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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Es wirkt so fehl am Platz, dass ich dem Lärm unwillkürlich nachgehe.Was mag es wohl zu beklatschen geben, wenn dieWelt um uns herum in Stücke zerfällt?
    Ich biege um eine Ecke und sehe einen Lichtschein, auf den ich zuhalte. Vielleicht sind Elias und meine Schwester ja da. Der Korridor wird breiter, mit Fenstern in den Wänden, die meisten davon gesprungen oder ohne Glas. Mein Instinkt rät mir, mich zu verstecken, besonders nach dem Zwischenfall vorhin, ich halte mich also möglichst geduckt und schaue über eins der Fenstersimse nach unten.
    Eine Gruppe von R ekrutern hockt auf R eihen von Bänken, die schräg zu einem Betonboden hin abfallen. Einige Männer klatschen und rufen mit erhobenen Armen. Ihr Gestank hängt schwer in der Luft, ungewaschene Körper, fettige Haare.
    Alle konzentrieren sich auf ein Objekt: einen großen Metallkäfig in der Mitte des Auditoriums. In der Ecke treten mehrere Ungeweihte Laufräder, die Energie für die Lampen liefern, die unter den nachtdunklen Oberlichtern aufgehängt sind.Von meinem Platz aus kann ich sehen, dass ihnen Finger fehlen, manchmal sogar ganze Hände.
    Ich will mich schon wieder zurückziehen, als Conall auf eine Plattform über dem Käfig klettert. Die R ekruter rufen und johlen, doch als er pfeift, verstummen sie nach und nach.
    »Heute Nacht können wir etwas Gutes erwarten«, ruft er der Menge zu. »Schließt eureWetten ab.«
    Die Tür an der einen Seite fliegt krachend auf, und der ganze Raum verstummt . A lle warten, doch ich weiß nicht, worauf.
    Schließlich höre ich jemanden stöhnen, und dann stolpert ein junger Mann ins Auditorium. Er ist verängstigt, sein Gesicht kalkweiß. Panisch schaut er sich um.
    Ich halte mir den Mund zu, als ob die Menge dort unten mein angestrengtes Atmen hören könnte . A ngst macht sich in meiner Brust breit.
    Der R ekruter, der mich geschlagen hat, hält dem Mann die Arme auf dem R ücken fest. Dabei öffnet er die Tür zu dem großen Käfig einen Spaltweit und schubst ihn hinein. Die R ekruter auf den Bänken grölen. Der Mann dreht sich wieder zur Käfigtür um und will sie aufreißen. Er schreit etwas, das ich im Gebrüll der Menge nicht verstehen kann.
    Dann wirft er sich ans Gitter, er will daran hochklettern, doch am oberen Rand befindet sich Stacheldraht. Sogar von hier kann ich sehen, dass er nicht entkommen kann. Er steckt die Finger durch den Draht, sein Mund bewegt sich, und auf seinenWangen glänzt der Angstschweiß, doch die R ekruter lachen nur und verhöhnen ihn.
    In diesem Moment geht eine andere Tür gegenüber auf. Die Menge stimmt einen heiseren Sprechchor an, während eine Gestalt an Ketten, die an langen Pfählen befestigt sind, in Richtung Käfig gezerrt wird. Es ist eine große Frau, kahlgeschoren und in die Überreste eines weißen Gewandes gehüllt. Zunächst wirkt sie verstört, und ich merke nicht gleich, dass sie eine Ungeweihte ist. Sie steht benommen da, überwältigt vom Geruch so vieler Lebender.
    Und dann reißt sie an ihren Ketten und bewegt sich auf den Käfig zu, in den sie die Krallen schlagen will. Ihr Mund steht offen, die geraden, weißen Zähne schnappen in die Luft. Der junge Mann wirft sich schreiend auf die andere Seite des Käfigs, weg von ihr, er rüttelt am Gitter, reckt die Hände durch die Streben, will das Türschloss erreichen oder um Hilfe flehen.
    Entsetzt schaue ich zu, unfähig, die kalte Grausamkeit der Männer zu verstehen, die die Tür des Käfigs aufreißen, die Ungeweihte von der Leine lassen und sie in das Drahtgefängnis stoßen, wo sie dem hilflosen Mann gegenübersteht.
    Er will am Gitter hochklettern, doch die Ungeweihte packt seinen Fuß und versucht ihn zu sich zu zerren. Die R ekruter brüllen und johlen, und einer schlitzt so lange mit dem Messer über die Finger des Mannes, bis er fällt. Er stolpert durch den Käfig, das Blut läuft ihm übers Handgelenk und tropft auf den Boden. Die Ungeweihte reckt den Kopf in die Luft und geht auf ihn los.
    Mit ungelenken Schritten bewegt sie sich auf die Mitte des großen Käfigs zu. Der Mann weicht zurück, sein Blut hinterlässt eine dünne, glänzende Spur auf dem Beton. Natürlich folgt sie ihm.
    Vor Entsetzen schreiend schlägt er gegen das Gitter. Er scheuert sich die Finger am Metall auf, doch es kümmert ihn weder, dass seine Hände bluten, noch dass sein kleiner Finger bricht. Er rennt im Kreis herum auf der Flucht vor der Ungeweihten und bettelt dabei um Hilfe, um Gnade … um irgendwas.
    Entkommen ist

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