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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Glaube an Yhoundeh seine Macht und der dunkle Zhothaqquah-Kult erwachte in ganz Mhu Thulan zu neuem Leben.

Das Manuskript des Athammaus
    Mir, der ich weder den Bronzegriffel zu schwingen verstehe noch ein Meister der Feder aus Kalmusrohr bin, sondern dessen vertrautes Handwerkszeug einzig das mächtige Beidhänderschwert ist, obliegt es, diesen Bericht über die sonderbaren und beklagenswerten Geschehnisse niederzuschreiben, infolge derer die Stadt Commoriom von ihrem König und all ihren Einwohnern verlassen wurde. Für diese Aufgabe bin ich der rechte Mann, denn mir fiel eine entscheidende Rolle bei diesen Geschehnissen zu – und ich verließ die Stadt erst, als all die anderen bereits geflohen waren.
    Commoriom war ja, wie jedermann weiß, vordem die prächtige, weithin aufragende Metropole und die aus Marmor und Granit gefügte Krone ganz Hyperboreas. Doch in Bezug auf seine Preisgabe sind inzwischen so viele widersprüchliche Legenden und so viele falsche und fantastische Geschichten im Umlauf, dass ich, der ich alt bin an Jahren und dreifach alt an Ehren – ich, der während mehr als fünf Jahrzehnten im Dienst der Allgemeinheit grau und müde wurde –, mich gezwungen sehe, einen schriftlichen Bericht der Wahrheit niederzulegen, ehe sie dem Gedächtnis und der Überlieferung der Menschheit restlos entschwindet. Und ich tue dies, obwohl meine Erzählung das Eingeständnis meiner einzigen Niederlage, meines einzigen Versagens in der pflichtgetreuen Ausführung einer mir anvertrauten Aufgabe einschließt.
    All jene, die meinen Bericht in künftigen Zeiten und vielleicht in künftigen Ländern lesen, sollte ich an dieser Stelle mit meiner Person bekannt machen. Ich bin Athammaus, der Oberste Scharfrichter von Uzuldaroum, der zuvor das gleiche Amt in Commoriom bekleidete. Mein Vater, Manghai Thal, ging mir im Amt des Scharfrichters voran, und die Vorväter meines Vaters bis hin zu den sagenumwobenen Geschlechtern der frühesten Könige, führten das mächtige, kupferne Schwert des Gesetzes über dem Richtblock aus Eighon -Holz.
    Vergebt einem betagten Mann, wenn er, wie es alten Menschen eigen ist, bei den Erinnerungen seiner Jugendzeit verweilt, die der majestätische Purpurschimmer entrückter Horizonte und die wunderliche Glorie unwiederbringlich verlorener Dinge umspielen. Schaut nur! Ich werde wieder jung, sobald ich mich Commorioms entsinne, sobald ich in der gegenwärtigen, grauen Stadt der verflossenen Jahre rückschauend ihre Mauern erblicke, die gipfelhoch auf den Urwald hinabsahen, und die alabasterhelle Vielzahl ihrer an den Wolken schrammenden Turmspitzen. Blühend unter den Städten, und herrlich und herrschaftlich, und alles überstrahlend war Commoriom. Tribute flossen ihr zu, von den Küsten der Atlantischen See bis hin zu jenem Meer, das den gewaltigen Kontinent Mu umspült. Händler reisten von überall herbei – aus dem tiefsten Thulan, das gen Norden von unbekannten Eismauern begrenzt ist, und aus den südlichen Gefilden von Tscho Vulpanomi, das an einem See aus kochendem Teer endet.
    Ah …! Erhaben und stolz war Commoriom, und noch seine ärmlichsten Hütten übertrafen, was in anderen Städten als Palast galt. Und falsch ist das Gewäsch der heutigen Menschen, die Weiße Seherin von der Insel des Schnees mit Namen Polarion und ihre unsinnige Weissagung seien der Anlass dafür gewesen, dass die Pracht und die Größe Commorioms den getupften Ranken des Dschungels und seinen gefleckten Schlangen anheimfielen. Nein, der Anlass bestand in etwas Verhängnisvollerem, in einem greifbaren Grauen, wogegen Herrschergewalt, Priesterweisheit und des Schwertes Schärfe gleichermaßen machtlos waren. Ah …! Nicht leicht unterlag Commoriom und seine Verteidiger wichen nur langsam zurück. Und mögen auch andere vergessen, oder diese Stadt nur als eine eitle und zweifelhafte Mär ansehen, werde ich doch niemals aufhören, um Commoriom zu trauern.
    Inzwischen ist meine Kraft beklagenswert dahingeschwunden. Die Zeit hat mir schleichend das Blut aus den Adern gesaugt und mein Haar mit der Asche erloschener Sonnen besät. Doch in jenen Tagen, von denen ich berichte, gab es in ganz Hyperborea keinen stattlicheren und kühneren Scharfrichter als mich. Mein Name war eine blutrote Abschreckung, eine weithin hallende Warnung an die Frevler aus Stadt und Wald und an das Raubgesindel unzivilisierter fremdländischer Völker. Gekleidet in blutrot leuchtenden Purpur, die Farbe meines Berufs, stand ich jeden Morgen

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