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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Fantasy
    Allenthalben hört man, dass literarische Werke, die sich mit der Imagination und dem Fantastischen beschäftigen, bei Intellektuellen, wer auch immer diese sein mögen, auf wenig Gegenliebe stoßen. Ausschließlich mit dem Realen, was auch immer dies ist oder sein mag, dürfe man sich befassen. Autoren sollten sich auf Themen beschränken, die noch im Bereich von Statistikern, Blitzrechnern und im Vorstellungsvermögen von Psychiatern wie Freud oder Krafft-Ebbing angesiedelt sind oder ihre Entsprechungen in der Sensationspresse eines Hearst oder McFadden finden, in den Verlautbarungen der National Rifle Association oder im Versandkatalog.
    Chimären sind nicht mehr en vogue, das Unendliche wurde abgeschafft; Geheimnisse gehören der Vergangenheit an und die Sphinx und eine Medusa können höchstens noch Kinder schrecken. Das Unheimliche und Übersinnliche ist mit einem Bann belegt und alles, was unter irdischen Bedingungen unmöglich scheint (so in etwa lauten die Gemeinplätze der Klageführer), fällt der Häme selbst ernannter Literaturwächter anheim. Es ist gestattet, über Pferde und Nilpferde zu schreiben, nicht jedoch über einen Hippogryph; über Lebensläufe, nicht jedoch über Ghoule; über Bordsteinschwalben in heruntergekommenen Vierteln und Callgirls bei den Oberen Zehntausend; Sukkubi hingegen sind verpönt.
    Kurz: Jede Fantasie, die nicht durch Freudianismus, Soziologie oder die fünf Sinne autorisiert ist, erntet vonseiten der Kritiker nur wieherndes Gelächter. Stoßen diese Kritiker bei einem Autor, der das Pech hatte, in das Zeitalter eines Jeffers, Hemingway oder Joyce hineingeboren zu werden, auf eine Stelle, die nicht ihrer Ignoranz, ihrer Unverschämtheit oder lediglich ihren Vorlieben standhält, ist es ebenso.
    Betrachten wir diese erstaunlichen Grundsätze, die ja wohl von Leuten stammen, deren prosaisches Denken nur noch von dem ihrer vierbeinigen Verwandten übertroffen wird, einmal näher. Es ist allgemein anerkannt, dass sich die Kunst wie auch das Denken nicht mit den Dingen selbst, sondern mit dem Konzept, mit der Vorstellung von den Dingen beschäftigt. Man kann wie Villon über die fette Margot und über die Ratschläge der Witwe des Helmschmiedes an die Freudenmädchen schreiben oder wie Sterling Lilith und den blauäugigen Vampir beschwören – in beiden Fällen haben wir es lediglich mit Fantasieprodukten des Dichters zu tun. Dem literarischen Schöpfer, nicht dem Kritiker, ist es vorbehalten, sich für dasjenige Bild oder Symbol zu entscheiden, das ihm zusagt. Wer auch nicht den geringsten Anflug von Fantasie oder bildlicher Sprache ertragen kann, sollte sich beim Lesen auf die Ergebnisse der Volkszählung beschränken. Falls er sich überhaupt irgendwo auf sicherem Boden befindet, dann dort.
    Um weitere Überlegungen anzusprechen: Weshalb dieser Hunger nach dem Wortwörtlichen, nach nichts als fassbaren anthropologischen Daten, der uns letztlich die unermesslichen Weiten der Imagination verbieten und uns von allem ausschließen möchte, was uns, und sei es nur in Gedanken, über die Interessen des Individuums oder unserer Spezies erhebt? Setzt dies nicht einen kosmischen Provinzialismus voraus, eine maßlose rassische Egomanie?
    Ja, wenn das Fantastische oder Unmögliche nicht Gegenstand eines literarischen Werkes sein dürfen, wo soll man dann die Grenze ziehen? Zahlreiche Denker vor Freud und auch manche seiner Zeitgenossen behaupten, die Welt sei nichts weiter als eine Vorstellung; oder, wie De Cassere es formuliert: ein »Aberglaube der fünf Sinne«. Gautier weist darauf hin, dass wir lediglich vermittels der Illusion leben, vermittels eines Prozesses, bei dem wir uns selbst sowie alle Dinge lediglich so sehen, wie sie eben nicht sind. Allein die Tiere vermögen, da sie ja keine Vorstellungskraft besitzen, der Realität nicht zu entfliehen. Vom Demenzkranken bis hin zum Psychoanalytiker, vom Dichter bis zum Lumpensammler befinden wir uns alle auf der Flucht vor der Realität. Wahrheit ist, was wir uns davon wünschen, die Fakten des Lebens sind nichts weiter als ein Mummenschanz, und wir glauben zu wissen, was hinter den Masken steckt. Seit jeher ergötzen sich gerade die größten Denker an dichterischen Erfindungen und philosophischen Paradoxa, wohl wissend, dass das Universum selbst nichts weiter ist als eine vielgestaltige Vorstellung und Paradoxie und dass alles, was wir als Tatsache wahrnehmen beziehungsweise wahrzunehmen glauben, nur ein Zustand von etwas

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