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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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euch drei nicht wieder allein lassen. Nicht so schnell, wegen der R ekruter und Ox. Nach der Sache mit Conall ist das unmöglich. Sie werden sich irgendwie rächen wollen.«
    Ich flechte meine Finger zwischen seine. »Du wirst nicht die ganze Zeit bei uns bleiben können. Irgendwer wird dich immer woanders brauchen. Daran können wir nichts ändern. Du bist kein Mensch, der den Schmerz anderer ignoriert. Und das ist gut so.«
    »Du verstehst das nicht, Annah.« Er packt mich so fest, dass seine Fingerspitzen Abdrücke auf meiner Haut hinterlassen. »Ich hätte dich fast verloren.« Er kniet sich hin und schlingt die Arme um mich. »Ich bin ins Auditorium gekommen und habe dich in diesem Käfig gesehen … und ich bin gestorben. Das ganze Blut … ich dachte, du wärst angesteckt.«
    Er schaut auf zu mir. »In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich den größten Fehler meines Lebens gemacht hatte. Mir ging auf, dass ich ohne dich nichts bin, und wie sinnlos es ist, am Leben zu bleiben, wenn ich dich nicht lieben kann.«
    Ich setze zu einer Antwort an, aber er ist noch nicht fertig. »Ich liebe dich, Annah. Und wenn du alles riskieren willst, um mit mir zusammen zu sein, dann will ich das auch tun. Ich werde weiter für dich kämpfen, jedenTag meines Lebens.Wenn du mich haben willst.«
    Ich falle auf die Knie, Stirn berührt Stirn. Und ich staune, wie lebendig ich mich in diesem winzig kleinen Raum in diesem Winkel einer dunklen, vergessenenWelt fühlen kann.
    »Ja«, flüstere ich. Ich küsse ihn, und er küsst mich, hingebungsvoll, ohne irgendwelcheVorbehalte.
    Und für eineWeile gibt es keinenTod auf derWelt, keinen Schmerz, keine Ansteckung oderVerzweiflung. Es gibt nur uns und das Leben – und etwas zwischen uns, das so unwahrscheinlich rein ist, dass es uns beide verzehrt.

39
    W ie wir befürchtet hatten, klopft es an diesem Abend an der Tür. Ich flöße meiner Schwester gerade eine weitereTasse Kräutertee ein. IhreWangen haben schon wieder Farbe, und sie kann eine Zeitlang wach bleiben. Schwach ist sie immer noch, das sind sie beide, aber an der Schwelle desTodes befinden sie sich nicht mehr.
    Jemand hämmert hartnäckig auf die Tür ein. Elias will sich aus dem Bett hochrappeln, aber ich dränge ihn zurück unter die Decken. »Catcher ist da, er kümmert sich darum«, sage ich . A ber Elias runzelt die Stirn. Offenbar will er sich zwischen uns und die R ekruter stellen und uns verteidigen.
    Auf Zehenspitzen schleiche ich auf den Flur, ich drücke mich an die Wand, sodass ich beobachten kann, wie Catcher mit der Machete in der Hand die Tür öffnet. Ox steht auf der Schwelle, allein, mein ganzer Körper verkrampft sich.
    Diese Stimme, dieser lässig teilnahmsloseTon, in dem er einem Mann die Erlaubnis gegeben hat, mich zu schlagen, in dem er befohlen hat, mich über die Schutzmauer zu werfen, in dem er mir mitgeteilt hat, dass das Dorf meiner Kindheit nicht mehr existiert … Ich balle die Fäuste in sinnloserWut, wünschte, ich könnte den Flur hinunterrennen und auf ihn einschlagen, weiß aber, dass er mich nur niederstrecken würde.
    »Die Männer sind nicht froh über das, was du getan hast, Catcher«, sagt Ox. »Mit vielen war Conall gut befreundet, und er war der Stellvertretende Kommandierende.«
    »Ich war nicht allzu froh über das, was sie mit der Frau gemacht haben, die ich liebe«, antwortet Catcher gelassen.
    »Ich scherze nicht.« Ox’ Stimme klingt bedrohlich, aber auch erschöpft. »Du ahnst ja nicht, was man leisten muss, um so viele Leute am Leben zu halten.Weißt du überhaupt, wie schwierig es ist, Ordnung zu halten? Man braucht R egeln – und damit die R egeln auch Sinn haben, zieht man Konsequenzen, wenn sie gebrochen werden.«
    Er lehnt sich an den Türrahmen und wischt sich mit der Hand durchs Gesicht. Unter seinen Augen hat er dunkle Ringe. »Was auch immer du denken magst, Catcher, ich bin nicht böse . A ber damit kommst du nicht davon. Und da wir dich nicht direkt bestrafen können … Er seufzt. »Sie wollen die Frauen.«
    Mein Magen krampft sich zusammen. Schreckliche Bilder zucken mir durch den Kopf, ich schiebe sie von mir, doch meineWut lodert auf.
    »Das kannst du nicht zulassen, das weißt du«, knurrt Catcher. »Ich werde das nicht zulassen.«
    Ox fuchtelt entnervt in der Luft herum. »Die ganze Sache ist zu weit gegangen. Die Männer wollen Blut sehen.«
    Ich mache die Augen zu und presse die Hände an die Schläfen. Irgendwie muss das doch in Ordnung zu bringen

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