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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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unglückselige Geschöpf hat seine besoffenen Brüder umgebracht, so sieht es aus. Der Stadtknecht hat mir bestätigt, dass sie sich häufig mit den beiden gestritten hat. Sie wollte frei sein, um sich den Beginen anzuschließen.» Er wandte sich an Uta. «Nun, Frau, wie kam sie bei Euch an? Abgehetzt? Das Kleid zerrissen und mit Blut an den Händen? Sagt die Wahrheit, sonst lasse ich Euer Haus schließen und setze Euch auf die Straße.»
    Uta ballte die Fäuste, hielt Farneses Blick aber mühelos stand. «Es gibt keinen Grund, uns zu drohen, hoher Herr. Wir Beginen sind anständige, hart arbeitende Frauen. Wir legen keine Gelübde ab wie Ordensschwestern, aber auch für uns gelten strenge Regeln. Niemals hätte ich dem Mädchen das Tor öffnen lassen, wenn ich gewusst hätte, was es getan hat.»
    «Aber warum glaubt mir denn niemand?», schrie Pamela. «Ich habe meine Brüder gefunden, das ist wahr, aber da waren sie bereits tot. Ich hätte ihnen niemals etwas antun können, sie waren doch viel größer und kräftiger als ich.»
    Der Statthalter schnaubte. «Ein scharfes Messer wird nicht stumpf, nur weil es in der Hand einer Frau liegt. Außerdem fanden meine Leute Spuren von Wein und einer Mahlzeit im Keller. Vermutlich prassten die beiden Brüder und wurden getötet, als sie schon nahezu besinnungslos waren.»
    «Und die Leute, die mich um Hilfe baten? Griets Vater und ihr kleiner Sohn? Die können sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Der Mann, der in den Keller kam, muss sie fortgeschafft haben, um Euch an der Nase herumzuführen!»
    «Griet Marx’ Vater und Sohn?» Farnese stutzte. Pamelas Bemerkung schien ihn plötzlich zu verunsichern. Dann straffte er die Schultern und schüttelte den Kopf. «Nein, es gibt diesen Mann nicht. Ihr habt ihn erfunden, um Eure Haut zu retten. Die Kellerräume der alten Weberei sind leer und aufgeräumt, mit Ausnahme des Gelasses, in dem die beiden Leichen gefunden wurden.» Er spuckte voller Abscheu in den Schnee. «Ich hoffe, dass diese Stadt nun endlich von den Osterlamms und ihren Intrigen befreit ist. Ich habe dieser Sippe nie getraut, und mein Gefühl hat mich nicht getrogen. Das Pack war für all den Aufruhr verantwortlich, der Oudenaarde in letzter Zeit heimgesucht hat. Vermutlich geht auch das Verschwinden der schwarzen Schwestern auf ihre Rechnung.» Er lächelte. Nun, da er seinen Schuldigen gefunden hatte, hellte sich seine Stimmung sogleich auf. «Die Witwe Marx wird das bestätigen, sobald sie zurückkommt. War es das, was Ihr fürchten musstet? Vielleicht habt Ihr ja deshalb Griets Vater und ihren Sohn in Eure Gewalt gebracht. Gesteht lieber gleich, dass auch Ihr zu den Geusen gehört, Pamela Osterlamm. Es würde Euch die Folter ersparen.»
    «Aber ich habe niemanden ermordet», schluchzte Pamela verzweifelt auf. «Ihr müsst nach Griets Vater suchen und nach ihrem kleinen Kind. Ihnen droht Gefahr! Sie hatten furchtbare Angst.»
    «Schweigt, ich habe genug Ausflüchte gehört!»
    Pamela beteuerte ihre Unschuld noch, als der Stadtknecht sie gefesselt hinter Farneses Pferd durch die allmählich erwachende Gasse trieb. Die Handwerker und Krämer, die gerade ihre Läden und Werkstätten öffneten, starrten sie überrascht an. Pamela war viel zu verwirrt, um darüber Scham zu empfinden. Ein letztes Mal blickte sie zum Hof der Beginen zurück und las den Zweifel von Utas Gesicht ab, die mit gefalteten Händen neben dem alten Arzt stand und ihr nachsah. Beim Anblick der wie versteinert wirkenden Begine war sie fast bereit, sich einzugestehen, dass die vermummte Gestalt und die Gefangenen im Keller der Teppichweberei nur in ihrem Kopf existierten.

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    Kapitel 25
    Brüssel, November 1582
    Griet und Don Luis richteten sich darauf ein, eine weitere Nacht in Brüssel zu verbringen. Sie warteten auf eine Nachricht von Dorotheus, der ihnen nach viel gutem Zureden versprochen hatte, sich nach Cäcilia und dem geheimnisvollen Buch umzuhören. Sollte die Frau auf ihrer Flucht tatsächlich nach Brüssel gekommen sein, musste sie jemand gesehen haben.
    Griet fiel es schwer, untätig herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen, doch im Augenblick blieb ihr nichts anderes übrig. Ungeduldig lief sie durch die Kammer des Gasthauses, in dem Don Luis mit ihr zusammen abgestiegen war. Die Wirtschaft lag weitab von den prachtvollen Zunfthäusern des großen Marktplatzes in einem Stadtviertel, das ebenso düster und voll mit lichtscheuem Gesindel

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