Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1
dass nämlich die Gatten nach der Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten traditionell in Form von Ragouts und sonstiger Erzeugnisse des Herdes und des Kochtopfs an die Stammesmutter verfüttert würden.
Die Hyperboreer versuchten, vor ihren Gastgebern den Mangel an Vorfreude geheim zu halten, mit dem sie beide der ihnen zugedachten Ehrung in all ihren Stadien entgegensahen. Eibon, jetzt wie stets ein Meister der Diplomatie, ging sogar so weit, die Ehrung in seinem eigenen Namen wie auch im Namen seines Gefährten in aller Form anzunehmen. Erst als die Delegation der Bhlemphroimer sich verabschiedet hatte, sagte er zu Morghi:
»Mehr denn je bin ich davon überzeugt, dass der Gott einer Fehleinschätzung unterlag. Wir müssen die Stadt Vhlorrh schnellstmöglich verlassen und unsere Reise fortsetzen, bis wir ein Volk finden, das der Botschaft des Gottes würdiger ist.«
Offenbar war es den arglosen und patriotischen Bhlemphroim keinen Augenblick lang in den Sinn gekommen, dass die Zeugung des nächsten Wurfs an Stammeskindern ein Vorrecht war, das zu verschmähen irgendjemand sich auch nur im Traum einfallen ließe. Eibon und Morghi wurden keiner Art von Zwang oder Beschränkung unterworfen, ihre Bewegungen noch nicht einmal überwacht. Es war ein Leichtes, das Haus, in dem sie untergebracht waren, zu verlassen, während die rumpelnden Schnarchlaute ihrer Gastgeber zu dem großen Ring der cykranotheischen Monde aufstiegen, um eilig der Überlandstraße zu folgen, die aus Vhlorrh ins Reich der Ydheem führte.
Die Straße vor ihnen war gut sichtbar abgesteckt und der Schein der Planetenringe war fast so klar und hell wie der lichte Mittag. Die beiden wanderten eine weite Strecke durch die abwechslungsreiche und einzigartige Landschaft, die sich in diesem Schein ausdehnte, ehe ihre Flucht bei Sonnenaufgang von den Bhlemphroim entdeckt werden musste. Es ist denkbar, dass diese redlichen Zweibeiner vom Verlust ihrer Gäste, die sie als künftige Stammväter erwählt hatten, viel zu verblüfft und getroffen waren, um eine Verfolgung auch nur zu erwägen.
Das Land der Ydheem war (wie bei früherer Gelegenheit von den Bhlemphroim angedeutet) viele Wegstunden entfernt, und dazwischen lagen Wüsten aus Asche, Ebenen voller mineralischer Kakteen, dichte Pilzwälder und himmelhohe Gebirge. Die beiden Reisenden ließen das Land der Bhlemphroim – dessen Grenze von einem plumpen Standbild der Stammesmutter am Wegesrand markiert wurde – noch vor Anbruch der Morgendämmerung hinter sich.
Im Laufe des neuen Tages kamen die Wanderer durch die Heimatgebiete von mehr als einer jener außergewöhnlichen Rassen, die das Bevölkerungsbild des Saturn so überaus abwechslungsreich machen. Sie bekamen die Djhibbi zu Gesicht, jenes flügellose Vogelvolk, dessen Angehörige Jahre hintereinander ohne Unterbrechung gleich Säulenheiligen einsam auf ihren jeweiligen Dolomitsitzen hocken und über den Kosmos nachsinnen, wobei sie einander in langen Abständen die rätselhaften Silben Yop, Yeep und Yoop zuwerfen, von denen es heißt, dass sie eine unermessliche Spanne tiefgründiger esoterischer Gedanken zum Ausdruck bringen.
Und sie begegneten jenen irrwischartigen Zwergwesen, den Ephiqhs, die in den ausgehöhlten Stielen großer Pilze wohnen und sich ständig neue Behausungen suchen müssen, weil die alten binnen weniger Tage zu Staub zerfallen. Die beiden hörten auch das unterirdische Gekrächz der Ghlonghs, jenes geheimnisumwobenen Volkes, das nicht nur das Sonnenlicht fürchtet, sondern ebenso den nächtlichen Schein der Planetenringe, und das noch niemals von irgendeinem der Oberflächenbewohner gesichtet worden war.
Dennoch hatten Eibon und Morghi bei Sonnenuntergang die Gebiete sämtlicher der oben erwähnten Völkerschaften durchquert und sogar die ersten Erhebungen jenes Gebirges erklommen, das die beiden Reisenden noch immer vom Land der Ydheem schied. Hier, auf einem geschützt liegenden Felsvorsprung, nötigte ihre Erschöpfung sie, den Aufstieg zu unterbrechen. Und jetzt, da sie inzwischen keine Verfolgung durch die Bhlemphroim mehr fürchteten, nahmen sie ein karges Mahl aus rohen Pilzen zu sich, krochen zum Schutz vor der kalten Nachtluft tief in ihre Mäntel und schliefen ein.
Doch ihr Schlummer war unruhig; eine Folge kakodämonischer Träume suchte sie heim, in denen die beiden glaubten, die Bhlemphroim hätten sie wieder eingefangen und zwängen sie nun, die Djhenquomh zu ehelichen. Kurz vor Tagesanbruch erwachten sie aus
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