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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Grund verschwand dieses Farbspiel mit dem Öffnen der Augen sogar aus der Erinnerung.
    Morghi – der möglicherweise mehr Fantasie und Scharfsinn besaß, als Eibon ihm zugetraut hatte – fasste einen Verdacht; einen Verdacht, der ganz grundlos und abwegig schien, da die Wand, in die man die Platte eingelassen hatte, zugleich die Außenmauer des Turms bildete und daher höchstens in den Himmel und auf das Meer hinausführen konnte.
    Morghi kletterte auf den Schreibtisch und hieb mit geballter Faust gegen das Oval. Was er dabei fühlte, verblüffte ihn ebenso sehr wie das, was unmittelbar darauf geschah. Als seine Faust auf das unbekannte, rötlich gefärbte Metall traf, schoss ein solch extremer Kälteschauer durch seine Hand und durch seinen Arm und durch seinen ganzen Körper, dass er sich kaum von Brandschmerz unterschied. Zugleich schwang die Platte wie geölt nach außen, als drehte sie sich in unsichtbaren Angeln. Sie gab dabei ein hell klingendes, durchdringendes Geräusch von sich, das aus unfassbarer Höhe zu kommen schien. Dahinter erblickte Morghi weder Himmel noch Meer oder überhaupt etwas, das er jemals im Leben gesehen oder wovon er je gehört hatte, nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen …
    Er wandte sich zu seinen Gefolgsmännern um. In seinem Gesicht stand ein Ausdruck sprachlosen Staunens, gemischt mit Triumph.
    »Wartet hier auf meine Rückkehr«, befahl er – und entschwand mit einem einzigen Satz kopfüber durch die Wandöffnung.
    II
    Die Anklagen, die gegen Eibon erhoben worden waren, beruhten auf Tatsachen. Der scharfsichtige Zauberer hatte im Verlauf seiner lebenslangen Studien der natürlichen wie der übernatürlichen Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten auch jene Mythen von Mhu Thulan einbezogen, die Zhothaqquah betrafen. Dabei war er zu der Überzeugung gelangt, dass es womöglich lohnend wäre, sich mit dieser rätselhaften vormenschlichen Wesenheit näher zu befassen.
    So war er vertraut geworden mit Zhothaqquah, dessen Abstieg in der Gunst seiner Anbeter ihn von der Erdoberfläche vertrieben und genötigt hatte, fortan ein unterirdisches Dasein zu fristen. Eibon hatte die vorgeschriebenen Gebete an Zhothaqquah gerichtet, er hatte die ihm geziemenden Opfer dargebracht. Und der seltsame, schlaftrunkene kleine Gott hatte Eibons Zuwendung und Hingabe an ihn mit der Gewährung bestimmter Auskünfte vergolten, die zur Ausübung der Schwarzen Magie mehr als dienlich waren. Darüber hinaus hatte der Gott dem Hexer einige Tatsachen über seine Herkunft anvertraut, die viele der verbreiteten Legenden bestätigten und ergänzten. Aus Gründen, die er nicht näher benannte, war Zhothaqquah vor Urzeiten vom Planeten Cykranosh – so hieß der Saturn in Mhu Thulan – herab auf die Erde gekommen, und auch Cykranosh war nur eine Zwischenstation gewesen auf seinen Reisen aus noch weiter entfernten Welten und Räumen.
    Als Zeichen seiner besonderen Gunst nach all den Jahren der Anbetung und der auf dem Altar in Rauch verwandelten Brandopfer überließ er seinem Adepten eine große, dünne, oval geformte Platte aus einem ultra-tellurischen Metall und gebot Eibon, die Platte mit Scharnieren auszustatten und als drehbares Wandpaneel in einem der oberen Räume seines Turmes anzubringen. Von dort nach außen unter freien Himmel aufgestoßen, werde die Platte ihre besondere Gabe offenbaren und den Übertritt gewähren zum Planeten Cykranosh, Millionen und Abermillionen Kilometer von der Erde entfernt im kosmischen Raum.
    Der ungenauen und nicht restlos zufriedenstellenden Erklärung zufolge, die der Gott dem Adepten gewährte, war diese Platte aus einer Materie geschaffen, die einem anderen Universum entstammte als dem von Menschen bewohnten. Dies verlieh der Platte ungewöhnliche Strahlungseigenschaften, die ihr den Anschluss an eine höhere Dimension des Raumes ermöglichten, innerhalb derer selbst astronomische Entfernungen zur bloßen Spanne eines Menschenschrittes zusammenschmolzen.
    Doch gemahnte Zhothaqquah den Hexer, nur in äußerster Notlage von dem Paneel Gebrauch zu machen, als letztes Mittel zur Flucht aus einer sonst unentrinnbaren Gefahr. Denn schwierig, wenn nicht gar unmöglich, werde die Rückkehr zur irdischen Heimat sein, wenn er erst einmal auf dem Planeten Cykranosh weile – in einer Welt, an die sich zu gewöhnen einem Erdbewohner alles andere als leichtfallen dürfte. Denn die Lebensbedingungen auf jenem Planeten unterschieden sich doch sehr von jenen in Mhu Thulan, auch

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