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Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Titel: Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Hause gekommen wäre. Er ging mit Erós auf den Platz und schnalzte mit der Zunge, woraufhin Erós sofort in Trab fiel, er sah den Steinhaufen nur an, und Erós lief um ihn herum. Den Zügel hatte er gar nicht erst aufgenommen, denn er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er in seiner Ahnungslosigkeit damit seinem treuen Gefährten so lange Schmerzen zugefügt hatte. Er dachte daran, was Gernot ihm über den Galopp gesagt hatte und brachte seine Beine in die dafür vorgesehene Stellung. Nichts geschah.
    „Lauf Erós“, flüsterte Philip.
    Sofort kam Erós´ Reaktion. Eine Wellenbewegung ging durch den Nacken des Pferdes, die Mähne flog und Erós streckte sich im Galopp. Philip genoss eine Weile den kühlen Wind im Gesicht, dann brachte er das Tier zum Stehen und stieg ab. „Du bist kein gut ausgebildetes Pferd, mein Freund. Wir zwei sind ein tolles Gespann. Es ist ein Wunder, dass wir all die Meilen zusammen überwunden haben.“ Erós schnaubte zustimmend und suchte Philips Taschen nach einem Karottenstück ab.

    Auch wenn er sich das Reitenlernen nicht so mühsam vorgestellt hatte, so war es doch eine willkommene Abwechslung zu dem Brüten über den Büchern der Bibliothek. Vor allem aber war es eine Ablenkung von den trüben Gedanken, die ihn in Stunden der Muße überfielen, wenn er an Arina dachte. Meistens ging sie ihm aus dem Weg. Er sah sie fast nur zu den Mahlzeiten, in Anwesenheit ihrer Eltern und wechselte wenige Worte mit ihr. An guten Tagen unterhielt sie sich im leichten Plauderton, aber sie reagierte immer abweisend, wenn er das Gespräch auf ihren gemeinsamen Ausritt lenkte oder sie flüchtig berührte.
    Er hatte sie ein paarmal ausreiten sehen, aber sie war nie wieder zu ihm gekommen, um ihn zu fragen, ob er mit ihr reiten wollte. Philip traute sich nicht, das Fenster aufzureißen und sie zu fragen, ob sie auf ihn wartete. Mehr als alles andere fürchtete er, eine direkte Abfuhr aus ihrem Mund zu hören.
    Der Hausdiener wartete hinter der Tür auf ihn.
    „Der Herr Graf wünscht, Euch in der Bibliothek zu sprechen.“
    „Ist er schon dort?“, fragte Philip.
    „Ich werde ihm Bescheid sagen, dass Ihr wieder im Haus seid, dann wird er Euch dort aufsuchen.“
    „Danke“, sagte Philip und ging in sein Zimmer, um sich frisch zu machen.
    Mit den meisten Hausangestellten hatte er sich im Laufe der Zeit auf einen weniger steifen Umgangston einigen können. Allein die Tatsache, dass er der Gast ihres Herren war, war kein Grund für Förmlichkeiten. Außerdem fühlte sich Philip in der Küche am Tisch der Dienstboten ohnehin wohler, als bei den steifen Mahlzeiten im Speisesaal. Der Hausdiener war der einzige, der nicht auf Philips freundschaftliches Angebot eingegangen war. Er behielt die formellen Anreden bei und vermittelte Philip damit, auf eine viel spitzere Art, dass er ihn für einen Emporkömmling hielt.

    Als er sein Zimmer betrat, hopste ein Kind auf seinem Bett.
    „Toralf, was tust du hier?“
    Der Junge ließ sich auf den Hintern plumpsen und lachte. „Ich spiel Verstecken“, sagte er, rutschte vom Bett und kam auf Philip zugelaufen.
    „Wer spielt mit?“, fragte Philip.
    „Alle suchen mich, aber hier findet mich niemand.“
    „Du weißt, dass deine Mutter möchte, dass du lernst?“
    Der Junge schob schmollend seine Unterlippe nach vorne. „Ich habe keine Lust. Immer muss ich lernen, nie spielt jemand mit mir.“
    Philip seufzte. „Ich spiele heute Nachmittag mit dir, aber nur, wenn du jetzt gehst, und deine Aufgaben machst.“
    „Nein!“, rief der Junge.
    „Doch“, erwiderte Philip bestimmt.
    „Du sollst jetzt mit mir spielen!“, forderte das Kind.
    „Jetzt ist dafür keine Zeit. Ich habe was zu tun und du hast was zu tun, aber am Nachmittag bauen wir einen Schneemann. Versprochen.“
    Toralf musterte Philip mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Immer dieses blöde Lernen“, er stampfte bis zur Tür, dann drehte er sich um. „Bekommt der Schneemann auch einen Hut?“
    „Einen Hut, eine rote Möhrennase und Augen aus Kohlen.“
    „Und er wird soooo groß!“ Toralf stellte sich auf die Zehnspitzen und streckte die Arme über seinen Kopf.
    Philip lachte. „Er wird mindestens so groß.“
    „Na gut. Aber vergiss das bloß nicht!“
    „So etwas vergesse ich nie“, versicherte Philip.
    Als Toralf die Tür schon einen Spalt breit geöffnet hatte, drehte er sich noch einmal um. „Du darfst niemandem sagen, dass ich hier war!“
    „Niemandem!“

    Die Bibliothek war noch

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