Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Bereits nach der Vorspeise hätte er am liebsten schreiend den Speisesaal verlassen.
Während der Hauptspeise fiel sogar Hilmar, der wie immer fröhlich plauderte, auf, dass Arina heute besonders wortkarg war. Erst musterte er sie geraume Zeit kritisch, dann fragte er: „Was bedrückt dich mein Engel?“
Ein Schnauben war ihre einzige Antwort.
„Willst du vielleicht später mit mir sprechen?“, fragte er.
„Nein, es gibt nichts zu besprechen“, antwortete sie schnippisch.
Philip suchte ihren Blick und versuchte ihn festzuhalten. Er wollte die Hand ausstrecken, ihr zeigen, dass sie nicht alleine war, aber sie wandte sich kalt und hochmütig von ihm ab.
Gleich nach dem Essen verabschiedete sie sich und ging, ohne Philip auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen. Verletzt und traurig sah er auf die Tür, hinter der sie verschwunden war. Er fragte sich, ob ihr der Kuss nichts bedeutet hatte? Ob sie den Fehler bereits bereute? Seine ganze, schöne, hoffnungsvoll verliebte Welt brach über ihm zusammen und begrub ihn in ihren Trümmern.
Wie betäubt folgte er Hilmar in dessen Arbeitszimmer und setzte sich auf den Stuhl, der ihm angeboten wurde. Hilmar stopfte sich eine Pfeife.
„Erzähl“, sagte er.
Philip berichtete von seiner Suche in allen Büchern, die er über Corona gefunden hatte und, dass er auf keinerlei Hinweise gestoßen war, die auf das hindeuteten, was sie zu finden hofften.
Hilmar hörte zu, während er graue Rauchwölkchen ausstieß. Seine linke Hand trommelte indes unruhig auf dem dicken Leder des Buches welches Philip ihm, in der Hoffnung er würde etwas finden, gegeben hatte.
„Das ist in der Tat nicht viel“, sagte er, als Philip schwieg. „Ich habe es allerdings befürchtet.“
„Es tut mir leid. Ich bleibe dran. Es sind genügend Bücher da, die ich noch nicht gelesen habe.“
„Ich habe vor einigen Tagen mit Agnus gesprochen und wir sind uns einig, dass einer von uns nach Eberus reisen muss. Ich werde fahren, sobald der Schnee geschmolzen ist.“
„Aha“, machte Philip. „Wieso nach Eberus?“ Arina hatte also doch richtig gehört.
„Jemand muss mit dem Archiepiskopos sprechen. Er muss wissen, was hier im Norden des Landes vorgeht.“
„Glaubt Ihr nicht, dass er es schon weiß?“, fragte Philip.
„Ganz ehrlich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass keine Botschaften nach Eberus gelangt sind. König Leonidas kann unmöglich alle Priester in seiner Gewalt haben. Aber der Archiepiskopos ist ein alter Mann und wer weiß, wer seine Berater sind?“
„Fahrt Ihr alleine?“, fragte Philip.
Hilmar lachte. „Mit wem sollte ich reisen? Agnus verlässt seinen Sumpf nur, wenn ihm das Wasser bis zum Halse steht, außerdem muss er darauf achten, dass Nestalor nicht wieder zu Gnomen kommt. Und Vinzenz ist in der Falkenburg. Wann der wieder kommt, kann keiner genau sagen.“
„Ihr könntet Arina mitnehmen.“ Als Philip das sagte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen und er spürte einen Druck in der Magengegend, als ob er einen Schlag dorthin bekommen hätte.
Hilmar sah ihn entgeistert an. „Arina! Wieso Arina?“
Philip senkte den Blick und zupfte einen Fussel von seiner Hose.
„Sie hat von der geplanten Reise gehört, und sie ist nicht glücklich darüber“, sagte er leise.
„Deshalb dieses Theater beim Abendessen“, schnaufte Hilmar und lehnte sich zurück.
Philip hob scheu seinen Blick, aber Hilmar beachtete ihn im Moment nicht. Er starrte auf einen Punkt in der Ferne und saugte dabei an seiner ausgebrannten Pfeife.
„Ich glaube, dass sie Euch besser verstehen würde, wenn sie den Ernst der Lage kennen würde. Aber sie weiß ja noch nicht einmal, warum ich hier bin.“
„Nicht einmal meine Frau weiß alles“, erwiderte Hilmar.
„Aber warum …?“
„Damit sie sich nicht noch mehr Sorgen macht! Reichen nicht die Gnome und die Tatsache, dass wir einen, den der König sucht, in unserem Haus beherbergen?“
„Da kommt es auf eine Katastrophe mehr doch nicht an“, grinste Philip, aber Hilmars Worte hatten ihn getroffen und ihm seinen Platz in diesem Haus deutlich gemacht.
Als er später im Bett lag, wälzte er sich hin und her. Der Schlaf wollte nicht kommen. Erst in den frühen Morgenstunden schlief er für kurze Zeit ein.
Es klopfte. Philip fuhr verschlafen hoch. Das ganze Elend der Nacht brach über ihn herein. Der Hausdiener öffnete die Tür einen Spalt breit.
„Aus dem Stall kam die Nachricht, dass der Reitlehrer jetzt eingetroffen
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