Die Stadt der schwarzen Schwestern
Besitz sind, soll ihm das Kriegsglück hold bleiben. Behauptet er.»
Auch das noch, dachte Griet.
Don Luis wandte sich nun dem Drucker zu. «Ihr vergesst besser gleich wieder, was ich eben gesagt habe, hört Ihr? Sonst werde ich Euch ein paar Soldaten vorbeischicken, die einmal nachschauen, was Ihr dort oben in der Wand hinter dem Haken versteckt.»
«Señor, ich bitte Euch im Namen der heiligen Jungfrau …», begann Pieter Rink zu stottern. Don Luis unterbrach ihn, indem er ihm beruhigend auf die Schulter klopfte.
«Ihr braucht vor mir keine Angst zu haben, mein Freund», sagte er. «Ich bin nicht Euer Feind. Fragt Señora Griet, ob man mir vertrauen kann. Oder … nein, fragt sie besser nicht. Noch hat sie keine besonders gute Meinung von mir, ein Umstand, an dem ich selbst schuld bin. Euer Geheimnis ist bei uns beiden jedenfalls gut aufgehoben. Doch nun sollten wir keine Zeit mehr verlieren und uns dem Geschäftlichen zuwenden.»
Mit einem Seufzer steckte Griet das Privileg in ihre Ledertasche. Nun, da das geheime Versteck aufgeflogen war, behielt sie es doch lieber bei sich. In dem großen Haus, das ihr zur Verfügung stand, würde sich gewiss ein geeigneter Winkel finden.
Während Don Luis sich auf einen Schemel niederließ, begann sie Rink auseinanderzusetzen, wie sie sich die gedruckten Sicherheitsbriefe vorstellte.
Am Nachmittag suchte Griet einen Schlosser auf, bei dem sie ein schmiedeeisernes Schild in Auftrag gab. Dieses wollte sie vorne am Tor anbringen. Securitas sollte daraufstehen, das lateinische Wort für Sicherheit. Zu ihrer Erleichterung kam Don Luis nicht mit. Wenn er ihr weiterhin wie ein Schatten folgte, sah sie schwarz für ihr Geschäft. Es war auch so schon ein Wagnis.
Nach dem Abendessen überlegte sie ihre nächsten Schritte. Die ersten Briefe würde Meister Rink ihr in wenigen Tagen ins Kloster liefern. Bis dahin brauchte sie ein paar einflussreiche Fürsprecher in der Stadt, die nötigenfalls in der Lage waren, den Widerstand der stolzen Zünfte und Gilden zu brechen. Wenn es ihr nur gelang, ein paar der Kaufleute auf ihre Seite zu ziehen, hatte sie gewonnen. Pieter Rink stand auf ihrer Seite, er würde seinen Einfluss in die Waagschale werfen, und sein Wort hatte in der Stadt Gewicht. Doch da blieben immer noch Adam und Coen Osterlamm, die ihr nicht wohlgesinnt waren.
Griet klappte die Kladde zu, in die sie einige ihrer Gedanken notiert hatte, und rief nach Beelken. Ihr Vater war nicht zu Hause, wohin er gegangen war, hatte er nicht gesagt. Griet vermutete, dass er in einer Schenke saß. In der Gesellschaft zweier Frauen und eines Kleinkindes schien er sich zu langweilen, was Griet ihm nicht verdenken konnte.
«Er hat den halben Tag verschlafen», beklagte sich Beelken. «Anschließend verlangte er, dass ich den guten Schinken aus dem Wacholderrauch für ihn vom Haken nehme. Das Stück, das er sich abschnitt, war dicker als die Sohlen seiner Stiefel. Und die musste ich auch noch polieren, bevor er ging. Als ob ich mit Basse nicht schon genug zu tun hätte.»
Griet zuckte ungeduldig die Achseln. Ihr Vater war Gast in ihrem Haus. Es gehörte sich nicht, ihm Vorschriften zu machen, solange er den Bogen nicht überspannte. Insgeheim freilich stimmte sie Beelken zu. Ihre Aufgabe war es, für Basse zu sorgen, nicht dessen Großvater zu bedienen. Wenn es ihn nach Annehmlichkeiten verlangte, so hätte er seinen Leibdiener aus Brüssel mitnehmen sollen.
Als Beelken sich schmollend abwandte, um die Katze zu füttern, berührte Griet sie behutsam am Arm. Schwangere Frauen waren leicht reizbar, das wusste sie aus eigener Erfahrung. Als sie Basse unter dem Herzen getragen hatte, war es ihr nicht anders ergangen. Sie und Willem hatten andauernd gestritten.
«Ich werde dafür sorgen, dass du dich ausruhen kannst, wann immer dir danach ist», sagte sie in versöhnlichem Ton. «Du sollst dich hier nicht als Dienstmagd fühlen, sondern als meine … Gehilfin.»
«Und als Freundin auch?»
Griet nickte knapp. «Selbstverständlich bist du das. Ohne deine Hilfe käme ich doch gar nicht zurecht.»
Das schien Beelken gern zu hören, ihre Laune hob sich augenblicklich. «Vielleicht solltet Ihr zum Weinhändler de Lijs gehen», schlug sie vor. «Wie ich erfahren habe, soll in Kürze eine größere Lieferung seines Burgunders nach Namur gebracht werden. Wenn er seine Ware mit einem Eurer Briefe absichert, werden andere Händler gewiss bald seinem Beispiel folgen.»
«Nun, vielleicht»,
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