Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
„Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wenn du damit einverstanden bist, werde ich dich als Nachkommen des verschollenen Sohnes anerkennen, und dir die Insel überschreiben.“
„Ich soll den Namen von Wasserfurt annehmen, damit ich unbehelligt nach Corona reisen kann?“, wiederholte Philip, dem nichts anderes einfiel bei all dem Wirbel in seinem Kopf.
„Damit du unbehelligt nach Corona reisen kannst und damit du eine Heimat hast, falls es dir nicht möglich ist, nach Hause zurückzukehren.“ Hilmar lächelte väterlich. „Damit mir die Hoffnung bleibt, dich ab und an in meiner Bibliothek anzutreffen und damit Toralf und Arina einen ehrlichen Freund in ihrer Nähe haben.“
In Philips Hals saß ein dicker Klos. Er fürchtete in Tränen auszubrechen, wenn er jetzt etwas sagte.
„Ich bin kein Abenteurer“, bekannte Hilmar. Sein Blick ging ins Leere. „Alles, was ich tue, tue ich in dem Bestreben, Sicherheit und Ordnung zu schaffen. Zurzeit fühle ich mich wie auf einem Fischerboot im Sturm. Überall gleitet mir der Boden unter den Füßen weg. Ich sehe dieses Land in der Brandung versinken. Ich klammere mich an alles, was uns eventuell retten kann. Ich klammere mich an die Aussage eines Jungen und eines Musikers, dass es irgendwo in diesem Land einen Menschen gibt, der den König aufhalten kann. Ich hoffe auf die Hilfe von Kreaturen, die mir noch nie im Leben begegnet sind.“ Jetzt heftete er seinen Blick eindringlich auf Philip. „Wirst du mein Angebot annehmen und mit mir reisen Philip? Wirst du mir helfen …?“
„Warum fragst du ihn?“, rief eine aufgebrachte Stimme vom Zimmereingang aus. Arina stand zitternd und mit Tränen in den Augen in der halb geöffneten Tür. „Nie fragst du mich, ob ich mit dir gehen will.“
„Arina!“ Hilmar sprang auf und eilte mit großen Schritten auf seine Tochter zu. Ehe sie sich umdrehen konnte, um davon zu laufen, packte er sie am Arm und zog sie in die Bibliothek. Mit dem Fuß stieß er die Tür zu. „Wie lange lauschst du schon?“
„Ich lausche nicht“, sagte sie bockig und entwand ihm ihren Arm. Hilmar fasste sie an beiden Schultern und drehte sie zu sich herum. „Wie lange stehst du schon vor dieser Türe?“, fragte er.
„Ich hab nicht gelauscht! Ich ging am Zimmer vorbei und hörte meinen Namen, da wollte ich wissen, was ihr über mich sprecht.“ Grimmig sah sie ihn an. „Warum soll er mit dir mitfahren? Warum nicht ich? Wie soll ich einen Freund in meiner Nähe haben, wenn du ihn mitnimmst und mich nicht!“
Philip fühlte sich unbehaglich. „Wir würden nur ein Stück zusammen reisen. Ich muss woanders hin“, murmelte er.
Arina warf ihm einen kühlen Blick über die Schulter zu. Ihre Augen trafen sich für einen Moment, dann sah Philip zu Boden.
„Warum sollen wir Frauen immer zu Hause bleiben, während alle Männer ständig umherreisen?“, rief Arina.
„Es ist zu gefährlich“, sagte Hilmar abweisend. Unter seinem kurz geschnittenen Bart arbeiteten seine Kiefermuskeln.
„Hier in diesem Haus ist immer alles viel zu gefährlich. Im Wildmoortal lernen auch die Frauen, mit dem Schwert zu kämpfen. Aber hier glaubt immer noch jeder, wir seinen nichts als Zierrat.“
„Setz dich hin, Tochter und hör gut zu! Du bist jetzt alt genug, um zu verstehen, was in der Welt draußen vor sich geht.“ In Hilmars Stimme schwang ein Hauch von Zorn, als er einen weiteren Sessel heranholte und Arina buchstäblich daraufsetzte.
„Du glaubst, das alles ist ein Spiel. Ein Abenteuer. Du weißt nicht, dass unser aller Leben auf Messers Schneide steht. Der König rüstet zum Krieg. Angeblich gegen die Elben. Was er wirklich plant, können wir höchstens ahnen. Das wir hier noch nichts von dem Elend spüren, das anderenorts allgegenwertig ist, verdanken wir purem Glück und ein wenig Verhandlungsgeschick. Doch es gibt keine Garantie, dass dies so bleibt. Der König ändert ständig seine Meinung! Unser aller Schicksal hängt an einem seidenen Faden.“ Hilmar schnappte nach Luft. „Durch die Zauberer hat der König das empfindliche Gleichgewicht zwischen seiner Macht und der Macht der Kirche ins Wanken gebracht. Sollte ihn der Heilige Vater, der Archiepiskopos, eines Tages deswegen zur Rede stellen, bedeutet das Krieg. Bruder würde gegen Bruder kämpfen und Nachbar gegen Nachbar. Das wäre ein Krieg, in dem es nur Verlierer gibt. Aber es kommt noch schlimmer. Sollte der König siegen, wird er dieses Land unterwerfen. Jeder, der gegen ihn gekämpft
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