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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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über Vixeela herfallen konnte, ließ sie den schweren Keuschheitsgürtel in ihrer Hand auf seine Schädeltonsur niederfahren. Marquanos sackte zu Boden wie ein Ochse unter dem Hammer des Schlachters und lag ausgestreckt und schwach zuckend zu unseren Füßen. Blut floss in Rinnsalen aus dem gezackten Abdruck, den die großen Juwelen in seiner Kopfhaut hinterlassen hatten. Wir nahmen uns nicht die Zeit, festzustellen, ob er tot war oder noch lebte.
    In aller Hast entfernten wir uns aus dem Tempel. Nach der Furcht, die unsere Opfer durchlitten hatten, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass irgendeiner von den Tempelbewohnern in den nächsten Stunden den Mut aufbrachte, zurückzukehren. Die bewegliche Steinplatte fiel hinter uns passgenau an ihren Platz zurück. Wie hetzten durch den unterirdischen Gang, ich mit der Beute beladen, während die anderen die Vorhut bildeten, um den Sack durch die engen Stellen zu zerren und über Geröllhaufen zu wuchten, bei deren Überwindung ich ihn absetzen musste.
    Ohne Zwischenfall erreichten wir den von Kriechgewächsen überwucherten Eingang. Dort machten wir kurz Rast, ehe wir in den von Mondlicht durchrieselten Wald hinaustraten und wachsam auf einige Schreie lauschten, die mit wachsender Entfernung verklangen. Offenbar hatte niemand an den Hintereingang gedacht oder hatte auch nur erkannt, dass ein solch menschlicher Beweggrund wie Raub hinter dem furchterweckenden Geister-Angriff steckte.
    Beruhigt traten wir aus der Höhle hervor und gelangten zu dem verborgenen Karren und seinem schlummerndem Eselsgespann zurück. Wir warfen einen Teil der Fracht ins Gebüsch, sodass in der Mitte der Ladefläche ein tiefer Hohlraum entstand, worin wir unseren Sack mit der Beute verstauten und mit einer Schicht aus Obst und Gemüse vor fremden Blicken verbargen. Anschließend ließen wir uns im Gras nieder und warteten auf die Stunde vor Tagesanbruch. Schon bald vernahmen wir das verstohlene Huschen und Rascheln kleiner Tiere, die sich an dem Grünzeug gütlich taten, das wir fortgeworfen hatten.
    Wenn einer von uns schlief, dann sozusagen mit einem offenen Auge und einem offenen Ohr. Im Zwielicht der letzten Mondstrahlen und der langen, ostwärts weisenden Schatten der Morgendämmerung erhoben wir uns. Wir führten unsere Esel bis zur Hauptstraße und verharrten im Schutze des Gesträuchs, während ein früher Bauernkarren quietschend vorbeirollte. Darauf folgte Stille und wir traten aus dem Wald hervor und setzten unsere Reise Richtung Stadt fort, ehe weitere Gefährte in Sicht kamen.
    Bei unserer Rückkehr in die Stadt über abgelegene Straßen begegneten wir nur wenigen frühen Passanten, die uns keines zweiten Blickes würdigten. Als wir in die Nähe von Veezi Phenquors Haus kamen, vertrauten wir den Karren seiner Obhut an und beobachteten, wie er unbehelligt und anscheinend von fremden Augen unbemerkt in den Hof einkehrte. Er war, ging es mir durch den Sinn, sattsam mit Rüben und Früchten versorgt …
    Zwei Tage lang entfernten wir uns nie weit von unserem Quartier. Es wäre unklug gewesen, der Polizei unsere Anwesenheit in Uzuldarum durch öffentliches Auftreten in Erinnerung zu rufen. Am Abend des zweiten Tages gingen unsere Nahrungsvorräte zur Neige und wir machten uns in unserer bäuerlichen Verkleidung auf den Weg zu einem nahe gelegenen Markt, wo wir nie zuvor eingekauft hatten.
    Bei unserer Rückkehr hatten wir Anlass zu glauben, dass Veezi Phenquor uns während unserer Abwesenheit einen Besuch abgestattet hatte. Trotz des Umstands, dass wir sämtliche Türen und Fenster bei unserem Aufbruch fest verschlossen hatten und sie jetzt bei unserer Heimkehr ebenfalls verschlossen vorfanden, ruhte auf dem Tisch ein kleiner Würfel aus Gold, der einen Fetzen Papier mit einer eilig geschriebenen Mitteilung darauf beschwerte.
    Die Mitteilung hatte folgenden Wortlaut:
    »Meine geschätzten Freunde und Gefährten: Nachdem ich die diversen Edelsteine herausgebrochen hatte, habe ich das ganze Gold zu Barren gegossen. Einen davon lasse ich als Zeichen meiner hohen Wertschätzung für euch zurück. Bedauernswerterweise habe ich erfahren, dass mich die Polizei überwacht. Daher verlasse ich Uzuldarum in aller Hast und Heimlichkeit. Die restlichen Barren und sämtliche Juwelen verlud ich in den Eselkarren, getarnt von dem Gemüse, das ich in weiser Voraussicht aufbewahrte, auch wenn es inzwischen ein wenig verdorben ist. Vor mir liegt eine weite Reise, in eine Richtung, die ich nicht näher

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