Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1
erzählender Literatur zuwandte. Doch diesmal warf er seine orientalische Vorbelastung über Bord – ganz zu schweigen von allen irdischen Themen.
›The Abominations of Yondo‹ war die früheste Frucht dieser Verbindung. Zu dieser Zeit auch war es, dass CAS von seinem ›Hyperborea‹ jenseits von Hyperborea zu träumen begann – das geografisch unverortbare Yondo bedeutete seinen ersten zaghaften Vorstoß in diese Richtung. Doch sollten noch drei Jahre vergehen, ehe Smith damit begann, dieses fantastische Reich auf dem Papier zum Leben zu erwecken.
Smiths hyperboreische Erzählungen waren nicht sein erster Versuch eines Geschichten-Zyklus, der in einer fantastischen Welt angesiedelt ist. Seine Atlantis- und Averoigne-Erzählungen gingen Hyperborea um einige Monate voraus. Ebenso wenig sind sie Smiths beste Erzählungen oder haben von allen seinen Werken den größten Anspruch auf zeitlichen Bestand. Diese Ehre gebührt mutmaßlich den Zothique-Geschichten – die CAS als seinen »Haupt-Zyklus« betrachtete.
Erstaunlicherweise vergingen 28 Jahre zwischen dem Debütauftritt, ›The Tale of Satampra Zeiros‹ und der Abschiedsvorstellung, ›The Theft of the Thirty-Nine Girdles‹. Doch der größte Teil dieser Erzählungen erschien innerhalb des knappen Zeitraums von drei Jahren erstmals in Weird Tales . Der Rest kam in obskuren Journalen und schlecht zahlenden Pulp-Magazinen unter.
Mehr als jeder andere Erzählzyklus von C. A. Smith sind die hyperboreischen Geschichten stark von Lovecrafts Cthulhu-Mythos beeinflusst. Doch Clark Ashton Smith war nicht Howard Phillips Lovecraft. Seine Auffassung des Mythos unterschied sich grundlegend von derjenigen, die Lovecraft vertrat, und sie fand ihren Ausdruck in einem Übermaß an un-lovecraftianischem sardonischem Humor.
Smith selbst bestätigte dies Jahre später, als er dem Inhaber des Verlages Arkham House, August W. Derleth, mitteilte: »Mir scheint, dass meine hyperboreischen Geschichten mit ihrem urzeitlichen, vormenschlichen und manchmal auch vorweltlichen Hintergrund und Personal dem Cthulhu-Mythos am Nächsten kommen, doch sind die meisten dieser Erzählungen von einem eher grotesken Humor durchwirkt, wodurch sie sich deutlich abheben. Allerdings kann man eine Geschichte wie ›The Coming of the White Worm‹ als einen direkten Beitrag zum Mythos werten.«
Smiths Hyperborea war nicht das Hyperboräa der Griechen, die sich eine Rasse von Menschen vorstellten, die im hohen Norden lebten, jenseits der offenkundig fiktiven Riphäischen Berge, und die Apollon anbeteten. Es war eher ein ausgedehnter, voreiszeitlicher, nördlicher Kontinent, bewohnt von einer bunten Mischung geradezu Rabelaisischer Gauner und Halunken, die älteren Göttern huldigten, die zwar den gleichgültigen kosmischen Entitäten, die Lovecraft erschaffen hatte, in manchem ähnelten, sich aber konzeptionell deutlich von ihnen unterschieden. Die oberen Gefilde dieses Kontinents mit Namen Mhu Thulan, die an die mythischen Länder Mu und Thule erinnern sollen und dem heutigen Grönland entsprechen, bildeten den Schauplatz einer Untergruppe des Zyklus, der von der zunehmenden Eiszeit handelt. »Jenseits des Nordwinds« lautet die gängigste Übersetzung von »Hyperborea« bzw. Hyperboräa«.
Die Griechen hinterließen der Nachwelt kaum nähere Angaben zu ihrer Vorstellung von Hyperboräa, weswegen Smith, wie er in einem Schreiben an Lovecraft vom 1. März 1933 erklärte, seine Inspiration dem Hyperborea aus Helena Petrova Blavatskys Pseudoreligion, der Theosophie, verdankte.
»Die Theosophie ist, soweit ich es begreife, eine Art von esoterischem Yoga, bedarfsgerecht aufbereitet für den westlichen Geschmack. Daher wage ich zu behaupten, dass ihr Legendenstamm auf alten orientalischen Überlieferungen gründet. Man kann die Theosophie getrost verwerfen und dennoch Nutzen aus ihren Fantastereien über frühere Kontinente, etc. ziehen. Meine eigenen Vorstellungen von Hyperborea, Poseidonis usw. habe ich aus derartigen Quellen geschöpft und anschließend meiner Fantasie freien Lauf gelassen.«
Smith schrieb seine erste hyperboreische Geschichte im November 1929. ›The Tale of Satampra Zeiros‹ wurde zunächst von Farnsworth Wright, dem Redakteur von Weird Tales , abgelehnt. Dies sollte sich als eine Art Vorgeschmack erweisen. Denn die nächsten beiden hyperboreischen Erzählungen aus Smiths Feder, ›The Door to Saturn‹ und ›The Testament of Athammaus‹, wurden von dem »Unique Magazine«
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