Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
leer. Philip stellte sich hinter den Tisch und sah noch einmal die Bücher durch, die er sich am Vorabend herausgelegt hatte. Dann griff er nach dem, das ihm am vielversprechendsten erschien. Kurze Zeit später war er darin versunken. Das Klopfen an der Tür schreckte ihn auf und brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
Hilmar von Weiden trat ein. Er trug bequeme Hauskleidung, die wie immer perfekt saß. Seine Haare waren ordentlich gekämmt und im Nacken zusammengebunden, nur eine einzelne Strähne fiel ihm in die Stirn. Er lächelte freundlich.
„Wie verläuft dein Reitunterricht?“, fragte er.
Philip wackelte mit dem Kopf und grinste. „Ich werde wohl noch eine Weile üben müssen. Ich glaube, der Stallbursche hat mir das widerspenstigste Tier ausgesucht.“
„Den Fuchs?“
„Genau den.“
Hilmar lachte. „Glaub mir, wenn du den reiten kannst, dann kannst du es wirklich. Arina hat vor Wut geweint, als sie auf ihm reiten musste. Auch ich nehme ihn noch ab und an mit hinaus, um nichts zu verlernen.“
„Im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen, mit dem irgendwo hinzureiten, denn ich befürchte, dass ich dann zu Fuß zurückgehen muss.“
Hilmar lachte wieder, und Philip lachte mit.
„Wie ich sehe, bist du immer noch mit Eifer bei der Sache“, sagte der Graf und machte eine Kopfbewegung in Richtung der Bücherstapel auf dem Tisch.
„Im Moment sehe ich darin die einzige Hoffnung, eines Tages wieder nach Hause zurückkehren zu können.“
„Und was ist mit Corona?“
Philip zuckte mit den Schultern. „Ich darf doch hier nicht weg“, murmelte er und versuchte den bitteren Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken.
Der Graf setzte sich in einen Sessel und deutete Philip durch eine Handbewegung, es ihm gleich zu tun.
„Vor einigen Tagen erreichte mich ein Schreiben von meinem Neffen Vinzenz“, begann er. „Er teilte mir mit, dass sich der König derzeit nicht in der Burg aufhält. Vinzenz reist ihm zum Monastirium Wilhelmus nach. Er wird versuchen, dort mehr zu erfahren, sowohl über die Absichten des Königs als auch über die Beweise, die uns hier noch fehlen.“ Er räusperte sich. „Die Lage spitzt sich zu. Das Volk ist unruhig. Die Einberufung von so vielen Männern ist eine große Belastung für die Menschen. Den Familien fehlen ihre Ernährer; außerdem müssen die vielen Soldaten versorgt werden. Für eine Stadt wie Waldoria sind die Lager eine Plage. Die Männer sind nervös, denn sie wissen nicht, was sie erwartet. Im Alten Wald liegen mittlerweile so viele Tote wie auf einem Schlachtfeld. Es gibt Gerüchte, dass ganze Heere verschwunden sind. Manche behaupten, die Feen hätten sie verschleppt, andere sagen, sie seien vor dem Zauberer geflüchtet. Vinzenz schreibt, dass man von der Burg aus die Schneise im Wald sehen kann, die in Richtung des vermuteten Aufenthaltsorts der Elben, geschlagen wurde.“
Philip legte die Hände an die Schläfen und schloss für einen Moment die Augen. Er kannte die Stelle und meinte, noch heute das Rauschen der Kiefern zu hören, unter denen er und Theophil von dem Zauberer aufgespürt wurden.
„Ich habe mit Agnus darüber gesprochen“, fuhr Hilmar fort. „Und ich habe ihm von dem Brief erzählt, den du vor einigen Wochen erhalten hast. Wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass wir es uns nicht leisten können, auf Wissen zu verzichten. Wenn der Schreiber deines Briefes ein Mitglied des Geheimen Schlüssels ist, dann sollten wir mit diesem Mann in Verbindung treten, selbst wenn du dafür bis nach Corona reisen musst.“ Er grinste. „Ich dachte, dass wir mit dem Eintreten der Schneeschmelze gemeinsam nach Süden aufbrechen könnten.“
Philips Kinnlade klappte nach unten. Er war sprachlos.
Der Graf bemerkte seine Verwirrung. „Ich weiß, wir haben dir bisher jede Art von Reise ausgeredet, und ich halte es auch nach wie vor für sehr gefährlich“, sagte Hilmar, ohne seine Antwort abzuwarten. „Ich habe mir überlegt, dass du unter einem anderen Namen reisen könntest, und Agnus brachte mich auf eine hervorragende Idee.“ Er machte eine Pause, die aber nicht lange genug dauerte, als dass Philip eine Frage stellen konnte. „Einige Meilen nördlich von hier“, erklärte er, „gab es früher die kleine Baronie von Wasserfurt. Der letzte Erbe verschwand. Niemand weiß, was aus ihm geworden ist, und so ist dieses Stück Land an mich gefallen. Vinzenz behauptet, dass es von Rechts wegen ihm gehören müsste.“ Der Graf lachte.
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