Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Pal´dor?“
„Allen geht es gut, mach dir keine Sorgen. Wie viele Jahre hat keiner von uns Pal´dor verlassen? Jetzt sind es nur Wochen und sie werden vorübergehen. Von Leron´das wollte ich Dir noch berichten“, wechselte sie das Thema. „Ich traf ihn auf einem Berg bei Corona. Ich hoffe, bald länger mit ihm sprechen zu können.“
„Ala´na … Ala´na, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Du bist da und trotzdem fern. Mein Herz ist einsam ohne das Deine.“
„Ich komme zu dir, wann immer du mich rufst. Ich werde immer in deiner Nähe sein.“
Von einem Baum über ihm fiel ein Blatt in die Quelle. Das Wasser erzitterte und Ala´nas Bild verschwand. Ihre letzten Worte hallen noch in Rond´taros Ohr. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie war so … anders. Unter normalen Umständen hätte sie sich nicht mit Ausflüchten abspeisen lassen.
Er schloss die Augen und sah ein weißes Schiff, auf dem Ala´na stand und ihm zuwinkte. Eine stahlharte Hand umklammerte sein Herz. Sie würde niemals ein Schiff ohne ihn besteigen. Doch es gab nur zwei Möglichkeiten. Fahren oder sterben.
Die namenlosen Bäume drehten sich um ihn, und er sank verzweifelt zu Boden. Abwechselnd sah er alle seine Lieben mit gebrochenen Augen fallen oder mit Tränen in den Augen segeln.
So fand ihn Rina´la am späten Nachmittag.
„Wir wollten dir die Zeit geben, die du brauchst, Vater. Aber jetzt wollen wir nach Hause zurückzukehren. Unsere Aufgabe ist erfüllt und die Verletzten sind auch reisefähig. Im Rat werden wir entscheiden, was als Nächstes zu unternehmen ist.“
„Wir können nicht nach Hause gehen. Pal´dor ist abgeriegelt“, antwortete Rond´taro matt. Er sah den entsetzten Ausdruck in Rina´las Augen, aber er fühlte sich unfähig, sie zu beruhigen oder zu trösten. „Ala´na sagt, wir sollen nach Lac´ter reiten.“
„Lac´ter?“ Sie zog die Nase kraus. „Ich hatte gehofft, mich bald im Kreis meiner Liebsten zu befinden.“ Sie lächelte traurig. „Reiten wir also nach Lac´ter, wenn Mutter das sagt.“
6. In der Umarmung des Flusses
Hilmar von Weiden und seine Familie verbrachten die Wochen nach Amilanas und Philips Geburtstagsfeier auf dem Erses Berg. Der Graf hatte behauptet, dass er einiges im Süden der Säbelau zu regeln hätte und der Standort von Agnus Haus dafür besser geeignet war. Fast beiläufig fügte er hinzu, dass er in Kürze den Zauberer in der Weidenburg erwartete und es ihm lieber war, wenn sich seine Familie nicht dort aufhielt. Er verbrachte viel Zeit mit Agnus in den südlichen Provinzen. Wenn sie wieder kamen, begleitete sie nicht selten Vinzenz von Hohenwart.
Arina schien dann immer besonders aufgekratzt, was Philip dazu bewog, ihr am besten nicht über den Weg zu laufen. Darum flüchtete er an solchen Tagen oft nach draußen.
Doch nun saß er unzufrieden auf einem niederen Mäuerchen und versuchte Steine über den Wall zu werfen. Es war kühl. Man spürte bereits deutlich die klammen Finger des Herbstes, und es regnete leicht.
Seit Arina und Annamarie von Weiden auf dem Erses Berg weilten, fand Amilana kaum noch Zeit für einen Schwertkampf mit Philip. Walter war nach wie vor nicht dafür zu begeistern. Nachdem Arina Philip einmal beim Bogenschießen zugesehen hatte und er daraufhin zwei Mal hintereinander die Zielscheibe nicht traf, widmete er sich diesen Aktivitäten nur noch, wenn sie sich sicheranderweitig beschäftigte.
Der nächste Stein flog weit über den Wall hinaus. Er landete lautlos auf der dahinter liegenden Wiese. Agnus von Wildmoortal, Hilmar von Weiden und Vinzenz von Hohenwart saßen in Agnus´ Arbeitszimmer keine dreißig Schritte von Philip entfernt. Sie wussten immer noch nichts von der Suche der Elben nach dem rechtmäßigen Königserben. Walter weigerte sich ein ums andere Mal die hohen Herren zu stören und war auch heute wieder wie vom Erdboden verschluckt.
Der Wind riss an Philips Hemd und zupfte die ersten bunten Blätter aus den Bäumen. Er warf einen letzten Stein über den Wall, sprang vom Mäuerchen und ging hinunter zu den Pferdekoppeln.
Der Esel stand abseits mit hängendem Kopf, wie so oft in letzter Zeit. Lag da ein stiller Vorwurf in den Augen des Tieres? Zumindest die Mohrrübe schien ihm zu schmecken und er ließ sich zwischen den Ohren kraulen, während Philip einem Schwarm Stare nachschaute.
Er hatte Leron´das versprochen, Verbündete zu suchen. Er hatte es versprochen und wollte sich von Walter nicht länger aufhalten lassen.
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