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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Böse kein Baum im eigentlichen Wortsinn war, sondern eine Bibliothek. Die Bibliothek Gottes, geschaffen für all jene Bücher, die einst im Himmel geschrieben werden. Gäbe es einen geeigneteren Herkunftsort für eine Schrift wie das Buch des Aufrechten ? Der Mann wollte Mandevilles Reisebeschreibung damals unbedingt haben. Als ich meinen Preis nannte, kam es beinahe zum Streit mit seinem Begleiter, der sich für ein weniger kostspieliges Werk entschieden hatte. Aber er wusste sich durchzusetzen, und so verkaufte ich ihm Monsieur de Mandevilles Buch.» Er überlegte einen Moment, bevor er hinzufügte: «Ich habe es seitdem nur noch ein einziges Mal verkauft, an die Äbtissin des Klosters Hertoginnedal, ganz in der Nähe von Brüssel.»
    Don Luis und Griet sahen sich erstaunt an. Ausgerechnet die Äbtissin, unter deren Dach Cäcilia gelebt hatte, hatte das Buch erworben? Aber warum sollte sich die Nonne für den Bericht einer phantastischen Pilgerreise nach Palästina interessieren? Als Griet die Äbtissin in Hertoginnedal aufgesucht hatte, hatte sie den Eindruck einer arbeitsamen Frau gewonnen, eine Leidenschaft für Bücher hatte sie dabei nicht feststellen können. Doch das mochte täuschen. Hatte sie vielleicht mehr über Cäcilia, Bernhild und das Buch gewusst, als sie zugab? Das Schicksal ihres Klosters lag in den Händen König Philipps von Spanien, womit sie auch auf die Gunst des Statthalters angewiesen war.
    «Habt Ihr jemals wieder etwas von den beiden Männern gehört?», lenkte Don Luis das Gespräch erneut auf das ursprüngliche Thema zurück. «Die Vermutung liegt nahe, dass einer von beiden unser geheimnisvoller Pilger ist. In diesem Fall hat er seinen Handlanger gezielt zu Euch geschickt, weil er ahnte, dass unsere Cäcilia sich früher oder später an Euch wenden würde. Ich habe den Eindruck, dass dem Burschen allmählich der Boden unter den Füßen zu brennen beginnt. Er scheint alle beseitigen zu wollen, die seine Identität lüften könnten. Vermutlich hat er den Spanier angewiesen, den Bücherladen in Brand zu stecken, und gehofft, dass Meister Dorotheus dabei den Tod findet.»
    Dorotheus erbleichte; er brauchte eine Weile, bis er sich von diesem neuen Schreck erholt hatte. Doch allmählich verdrängte die Wut über so viel Niedertracht die Angst. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. «Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um Euch behilflich zu sein», versprach er. «Leider kann ich Euch nur etwas über einen der Männer berichten. Sein Name ist Jan Daten, das weiß ich, weil er später selbst Bücher verfasste. Er war ursprünglich Karmelitermönch, schloss sich aber schon als junger Mann den Calvinisten an und musste außer Landes fliehen. Es heißt, er habe gemeinsam mit anderen Flüchtlingen in der Fremde eine flämische Gemeinschaft gegründet, nachdem Friedrich III., der Kurfürst von der Pfalz, ihn unter seinen persönlichen Schutz gestellt hatte. Wäre nicht alles in Flammen aufgegangen, hätte ich Euch seine Übersetzung der Psalmen und andere seiner exzellenten Schriften zeigen können. Ihm würde ich es zutrauen, das Buch des Aufrechten zu übersetzen. Das habe ich auch der Dame gesagt, als sie mich um Rat bat. Aber ein Dieb und Mörder ist Daten gewiss nicht.» Stöhnend raufte er sich das Haar. «Hätte ich die Frau auf der Stelle hinausgeworfen, wäre mir einiges erspart geblieben.»
    Don Luis runzelte die Stirn. «Glaubt Ihr wirklich, der Handlanger dieses Pilgers hätte Euch dann geschont? Habt Ihr Cäcilia auch verraten, wo dieser Wunderknabe Jan Daten zu finden ist?»
    «Ich habe Ihr alles gesagt, was ich darüber weiß, auch wenn es nicht viel war», sagte der Buchhändler. «Kurfürst Friedrich von der Pfalz überließ den calvinistischen Flüchtlingen vor zwanzig Jahren ein aufgegebenes Chorherrenstift in dem Städtchen Frankenthal. Dort sollten sie Handel und Handwerk nachgehen können. Die meisten von ihnen waren einfache Leute, Tuch- und Teppichweber, aber es gab auch ein paar Maler und Goldschmiede unter ihnen, die der Fürst an seinen Hof in Heidelberg gerufen hat. Unseren Leuten scheint es in der Pfalz gutzugehen, es gibt auch ein paar Leute aus Oudenaarde dort. Der gute Jan Daten wirkte zunächst mit Erlaubnis Kurfürst Friedrichs als Prediger und geistiger Führer unter ihnen. Es würde mich also nicht wundern, wenn diese Cäcilia sich mit ihrem Buch bereits auf den Weg in die Kurpfalz gemacht hat, um ihn dort zu treffen. Wie mir scheint, hat sie einen

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