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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Körper zittert.
    Er schweigt, und ich fahre ihn an. »Warum zeigst du mir das? Ich verstehe das nicht.« Ich will kämpfen, will widerlegen, dass dieser Mann und diese Karte recht haben. Ich will keinWort glauben von dem, was Ox mir erzählt.
    »Das ist dieWelt, Annah. Und hier sind wir jetzt.« Er schiebt sich vom Tisch weg, und ich merke, wie sehr ihn das anstrengt. Langsam geht er zurWand und zieht eine Nadel aus der Mitte des Landes. »Das war eine große Stadt. Zur Zeit der R ückkehr lebten dort fünfhunderttausend Menschen. Nach der R ückkehr versuchten sie sich zu halten.Vor fünfzig Jahren wurden sie überrannt.«
    Er lässt die Nadel fallen und zieht noch drei weitere in ihrer Nähe heraus. »Das waren kleineVorstädte, kleine Enklaven, die standhielten, und dann stürzten die Schutzwälle ein.«
    Und so macht er weiter, er zieht die Nadeln heraus, sie fallen mit einem kaum hörbaren metallischen Klirren auf den Fußboden. »All diese Orte – das waren Überlebende. Das waren Leute, die es schaffen wollten und schließlich gescheitert sind.
    Diese hier …« Er hält mir eine weitere Nadel vor die Nase. »Die ist erst vor einem Jahr gefallen. Und die hier«, er nimmt noch eine, »die hat die R ückkehr nicht lange überdauert.«
    »Woher weißt du all diese Dinge?«, flüstere ich.
    Er schlägt mit der Hand gegen dieWand. »Das ist es, was das Protektorat gemacht hat. Deren Aufgabe war es, das Ganze zusammenzuhalten. Zu wissen, wo die sicheren Zonen waren, herauszufinden, wie überlebt werden sollte. Wir haben all ihre Bücher und Aufzeichnungen. Wir haben ihre Landkarten und Briefe. Wir wissen alles, was sie gewusst haben, um dieseWelt so am Laufen zu halten, dass wir darin leben konnten.«
    Langsam weiche ich zurück, bis ein schwerer Tisch zwischen uns steht. »Vielleicht gibt es da draußen irgendeinen Ort, der nicht auf der Karte ist.« Ich taste nach einem kleinen Stück Hoffnung, an dem ich mich festhalten kann – einem Beweis dafür, dass wir nicht alle nach und nach verschwinden. »Vielleicht gibt es immer noch irgendwo einen sicheren Ort, den das Protektorat geheim gehalten hat. Sie mussten doch irgendwohin nach der R ebellion.«
    Ich weise auf die Tische, die mit Papieren bedeckt sind. »Vielleicht hatten sie Informationen über einen Ort, an dem man die Ungeweihten zurückgeschlagen hatte – wir müssen es nur herausfinden. Vielleicht ist es immer noch hier drinnen.« Ox schüttelt nur den Kopf, als ich anfange die Schreibtische zu durchwühlen und nach irgendetwas zu suchen, egal, was.
    Schließlich legt er mir die Hand auf den Arm, während ich Papiere durchblättere, auf den Boden werfe … manche sind so alt, dass sie in meinen Fingern zerbröseln. »In dieserWelt ist das unmöglich.« Er sagt es leise, aber mit einem Unterton vonWut, Frustration undVerzweiflung.
    »Wir überleben doch«, widerspreche ich, denn ich will nicht glauben, was er da sagt. Ich will, dass er sich irrt.
    Er sieht mich abgrundtief traurig an. »Deshalb habe ich dich hierhergebracht. Du solltest es sehen«, sagt er. Er geht zu der Karte, auf der unsere Insel deutlich zu erkennen ist, eine grüne Nadel steckt fest im unteren Ende, die für die Dunkle Stadt steht. Eine andere Nadel weiter nördlich markiert die Neverlands. Eine dicke Linie trennt die beiden Orte dort, wo vor langer Zeit die Palisaden errichtet worden sind.
    Er sucht zwischen den über den Tisch verstreuten Nadeln herum, bis er zwei schwarze findet, die er beide in die Insel steckt. Eine für die Dunkle Stadt, die andere für die Neverlands. Es wirkt so endgültig, dass es mir den Atem verschlägt. Innerhalb von einer Sekunde hat er nahezu alles ausgelöscht, das ich je gekannt habe.
    Dann sammelt er eine Handvoll silberköpfiger Nadeln zusammen. »Es gibt noch eine Farbe mehr«, sagt er und steckt eine Nadel nach der anderen in die Karte, durch die Neverlands und den Fluss bis hinüber aufs Festland.
    Ich muss nicht mal nachfragen. Ich weiß auch so, was er da macht. »Silber bedeutet Horde«, sage ich. »Sie stehen für die Horde.«
    Er lächelt bitter. »Nicht die Horde«, berichtigt er mich. »Eine.« Er dreht sich wieder zurWand und spickt die Karte mit noch mehr Nadeln. »Diese ist vom Anfang, gleich nach der R ückkehr. Sie dachten, sie könnten die Ansteckung aufhalten, wenn sie riesige Horden vonToten in denWald führten und dort einschlossen . A ndere bekämpfen wir seit Jahrzehnten und haben sie nach und nach dezimiert. Dieser hier haben

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