Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
Visionen, deren Einzelheiten erschreckend lebhaft waren, und fühlten sich geradezu erleichtert, die beschwerliche Bergbesteigung wieder aufnehmen zu können.
    Die Felswände und Steilhänge, die über ihnen aufragten, waren so abschreckend, dass sie jeden anderen Reisenden, der von geringerer Kühnheit beseelt war oder von weniger begreiflichen Ängsten angetrieben, hätten verzagen lassen. Die großen Pilzwälder schrumpften binnen Kurzem zu einer kümmerlichen Vegetation, und bald blieben nur noch Gewächse übrig, die kaum größer waren als Flechten – und in noch größerer Höhe folgte nichts mehr außer schwarzem, nacktem Felsgestein. Dem drahtigen, hageren Eibon setzte die Kletterei nicht übermäßig zu; Morghi jedoch geriet dank seiner priesterlichen Leibesfülle und Feistheit schon bald außer Atem. Jedes Mal, wenn er innehielt, um Luft zu schöpfen, mahnte ihn Eibon: »Denk an die Stammesmutter«, woraufhin Morghi den nächsten Hang so flink erklomm wie ein leichtfüßiges, wenn auch ein wenig asthmatisches Bergschaf.
    Um die Mittagszeit erreichten sie einen von Felszinnen flankierten Bergpass, aus dessen Höhe das Land der Ydheem sich vor ihren Blicken ausdehnte. Sie überschauten ein weites, fruchtbares Gebiet, mit Wäldern aus Mammutpilzen und sonstigen Thallophyten, die hinsichtlich ihrer Größe und Anzahl alles andere dieser Art weit übertrafen, das den beiden auf ihrer bisherigen Wanderschaft vor Augen gekommen war. Sogar die Berghänge waren auf dieser Seite üppiger bewachsen, denn Eibon und Morghi waren noch nicht lange bergab gestiegen, als sie in einen Hain aus baumhohen Bovisten und Giftpilzen eintauchten.
    Sie bestaunten eben die Größe und Mannigfaltigkeit dieser Gewächse, als sie aus den Bergen über ihnen ein donnerndes Getöse vernahmen. Das Rumpeln kam rasch näher und erweckte unterwegs noch lauteres Donnergrollen. Eibon hätte jetzt wohl zu Zhothaqqua gebetet und Morghi gerne zu seiner Göttin Yhoundeh gefleht, doch leider reichte dafür die Zeit nicht mehr aus. Die beiden verschwanden unter einer Riesenwoge kullernder Knollengewächse und abknickender Giftpilze, die von der in den Berghöhen ausgelösten Felslawine erfasst worden waren – und fortgerissen mit wachsender Gewalt, in schwindelndem Tempo, mit Tumult und Getöse und gefangen in einer immer weiter anschwellenden Schwemme aus zermalmten Pilzen, vollendeten sie ihren Abstieg aus den Bergen in weniger als einer einzigen Minute.
    V
    Während sie sich aus dem sie umgebenen Brei aus Pilzen und Knollenbrocken freizukämpfen versuchten, bemerkten Eibon und Morghi, dass noch immer reger Tumult herrschte, obwohl die Lawine inzwischen zum Stillstand gekommen war. In dem Haufen rührte sich noch Weiteres als nur sie selbst. Sowie sie ihre Hälse und Schultern hervorgezwängt hatten, erkannten die beiden, dass das Gewoge von einigen Individuen verursacht wurde, die sich von ihren vormaligen Gastgebern, den Bhlemphroim, allein durch den Besitz von ansatzweise ausgebildeten Köpfen unterschieden.
    Diese Kreaturen gehörten zum Volk der Ydheem und eine ihrer Ansiedlungen war soeben von der Lawine überrollt worden. Allmählich tauchten aus dem Geröll und der Masse zermahlener Pilze Dächer und Türme auf. Direkt vor den Hyperboreern ragte ein großes tempelartiges Gebäude empor, aus dessen verschütteter Pforte sich eine Anzahl der Ydheem ans Tageslicht wühlte. Kaum wurden sie Eibons und Moghis ansichtig, unterbrachen sie ihre Arbeit. Der Hexer, der inzwischen aus den Lawinenresten hervorgekrochen war und sich vergewissert hatte, dass seine Knochen heil und seine Glieder gebrauchsfähig geblieben waren, ergriff nun die Gelegenheit, das Wort an die Ydheem zu richten.
    »Schenkt mir Gehör!«, rief er gewichtig. »Ich bin gekommen, um euch eine Botschaft des Gottes Hziulquoigmnzhah zu überbringen. Um diesen Auftrag getreulich auszuführen, habe ich einen weiten Weg voller Beschwernisse und Gefahren auf mich genommen. In der eigenen erlauchten Sprache des Gottes lautet seine Botschaft : lqhui dlosh odhqlonqh! «
    Da Eibon im Dialekt der Bhlemphroim sprach, der sich geringfügig von dem der Ydheem unterschied, ist es fraglich, ob seine Zuhörer den ersten Teil seiner Rede restlos verstanden. Doch Hziulquoigmnzhah war ihr Schutzgott, und sie verstanden die Sprache der Götter. Beim Klang der Worte »lqhui dlosh odhqlonqh« brach die allgemeine Betriebsamkeit erneut aus, nur sehr viel reger als zuvor. Die Ydheem rannten jetzt

Weitere Kostenlose Bücher