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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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dieser Straße, ohne zu zögern. Es gab in Wahrheit auch kaum eine andere Möglichkeit, denn das Dickicht aus mineralischen Pflanzen und Bäumen wurde sehr bald unwegsam. Diese Gewächse säumten den Pfad mit gezähnten Ästen, die gebündelten Nadeln und Dolchen, Schwertklingen und Pfeilen glichen.
    Eibon und Morghi bemerkten bald, dass die Straße zahlreiche große Fußspuren aufwies – jeder Abdruck kreisrund geformt und umkränzt von den Abdrücken langer Krallen. Doch keiner der beiden unfreiwilligen Gefährten teilte dem anderen sein Unbehagen mit.
    Die Reisenden waren bereits eine oder zwei Stunden lang auf dem nachgiebigen, aschigen Weg voranmarschiert, inmitten jener Vegetation, die grässlicher denn je mit Spitzen und Klingen bewehrt war, als ihre leeren Mägen sich meldeten. Morghi hatte in seiner Eile, Eibon zu verhaften, das Frühstück ausgelassen und Eibon hatte in seiner Hast, Morghi zu entkommen, ebenfalls seine Morgenmahlzeit geopfert. Sie machten am Wegesrand Halt und der Hexer teilte seinen Proviant an Essbarem und Wein mit dem Priester. Sie aßen und tranken jedoch sparsam, da der Vorrat begrenzt war und die landschaftliche Umgebung nicht den Eindruck erweckte, als brächte sie Nahrungsmittel hervor, die zur Kost für Menschen taugten.
    Durch die bescheidene Erfrischung von neuer Kraft und neuem Mut erfüllt setzten sie ihre Reise fort. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie ein staunenswertes Ungeheuer einholten, das augenscheinlich der Urheber der zahlreichen Fußstapfen war. Das gepanzerte Hinterteil in Richtung der Reisenden gekehrt, hockte es mitten auf der Straße und versperrte mit seiner Masse eine unabsehbare Wegstrecke. Die beiden Herankommenden konnten erkennen, dass das Untier eine Vielzahl kurzer Beine besaß – doch vermochten sie keinerlei Eindruck davon zu gewinnen, wie sein Kopf und seine Vorderseite beschaffen waren.
    Eibon und Morghi waren äußerst bestürzt.
    »Ist das wieder einer von deinen ›Göttern‹?«, stichelte Morghi.
    Der Hexer antwortete nicht. Doch war ihm bewusst, dass er einen Ruf zu verteidigen hatte. Er trat mutig vor und donnerte so machtvoll wie er nur konnte: »Hziulquoigmnzhah!« Zugleich zückte er sein Schwert und bohrte die Spitze zwischen zwei Platten des Hornpanzers, der den Hinterleib des Monsters bedecke.
    Zu seiner großen Erleichterung begann das Vieh sich zu rühren und trottete weiter über die Straße voran. Die Hyperboreer folgten ihm, und wann immer die Kreatur ihr Tempo verminderte, wandte Eibon erneut das Mittel an, das sich als so wirkungsvoll erwiesen hatte. Morghi konnte nicht umhin, ihn mit einer gewissen Ehrfurcht zu betrachten.
    In dieser Weise setzten sie ihre Wanderung mehrere Stunden lang fort. Die drei großen, strahlenden Ringe überspannten noch immer den Zenit, doch hatte inzwischen eine sonderbar kleine, kühle Sonne die Ringe auf ihrer Abwärtsbahn gekreuzt und neigte sich weiter dem westlichen Horizont von Cykranosh entgegen. Noch immer säumte der Wald die Straße gleich einer hohen Mauer aus scharfschneidigem metallischem Laub, doch zweigten jetzt weitere Straßen, Wege und Seitenpfade von jenem ab, den das Monster verfolgte.
    Alles war still, abgesehen von dem vielfüßigen Schlurfen dieses unförmigen Viechs. Weder Eibon noch Morghi hatten seit vielen Kilometern eine Silbe gesprochen. Der Hohepriester bereute mehr und mehr die Übereilung, mit der er Eibon durch das Paneel gefolgt war, und Eibon wünschte sich, dass Zhothaqqua ihm zum Eintritt in eine anders beschaffene Welt verholfen hätte.
    Aus solchen Betrachtungen wurden die beiden vom Gezeter tief dröhnender Stimmen gerissen, das plötzlich von irgendwoher vor dem Monster erscholl. Es handelte sich um einen wahren Höllenlärm aus nichtmenschlichem, heiserem Gebelfer und Gebläff. Die Tonlage klang irgendwie nach scharfer Zurechtweisung und Tadel, gleich wütenden Trommelschlägen, als würde das Monster von einer Schar unvorstellbarer Wesenheiten gemaßregelt.
    »Und was weißt du dazu zu sagen?«, fragte Morghi.
    »Alles, was uns zu erschauen bestimmt ist, wird sich zu gegebener Zeit offenbaren«, beschied ihm Eibon.
    Der Wald wurde zusehends lichter und das belfernde Zetern und Zanken wurde mit schwindender Entfernung immer lauter. Indem sie der Rückansicht ihres vielbeinigen Führers weiterhin folgten, der nur noch mit widerstrebender Langsamkeit vorwärtsschlurfte, gelangten die Reisenden auf einen freien Platz hinaus, wo sich ihren Blicken ein

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