Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
Selbstgefälligkeit, »ist ein Liebestrank, der einen nuckelnden Säugling toll machen oder einem Neunzigjährigen wieder zu Saft und Kraft verhelfen würde. Braucht ihr –?«
    »Nein«, erwiderte ich mit Nachdruck. »Wir benötigen nichts dergleichen. Was wir gerade jetzt brauchen, ist etwas ganz anderes.« Daraufhin umriss ich in wenigen Worten unser Problem und fügte hinzu: »Wenn du uns hierbei helfen kannst, behaupte ich, dass du der rechte Mann für das Einschmelzen der Beute sein wirst. Wie gewohnt fiele dir ein Drittel des Gewinns zu.
    Das Lächeln, das Veezi Phenquors bärtiges Gesicht furchte, war halb schmierig und halb genüsslich.
    »Dieses Unterfangen ist in jeder Hinsicht ein erbauliches. Wir werden die Tempelmädchen von Ballast befreien, den sie gewiss als lästig, um nicht zu sagen als Beschwernis empfinden; und wir werden die störenden Edelsteine und das Metall zu einem edleren Zweck verwenden – das heißt, zu unserer eigenen Bereicherung.«
    Und wie in einer nachträglichen Eingebung setzte er hinzu: »Der Zufall fügt es, dass ich euch mit einem ganz außergewöhnlichen Präparat zu dienen vermag, das den Tempel ohne Zweifel binnen kürzester Frist von allen Insassen befreien wird.«
    Er begab sich in einen spinnwebverhangenen Winkel, reckte sich nach einem hohen Regalfach und förderte ein bauchiges, durchsichtiges Glasgefäß zutage, das mit einem feinen grauen Pulver gefüllt war.
    »Ich werde euch nun«, verkündete er, »die einzigartigen Eigenschaften dieses Pulvers und die Art und Weise erläutern, wie man es anwendet. Es ist ein wahrer Triumph der chemischen Wissenschaft und verheerender als eine Seuche.«
    Was er uns erzählte, versetzte uns in Erstaunen. Dann aber brachen wir in Gelächter aus.
    »Bleibt zu hoffen«, äußerte ich, »dass keine Zauberei und keines Eurer magischen Mätzchen dabei im Spiel ist.
    Veezi Phenquor setzte die Miene eines Menschen auf, dessen Gefühle zutiefst verletzt wurden, und widersprach: »Ich versichere euch, dass die Auswirkungen des Pulvers zwar außergewöhnlich, aber keinesfalls übernatürlich sind.«
    Nachdem er kurz nachgedacht hatte, fuhr er fort: »Ich glaube, dass ich eurem Vorhaben auch auf andere Weise nützen kann. Nach der Entwendung der Gürtel wird sich das Problem stellen, solch schwergewichtige Waren unbemerkt durch eine Stadt zu befördern, die sich zum besagten Zeitpunkt höchstwahrscheinlich in Aufruhr über das infame Verbrechen befindet und von Polizeistreifen nur so wimmelt. Ich habe da etwas im Sinn …«
    Wir nahmen den Plan, den Veezi Phenquor vor uns ausbreitete, mit großem Beifall auf. Nachdem wir die zahlreichen Einzelheiten besprochen und zu unserer Zufriedenheit geklärt hatten, förderte der Alchemist einige hochprozentige Getränke zutage, die unsere Gaumen mehr erfreuten als alles, was wir bis dahin gekostet hatten. Anschließend kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück. Dabei trug ich unter meinem Mantel das Behältnis mit dem Pulver, für das eine Bezahlung anzunehmen Veezi Phenquor großzügig von sich gewiesen hatte. Uns erfüllten die rosigsten Hoffnungen auf Erfolg ebenso wie ein Quantum gebrannten Palmweines.
    Rücksichtsvoll unterließen wir während der Nächte bis zum nächsten Vollmond unsere üblichen Unternehmungen. Auch entfernten wir uns nie weit von unserer Bleibe, da wir hofften, die Polizei, die uns seit Langem zahlreicher kleinerer Straftaten verdächtigte, würde annehmen, dass wir entweder die Stadt verlassen oder das Diebsgeschäft aufgegeben hätten.
    In der besagten Vollmondnacht pochte Veezi Phenquor kurz vor der zwölften Stunde verstohlen an unsere Tür –vereinbarungsgemäß mit einem dreifachen Klopfzeichen. Wie wir selbst war er dick eingemummt in die Bekleidung einfacher Bauern.
    »Ich habe den Karren eines Gemüsehändlers besorgt«, berichtete er. »Er ist mit den jahreszeitlichen Erzeugnissen beladen und wird von zwei Eselchen gezogen. Ich hab ihn im Wald versteckt, so nah am Höhlenzugang zum Tempel der Mondgöttin, wie es die zugewucherte Straße erlaubt. Außerdem habe ich die Höhle selbst ausgekundschaftet.
    Unser Erfolg hängt von der restlosen Verwirrung ab, die wir stiften. Wenn wir ungesehen über den Hintereingang hinein- und hinausgelangen, wird aller Wahrscheinlichkeit nach niemand sich an die Existenz dieses Zugangs erinnern. Die Priester werden woanders suchen.
    Sobald wir die Gürtel an uns gebracht und sie unter der Ladung bäuerlicher Erzeugnisse versteckt

Weitere Kostenlose Bücher