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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Brandstifter verschwunden ist?»
    Balthasar nickte, erfreut darüber, wie ernst die Erwachsenen ihn plötzlich nahmen. «Ich folgte ihm bis zum Haus eines spanischen Kaufmanns, der erst vor ein paar Monaten in die Stadt gekommen ist. Der Kaufmann heißt Gaspar d’Anastro. Ich habe mal einen Botendienst für ihn erledigt, da hat er geprahlt, dass er ein Freund des Statthalters sei und bald ein hohes Amt bekleiden würde. Sobald der rebellische Norden in die Knie gezwungen, Brüssel befreit und Wilhelm von Oranien mitsamt seinen französischen Bundesgenossen besiegt sei.»
    Don Luis stieß scharf die Luft aus. «Von diesem d’Anastro habe ich gehört», erklärte er voller Verachtung. «Zu Beginn des Jahres heckte er einen Mordanschlag auf den Oranier aus und überredete seinen Gehilfen, einen armen Narren namens Juan Jareguy, ihn auszuführen. Hinter der Tat steckten weder politische noch religiöse Motive, sondern allein Geldgier. Señor d’Anastro hatte sich hoch verschuldet. Als er hörte, dass Prinz Wilhelm von Oranien nach Antwerpen ziehen würde, sah er dies als gute Gelegenheit an, sich das Kopfgeld zu verdienen, das König Philipp ausgesetzt hatte. Dabei handelt es sich immerhin um 25000 Dukaten. Der Bursche war schlau genug, die Stadt rechtzeitig zu verlassen, bevor er seinen verunsicherten Gehilfen mit einer Pistole in die Antwerpener Residenz des Prinzen schickte.»
    Griet erinnerte sich daran, wie bestürzt die Nachricht von dem Anschlag in Oudenaarde aufgenommen worden war. Die Stadt hatte sich auf die militärische Unterstützung ihres Verbündeten aus dem Norden verlassen, doch dann war alles anders gekommen. Der Schuss, den der Attentäter aus nächster Nähe abgefeuert hatte, hatte den Prinzen unterhalb des rechten Ohrs getroffen und den Gaumen zerschmettert. Tagelang schwebte der Oranier zwischen Leben und Tod, eine Zeit, in der die Menschen in den Kirchen und auf öffentlichen Plätzen Flanderns für ihn beteten, wie sie den gedungenen Mörder und seine feigen Auftraggeber verfluchten. Wie durch ein Wunder erholte sich der Prinz rasch von seinen Verletzungen. Von dem geflohenen Kaufmann hatte Griet nichts mehr gehört, aber es überraschte sie nicht, dass er sich nach Brüssel begeben hatte. Die Stadt und ihr Umland waren zwar noch fest in der Hand der Aufständischen, doch es gab genügend Bürger, die mit der momentanen Lage der Stadt unzufrieden waren und lieber wieder unter der Herrschaft des Königs leben wollten. In Brüssel brachte niemand den Spanier mit dem Anschlag in Verbindung.
    «Ich glaube nicht, dass Kaufmann d’Anastro unserem Brandstifter aus reiner Nächstenliebe Gastfreundschaft gewährt», erklärte Don Luis sarkastisch. Es schien ihm gar nicht zu gefallen, dass es sich bei den Männern, über die sie redeten, um seine Landsleute handelte. Mochte er auch hier in Brüssel wieder seinen flämischen Leinenkittel angezogen haben, so trug er darunter doch ein nach spanischem Schnitt geschneidertes Wams. Für diejenigen, die das Ansehen Spaniens durch ihr Verhalten in diesem Land in den Schmutz traten, empfand er nur Verachtung. «D’Anastro und sein Gast sind beide geldgierig und dienen jedem Herrn, der ihre Gier nach Gold oder Ruhm befriedigt.»
    «Der Kaufmann scheint seine Hoffnung auf Farnese zu setzen», sagte Griet. «Aber noch hat der Statthalter weder seinen Feldzug beendet noch die ganzen Niederlande besiegt. Brüssel, Antwerpen und Brügge leisten nach wie vor Widerstand, und der Winter spielt ihnen in die Hände. Somit müsste d’Anastro sich noch eine ganze Weile in Geduld üben, bis etwas für ihn herausspringt. Vielleicht plant er ja mit Hilfe unseres Brandstifters einen weiteren Anschlag auf den Oranier. Wie ich Farnese kenne, würde er sich dankbar erweisen, und der Kaufmann d’Anastro wäre über Nacht ein gemachter Mann.»
    Don Luis begann nachdenklich in der Kammer auf und ab zu gehen. Plötzlich blieb er stehen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. «Jawohl, Ihr habt recht! Ich verwette mein Pferd samt Sattel und Zaumzeug, dass die beiden Burschen einen Pakt geschlossen haben. D’Anastro unterstützt den Brandstifter bei seiner Suche nach Cäcilia. Ob der Kerl ihn über die wahren Hintergründe seines Auftrags aufgeklärt hat, sei einmal dahingestellt. Vermutlich hat er ihm nur gesagt, die Frau habe ihn oder seinen Auftraggeber bestohlen, und es erwarte ihn eine hohe Belohnung, wenn er sie und das Diebesgut zurückbringe. Sobald er Cäcilia

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