Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
ist.“
„Danke“, brummte Philip und massierte seine Schläfen. Das war genau das, was er brauchte. Jemand der ihm sagte, dass er nicht reiten konnte. Er sah zum Fenster hinaus. Es war neblig und kalt. Weißer Reif haftete überall. Zumindest würde er bei dem Wetter schnell wach werden.
Träge wusch er sein Gesicht und zog sich an. Er wollte den Mann nicht warten lassen, aber er war zu keiner schnelleren Gangart fähig.
Erós stand schon gesattelt bereit. Es war Philip unangenehm, dass andere für ihn arbeiteten und er bedankte sich bei dem Stallburschen. Der grinste nur.
„Du siehst müde aus“, sagte er.
„Ich bin müde“, bestätigte Philip.
Der Reitlehrer ein kleiner, sehniger Mann, ließ Philip einige Runden auf der Wiese vor der Burg traben. Er stand in der Mitte des Platzes, stützte dabei sein Kinn in die Hand und kniff die Augen zusammen.
„Gut“, sagte er schließlich. „Ihr braucht ein anderes Pferd.“
„Ein anderes Pferd?“, fragte Philip verständnislos. „Ich habe kein anderes Pferd.“
„Sprecht mit dem Grafen, lasst Euch ein anderes Pferd geben.“
„Warum?“, fragte Philip und sprang aus dem Sattel.
„Es ist schön zu sehen, dass dieses Pferd Euch mag. Es ist ein kluges Tier und versteht viel von dem, was ihr ihm sagt, aber Ihr wollt reiten lernen und das könnt ihr auf einem so eifrigen Tier nicht. Fragt im Stall nach einem sturen, faulen und dummen Tier. Wenn es sein muss, lasst Euch einen Esel geben.“
Philip lachte. „Einen Esel habe ich selber, aber ich fürchte, der ist für den Reitunterricht noch weniger geeignet als mein Pferd.“
Sie einigten sich auf zwei Reitstunden pro Woche, dann war Toralf dran. Aufgeregt zappelte er vor dem Stall auf und ab, während Hilmar mit dem Lehrer sprach. Philip hatte bis zum Schluss gehofft, Arina würde doch noch kommen, aber sie kam nicht. Er überlegte, ob er es wagen konnte, an ihrer Tür zu klopfen, aber dann ging er doch, wie immer in den letzten Tagen, in die Bibliothek.
Er nahm wieder das Buch in die Hand, das sie für ihn aus dem Regal gezogen hatte und betrachtete die Wappen der Könige. Jedes von ihnen erzählte eine Geschichte. Die Berge, die Burg, die Krone.
Aber was bedeutete der Schlüssel? Fast vierhundert Jahre lang beherrschte er die untere Hälfte des Wappens, war die Grundlage der Krone, aber was stellte er dar? Willibald hatte ihn nicht mit in sein Wappen aufgenommen.
Es klopfte und Hilmar von Weiden kam herein. In der Hand hielt er wie ein Schwert eine Rolle Pergament. Er sah Philip vorwurfsvoll an, als er ihm die Schriftrolle buchstäblich unter die Nase hielt.
„Die hier ist dir aus dem Wildmoortal nachgesandt worden“, sagte er barsch. „Wer weiß, dass du hier bist?“
„Niemand. Höchstens Leron´das“, antwortete Philip verdutzt. Aber Leron´das würde keine Schriftrolle schicken, dachte er bei sich. Vorsichtig nahm er die Rolle und brach das Siegel. Sein Herz flatterte aufgeregt und seine Finger zitterten. Hilmar ließ ihn nicht aus den Augen. Philip rollte das Pergament auseinander und sah als Erstes auf die Unterschrift, aber es war keine vorhanden. Nur eine Rune, ein verschlungenes B eingebettet in einen Kreis, stand am Ende der Zeilen.
Deine Mutter schickte mir die traurige Nachricht von dem Tod eines guten Freundes und bat mich, dir auszurichten, du mögest sobald als möglich in ihre Heimatstadt reisen. Finde dich, wenn du dort bist, an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils nach dem ersten Glockenschlag in der Kirche ein. Setz dich in die letzte Reihe unterhalb der Treppe zur Empore. Darunter die rätselhafte Rune.
Philip las die Nachricht noch zweimal. „Der Abdruck auf dem Siegel sieht aus wie ein Schlüssel“, sagte er und überreichte er den Brief Hilmar. „Der Schreiber kennt Theophil und meine Mutter, es könnte sich also um ein Mitglied des Geheimen Schlüssels handeln.“
„Wieso weiß er, wo du bist?“, fragte Hilmar ohne den Brief anzusehen.
„Keine Ahnung. Niemand weiß, dass ich hier bin. Aber lest selbst.“
Hilmar überflog die Zeilen. Eine steile Falte entstand auf seiner Stirn. Er musterte Philip kritisch, als er ihm das Schreiben wieder gab. „Wo ist die Heimatstadt deiner Mutter?“
„Corona“, sagte Philip. „Ich soll nach Corona gehen.“
7. Die Macht der Zauberer
Dosdravan stand in seine schwarze Kutte gehüllt vor dem König. Er sah aus wie eine kranke Krähe. Die Wangen eingefallen, die Schultern hochgezogen, nur seine Augen blickten
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