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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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um Gnade flehe – wie alle anderen.
    Das Ganze läuft ohne irgendwelche Umstände ab. Conall schlendert ins Auditorium, die eine Seite seines Gesichts ist faltig, als ob er gerade von einem Nickerchen aufgewacht ist. Er bleibt vor dem großen Käfig mitten im Raum stehen und betrachtet Dove eine Zeit lang.
    »Die lebt noch immer?«, sagt er, und ich vermute, er richtet die Frage an mich.
    Ich antworte nicht. Die Genugtuung will ich ihm nicht bereiten.
    Ein weiterer R ekruter kommt die Stufen hinunter. »Sieht aus, als hätte sie die Pestratten umgebracht«, bemerkt er und stellt sich neben Conall.
    »Du solltest jemanden zum Aufpassen dalassen, damit so was nicht passiert«, knurrt Conall.
    Der andere Mann zuckt mit den Schultern. »Wenn sie sich noch nicht gewandelt hat, dann tut sie es bald. Könnte interessant anzusehen sein, wie die beiden Mädels miteinander kämpfen.« Die schmierige Anzüglichkeit in seiner Stimme widert mich an.
    Sogar von hier merke ich, dass Conall wütend ist, schließlich hebt er die Hand. »Egal«, sagt er. »Wir haben ja noch die drei anderen. Die können wir rausholen, wenn wir es leid sind, diese beiden umeinander herumlaufen zu sehen.«
    Mich schockiert, wie ruhig sie über mein Schicksal reden. Und über die Scherereien, die sie nun auf sich nehmen müssen, weil Dove sich verteidigt hat.
    Conall kommt zu meinem Zwinger und kniet sich hin. »Wie geht’s denn so da drinnen?«
    Ich funkele ihn an. »Meine Schwester … hast du dafür gesorgt, dass es ihr gut geht?«
    »Darum kümmere ich mich schon«, sagt er. Natürlich kann ich ihm nicht trauen.
    »Catcher kommt nicht zurück, wenn sie tot sind«, erinnere ich ihn. »Wenn ihr überleben wollt, müsst ihr dafür sorgen, dass ihnen nichts fehlt.«
    Er hört auf, an dem Schloss meines Käfigs zu nesteln, und starrt mich einen Moment lang an. »Ich glaube nicht, dass du dich ausgerechnet um ihr Überleben sorgen solltest«, sagt er. »Wenn du hier keinen ordentlichen Kampf lieferst, dann finde ich schon jemanden, der das macht. Und wenn ich deine Freunde dazuholen muss.«
    »Du blöder, arroganter A…«
    Da schlägt er schon auf meinen kleinen Käfig, schubst ihn um, und ich rolle darin herum. Er spuckt auf den Fußboden und geht davon.
    Ich lache, was ihn zum Stolpern bringt, worüber ich nur noch mehr lache. Er muss ja nicht wissen, dass mir dieTränen in der Kehle brennen. Würde ich nicht lachen, bräche ich verängstigt schluchzend zusammen.
    Weitere R ekruter stolpern herein, sie reiben sich die Augen, einige habenTeller mit Essen dabei. Der Geruch ihrer ungewaschenen Körper inVerbindung mit dem Wildgeruch ihres Essens und dem allgegenwärtigen Gestank nach Blut zieht mir den Magen zusammen.
    »Dann wollen wir mal«, ruft einer. Seine Finger glänzen vom Fett. So vieleTodesarten habe ich mir vorgestellt, aber diese war nicht darunter … als Unterhaltungseinlage für eine Schar von Ungeheuern ums Leben zu kommen.
    »Sind noch nicht alle hier«, sagt Conall.
    Der andere grunzt. »Irgendwann kommen sie schon. Dauert ja immer eineWeile, bis sie erschöpft sind. Es wird langweilig.«
    Mir bleibt die Luft weg. Conall macht meinen Zwinger auf. MeinTod? Langweilig? Er greift in den Käfig, und ich verziehe mich in die hinterste Ecke, aber ich kann mich natürlich nirgendwo verstecken. Ich wollte mich dem wirklich stellen, ohne eine Szene zu machen, aber nun, wo es so weit ist, muss ich mich einfach wehren.
    Ich trete nach seinen Händen und bin zufrieden, als ich treffe und er vor Schmerz brüllend einen gebrochenen Finger hochhält. Die Freude über meinen kleinen Sieg ist jedoch nicht von Dauer, denn er greift in den Käfig, packt mich am Knöchel und zerrt so heftig, dass es sich anfühlt, als würde er meine Hüfte ausrenken.
    Ich versuche mich am Gitter festzuhalten, aber er ist stärker als ich und zieht mich hinaus. Ich habe mich so lange auf beschränktem Raum zusammengekauert, dass meine Muskeln sich verkrampfen, als ich aufstehen will. Ich breche wieder zusammen.
    Auf allen vieren will ich davonkriechen, weg von ihm, aber er zerrt mich an den Kleidern hoch, meine Füße berühren den Boden kaum noch. Eine Naht an meinem Hemd reißt, und ich spüre einen kalten Luftzug an den Rippen. Einer der R ekruter legt die Hand an den Mund und johlt mir zu, dass meine Haut feuerrot anläuft.
    Schreiend und tretend schlage ich um mich, ich winde und wehre mich, als Conall mich die kurze Strecke zum größeren Käfig trägt. »Das kannst

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