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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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bedächtig zwei Schritte von ihm entfernte.
    »Was ist denn?«, fragte Mark nervös. »Snutworth, was …?«
    »Mr Mark«, fuhr Inspektor Greaves in sachlichem, aber sehr entschiedenem Ton fort, »im Namen des Empfangsdirektoriums nehme ich Sie wegen illegaler Geschäftemacherei und der möglichen Beteiligung am Diebstahl des Lebens von Miss Gloria fest.«
    Mark wich zurück, spürte aber sofort noch mehr Hände auf den Schultern. Gröbere. Immer mehr Blaumäntel tauchten in der Menge rings um ihn auf.
    »Sie werden der Obhut des Direktoriums übergeben und bis zum Abschluss der Ermittlungen im Gefängnis untergebracht.«
    »Snutworth!«, rief Mark und wehrte sich gegen die Eintreiben »Einen Anwalt … Such mir den besten …«
    »Alles ist in den besten Händen, Sir«, erwiderte Snutworth mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck.
    »Hier entlang, Sir«, sagte Inspektor Greaves leise. »Es ist am besten, wenn Sie sich nicht wehren. Wir wollen doch kein Aufsehen erregen.«
    Als Mark den Kopf hob, verschwand gerade der Turm hinter einer Mauer aus Eintreibern aus seinem Blick. Ein ganzer Trupp, nur für ihn.
    Sonderbehandlung.
    »Jawohl, Inspektor«, sagte er.

 
KAPITEL 22
     
Die Schriftrolle
     
    Ein grässliches Knacken, ein Stöhnen, dann war die Arbeit erledigt.
    Behutsam ließ Lily ein vom Doktor zusammengerührtes Gebräu in den Hals des Patienten fließen. Kurz darauf verebbte das Stöhnen. Als sie das eingerenkte Handgelenk verbunden hatte, war der Patient in einen unruhigen Schlaf gefallen.
    Wie immer bei solchen Gelegenheiten wanderten ihre Finger an ihren Hals, zu der kleinen Flasche, die einmal ihren Ekel enthalten hatte. Kaum hatte sie das Glas berührt, verflogen auch schon sämtliche mulmigen Gefühle. Ihr Ekel war in ihr, aber sie konnte ihn beherrschen.
    Sie machte einen Schritt zurück, um ihre Arbeit zu begutachten. Nicht schlecht, obwohl sie schon ordentlichere Schienen gesehen hatte. Es war bereits eine Weile her, seit sie das, was Theo ihr beigebracht hatte, regelmäßig in die Praxis umsetzte. Aber wenn sie sich umschaute, sah sie drei ihrer neuen Helfer, die sich um die Grundversorgung kümmerten, und es war an der Zeit, dass Lily ihre eigenen Fähigkeiten einbrachte.
    Sie ging zum Kochtopf neben dem Altar und schaute nach, ob von der Tagessuppe noch etwas übrig geblieben war.
    »Nichts mehr da«, sagte Theo, der plötzlich neben ihr stand. »Wir mussten heute eine Menge Neuankömmlinge versorgen.«
    Lily nickte nachdenklich. »Es wird kälter, also kommen jeden Tag mehr.«
    »Ich koche noch mehr, sobald Laud mit der neuen Lieferung zurückkommt«, erklärte er.
    »Ist das nicht Benediktas Aufgabe?«, fragte Lily.
    »Eigentlich schon, aber ich glaube, sie besucht Pete an seinem neuen Arbeitsplatz.« Theo kicherte. »Tja, damit hat wohl keiner gerechnet. Aber er sagt, es gefällt ihm dort.«
    Lily verdrehte die Augen. »Verlass dich drauf, dass Benedikta ihr Licht in jede dunkle Ecke hält«, sagte sie mit nur einem Hauch von Ironie und fuhr mit dem Finger beiläufig über den Rand des Kochtopfs. »Wir brauchen bald einen größeren.«
    »Oder vielleicht ein größeres Almosenhaus«, erwiderte der Doktor. »Ich habe gehört, dass der Gewürzhändler auf der Aurora-Straße verkaufen will. Vielleicht können wir die neuen Förderer dazu überreden, für uns einzuspringen.«
    Trotz ihrer Müdigkeit erwiderte Lily Theos aufmunterndes Lächeln. Der Wandel war nicht über Nacht gekommen. Am Tag nach der Gerichtsverhandlung hatten sich die in Seide gekleideten Händler nicht gerade darum geprügelt, all ihre weltlichen Güter hinzuwerfen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Aber irgendwie hatten seit jener Rede immer wieder neue Leute, von denen viele weit davon entfernt waren, reich zu sein, an die Tür geklopft, um zu geben, statt zu nehmen. Lily erinnerte sich daran, mit welchen Worten Laud erst am Tag zuvor ihre Situation zusammengefasst hatte: »Es sieht ganz so aus«, hatte er gesagt, »als seien wir in Mode gekommen.«
    Niemand konnte ihnen garantieren, dass diese Stimmung andauern würde, aber momentan flössen die Spenden erfreulich regelmäßig.
    »Wir haben noch einen langen Weg vor uns«, murmelte Lily. Theo nickte. »Eine Krankheit kann sich über Jahre, gar Jahrzehnte halten, und die meiste Zeit über kann die Medizin nur lindern, nicht heilen.« Theo zuckte die Achseln. »Aber das ist kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Es sind schon weit seltsamere Dinge geschehen.«
    Lily runzelte die

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