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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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dank einer aus einem speziellen Pilz bereiteten Nahrung zu gewaltiger Größe herangewachsen war, zur Mutter der gesamten nächsten Generation.
    Sobald sie mit dem Leben und den Sitten von Vhlorrh genügend vertraut waren, wurde den Hyperboreern die Gunst zuteil, vor die künftige Stammesmutter zu treten. Sie wurde die Djhenquomh genannt und hatte nun nach Jahren der systematischen Mästung die erforderlichen Ausmaße erlangt.
    Sie lebte in einem Gebäude, das aus naheliegenden Gründen größer war als jede der übrigen Bauten in Vhlorrh, und ihre einzige Beschäftigung bestand im Verzehr ungeheurer Essensmengen. Der Hexer und der Inquisitor waren beeindruckt, wenn auch keineswegs betört von dem gebirgsgleichen Umfang ihrer Reize und von deren äußerst eigenwilliger Anordnung. Am Ende bedeutete man ihnen, dass der männliche Elternteil, beziehungsweise die männlichen Elternteile der nächsten Generation noch nicht auserwählt worden waren.
    Dass die Hyperboreer Köpfe besaßen, die sich vermittels eines Halses vom Rumpf absetzten, schien sie in den Augen ihrer Gastgeber zu Objekten beträchtlichen biologischen Interesses zu erheben. Die Bhlemphroim, so hieß es, waren nicht immer ohne Kopf gewesen. Vielmehr hätten sie ihre gegenwärtige Leibesgestalt im Laufe eines allmählichen evolutionären Prozesses erlangt, wobei der separate Kopf des ursprünglichen Bhlemphroim in unmerklichen Schritten mit dem Rumpf verschmolz. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Völkern betrachteten die Bhlemphroim ihr derzeitiges Entwicklungsstadium nicht mit uneingeschränktem Selbstgefallen. Ihrer einstigen Köpfe zu entbehren war sogar der Ursprung nationalen Kummers; die Einsparung, welche die Natur in dieser Hinsicht vorgenommen hatte, wurde allgemein beklagt. Und so hatte die Ankunft von Eibon und Morghi, die als vollkommene Exemplare der evolutionären Schädelentwicklung galten, dazu beigetragen, diesen Schmerz der Bhlemphroim über ihr genetisches Defizit wieder aufleben zu lassen.
    Was den Hexer und den Hexenjäger selbst anging, so empfanden die beiden ihr Dasein unter den Bhlemphroim, nachdem der Reiz des Exotischen verflogen war, als reichlich eintönig und fad. Zum einen bot das Essen wenig Abwechslung – diese endlose Folge von rohen und gekochten und gebratenen Pilzen, die nur in großen Abständen von Gerichten aus dem rohen, wabbeligen Fleisch zahmer Monster unterbrochen wurde. Auch schienen ihre Gastgeber, obschon stets höflich und respektvoll, nicht allzu sehr von Ehrfurcht erfüllt durch die Zurschaustellung hyperboreischer Zauberkünste, mit denen Eibon und Morghi sie beglückten. Morghi musste hinnehmen, dass ihr beklagenswerter Mangel religiöser Inbrunst sämtliche Missionierungsversuche zu einer wenig dankbaren Aufgabe machte. Und schließlich waren die Bhlemphroim wegen ihrer grundsätzlichen Fantasiearmut noch nicht einmal gebührend beeindruckt von der Tatsache, dass ihre Besucher aus einer fernen, ultra-cykranotheischen Welt zu ihnen gekommen waren.
    »Ich glaube«, sagte Eibon eines Tages zu Morghi, »dass der Gott einer bedauerlichen Fehleinschätzung unterlag, als er geruhte, diesen Leuten eine Botschaft zukommen zu lassen.«
    Nicht lange nach diesem Stoßseufzer machte eine vielköpfige Abordnung von Bhlemphroimern Eibon und Morghi ihre Aufwartung. Die Delegation setzte die beiden darüber in Kenntnis, dass man sie nach eingehender Beratung als die Väter der nächsten Generation ausersehen habe und unverzüglich mit der Stammesmutter vermählen werde. Dies geschehe in der Hoffnung, dass der Vereinigung ein wieder mit Häuptern reich gesegnetes Geschlecht von Bhlemphroimern entsprieße.
    Eibon und Morghi waren restlos überwältigt von der ihnen angetragenen Ehre, der Erbgutaufwertung zu dienen. Bei dem Gedanken an das gebirgsgleiche weibliche Geschöpf, das sie erblickt hatten, war Morghi geneigt, sich seiner priesterlichen Keuschheitsgelübde zu entsinnen, und Eibon konnte es kaum abwarten, seinerseits vergleichbare Gelübde abzulegen. Den Inquisitor übermannte es sogar derartig, dass es selbst ihm beinahe die Sprache verschlug. Der Hexer hingegen versuchte mit ungewöhnlicher Geistesgegenwart, Zeit zu gewinnen, indem er einige Fragen aufwarf bezüglich der rechtlichen und sozialen Stellung, derer Morghi und er selbst sich als Gatten der Djhenquomh würden erfreuen können. Und die naiven Blemphroim eröffneten ihm, dass dieser Frage allenfalls eine zeitlich eng begrenzte Bedeutung zukäme;

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