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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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ermitteln lässt. Darüber hinaus unterhielt Smith in seinem Black Book eine laufende Aufstellung seiner verschiedenen Beiträge zu den Erzählzyklen. Da er aber auch unvollendete und Fragment gebliebene Storys unmittelbar nach dem Schreibbeginn dort eintrug und mitunter erst wieder zu einer abgebrochenen Erzählung zurückkehrte, nachdem er eine später eingetragene Geschichte fertiggestellt hatte, entschieden wir uns, in letzter Instanz auf das Manuskriptdatum zu vertrauen, das stets das Datum der Fertigstellung der betreffenden Geschichte ist.
    Allerdings sollte gewürdigt werden, dass die Handlungschronologie der Erzählungen, die Lin Carter 1971 für die von ihm bei Ballantine herausgegebene CAS-Sammlung Hyperborea ermittelte, durchaus schlüssig ist – auch wenn sie keinerlei Bezug zu der Reihenfolge aufweist, in der Smith die Geschichten niederschrieb.
    Entsprechend wird der Leser, der hier zum ersten Mal Smiths Hyperborea aufsucht, feststellen, dass die Story-Reihenfolge in den einzelnen hyperboreischen Epochen vor- und zurückspringt, dass Städte aufs Geratewohl erstehen und untergehen und dass unheilschwangere Andeutungen und Omen in nachfolgenden Geschichten keinen Widerhall finden, während an früherer Stelle eingetretene Verhängnisse an viel späterer Stelle erläutert werden.
    So verwirrend dies sein mag, ist es doch überaus lohnend, den Mythen-Kreis um Commoriom in dieser Reihenfolge zu lesen oder wieder zu lesen, da auf diese Weise die inneren kreativen Mechanismen eines ungewöhnlich erfindungsreichen Schriftstellers offengelegt werden, der eine der anspruchsvollsten Aufgaben im Bereich der Fantasyliteratur in Angriff nahm – die Erschaffung einer sagenhaften, lebensprallen Welt, die niemals existierte: Das Hyperborea von Clark Ashton Smith.

Die Geschichte des Satampra Zeiros
    Ich, Satampra Zeiros von Uzuldarum, werde mit meiner linken Hand, die mir als einzige geblieben ist, all das aufschreiben, was Tirouv Ompallios und mir selbst im Heiligtum des Gottes Tsathoggua widerfuhr, das von seinen Kultanhängern vergessen in den vom Dschungel eroberten Randbezirken Commorioms steht, jener seit Langem schon ausgestorbenen Hauptstadt der hyperboreischen Herrscher. Ich werde die Geschichte mit dem violetten Saft der Suvana -Palme niederschreiben, der mit dem Verstreichen der Jahre zu einem blutfarbenen Rot nachdunkelt, und auf dickem Pergament, das aus der Haut des Mastodons gefertigt wurde – als eine Warnung an alle edlen Diebe und Abenteurer, die eine gewisse lügnerische Legende über die verschollenen Schätze Commorioms aufschnappen und dadurch in Versuchung geführt werden könnten.
    Tirouv Ompallios war mein lebenslanger Freund und mein verlässlicher Kamerad bei all jenen Unternehmungen, die flinke Finger und eine sowohl wendige wie auch findige Begabtheit erfordern. Ohne mir oder auch Tirouv Ompallios ungebührlich zu schmeicheln, darf ich wohl sagen, dass wir mehr als nur ein einziges Unterfangen zu überragendem Erfolg führten, vor dem Zunftbrüder von weit größerem Ruf als wir selbst höchstwahrscheinlich schaudernd zurückgeschreckt wären.
    Um deutlicher zu werden: Ich spreche von dem Diebstahl der Juwelen von Königin Cunambria, die in einem Raum verwahrt wurden, worin drei Dutzend Giftechsen frei umherstreiften; und von dem Aufbrechen der stahlharten Schatulle von Acromi, worin sämtliche Gedenkmünzen zur Erinnerung an eine frühe Dynastie hyperboreischer Könige lagen. Es stimmt, dass es schwierig und gefährlich war, diese Münzen loszuwerden und dass wir sie mit argem Verlust an den Kapitän eines Barbarenschiffes aus dem fernen Lemurien verkauften. Und dennoch war das Aufbrechen jener Schatulle ein ruhmvolles Meisterstück, denn es musste in vollkommener Stille durchgeführt werden, da in unmittelbarer Nähe ein Dutzend Posten Wache hielten, von denen jeder einen Dreizack als Waffe trug. Wir bedienten uns einer seltenen und ätzenden Säure … Aber ich sollte nicht weit und wortreich abschweifen, mag es auch noch so verlockend sein, in glorreichen Erinnerungen und im blendenden Glanz kühner und listenreicher Taten zu schwelgen.
    In unserem Beruf muss man die Launen des Schicksals stets einkalkulieren – und die Göttin Zufall teilt ihre Gunst nicht immer freigiebig aus. So kam es, dass Tirouv Ompallios und ich uns zu der Zeit, über die ich schreibe, einem Liquiditätsengpass gegenübersahen, der zwar nicht von Dauer, aber dennoch prekär war und auch sehr leidig und

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