mir gezeigt. Ich spüre dieses Land durch meine Adern fließen und ich weiß, dass es kein Zufall war, der die Schiffe unserer Vorfahren in das Delta des Engelsflusses einfahren ließ. Kein Zufall, der ihnen den Weg zurück mit ewigem Eis versperrte. Schwere Zeiten gibt es überall, und wenn du glaubst, dass einer von denen hier, bereit ist, dieses Land zu verlassen, dann irrst du dich.“
„Nur ein Narr würde bleiben in einem sterbenden Land“, zischte Rond´taro.
„Nur ein Narr würde gehen, solange er noch einen Bogen auf dem Rücken und ein Schwert in der Hand hat“, rief Alrand´do empört. „Du hast doch auch nicht die Absicht zu fahren!“
„Ich werde sterben.“ Rond´taros Stimme klang gleichgültig und kalt. Alrand’do sprang auf und entfernte sich einige Schritte, ehe er einen zornigen Blick über seine Schulter warf. Hin und her gerissen zwischen Wut und Trauer musterte er seinen Vater. Wenn Rond´taro aufgab, würden viele es ihm gleichtun. Schweigend setzte er sich wieder neben ihn.
„Zeig mir, was du gesehen hast.“
Zögernd öffnete Rond´taro seinen Geist. „Wenn du es gesehen hast, wirst du dieses Land verlassen. Niemand von euch soll zu einem ruhelosen Geist werden. As´gard kann man von hier bereits nicht mehr erreichen.“
Bevor Alrand´do sich über diese Worte aufregen konnte, fluteten bereits die Bilder, die Rond´taro in der Halle gesehen hatte: Unter unsäglichen Qualen brachte eine rothaarige Elbin ein Kind zur Welt. Einen Jungen mit kalten, schwarzen Zaubereraugen. Seine Geburt besiegelte das Schicksal aller Lebewesen, denn sie machte Dosdravan innerhalb weniger Stunden zum mächtigsten Wesen der Welt. Sein Schatten breitete
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