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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Achseln. »Mir genügt es, wenn Sie mir dafür, dass ich das Manuskript mitgenommen habe, nicht die Eintreiber auf den Hals hetzen.« Sie schob die Hände in ihre Schürze. »Und ein kleines Dankeschön wäre ganz nett.«
    Der Signor blickte sie an, als wäre sie ein seltsames, fremdartiges Wesen. Dann waren aus der Ferne die ersten Töne aus der Kehle der Signora zu hören. Er lächelte.
    »Vielen Dank, Miss Lilith. Ich danke Ihnen.«
    Damit verschwand er, drängte sich durch die Menge und fiel noch im Gehen mit seinem Teil des Duetts ein.
    Lily blickte ihm nach. Ein Lächeln zuckte über ihr Gesicht, als sie sah, wie er durch die Menschenmasse glitt, die sich um die Podien auf dem Marktplatz drängte. Ihr Plan war ein voller Erfolg gewesen. Schon hörte sie es ringsumher flüstern, hörte die Leute erstaunt und hingerissen murmeln. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie anfingen, Fragen zu stellen, und die Geschichte bekannt werden würde. Im Moment kam noch niemand zu ihr, um sie zu fragen, was das alles bedeutete; doch das spielte im Augenblick alles keine Rolle. Es war geglückt … Es war tatsächlich geglückt … Und wenn es einmal möglich war, warum sollte es dann nicht wieder möglich sein?
    Jedenfalls war die Menge abgelenkt von etwas, das sich auf der anderen Seite des Platzes ereignete. Rings um das Sterndeuterpodium herrschte reges Gedränge. Lily bemühte sich, etwas zu erkennen. Stand dort nicht Mark? Lily zuckte zusammen, als sie aus ihren Träumen gerissen wurde. Marks Prophezeiungen! Sie musste sie verpasst haben! Schuldbewusst schob sie sich durch die Menge.
    »Komm schon, Lily!«, rief Benedikta und zupfte sie am Ärmel. Ihr Gesicht war vor Freude gerötet. »Wir sollten uns anhören, wie die Signora singt! Ich wusste, dass es gelingen würde … Das heißt, ich weiß, dass ich dich zuerst für verrückt gehalten habe, als du mit der Idee angekommen bist … Trotzdem habe ich es gewusst!«
    Lily lächelte und hob die Hände, um ihre aufgeregte Freundin zu beruhigen. »Geh du, Benedikta. Amüsier dich gut. Ich versuche, Mark zu treffen, und dann gehe ich besser nach Hause, ich muss über so einiges nachdenken …«
    »Du willst doch jetzt nicht weg!«, rief Benedikta und nahm sie an der Hand. »Du hast meine Herrin gerade eben so glücklich gemacht, wie sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gewesen ist, und du hast nicht einmal eine Belohnung dafür verlangt. Ich will, dass auch du diesen Tag genießt! Zuerst gratulieren wir deinem Freund, falls wir an ihn herankommen, und dann weiß ich, wo es besonders leckere Bonbons zu kaufen gibt …« Benedikta grinste. »Du weißt, dass es dieses Fest nur einmal im Jahr gibt …«
    Lily schaute in Benediktas leuchtendes, fröhliches Gesicht und gab nach. Schließlich hatten sie tatsächlich etwas zu feiern.
    »Na gut«, sagte sie und nahm Benedikta am Arm. »Aber du tauschst die Bonbons ein. Ich kann sie nicht ausstehen.«
    »Nur, wenn du bei einem der Spiele mitmachst.«
    »Spiele? Was denn für Spiele?«
    »Alle möglichen! Also ehrlich, amüsierst du dich denn nie?«
    »Ich schlage mich durch, indem ich dabei helfe, Menschen ihre Glieder abzuhacken, Ben …«
    So gingen die beiden Mädchen, über dies und das plaudernd, über den dicht bevölkerten Platz, um wenigstens den Rest der Feierlichkeiten mitzubekommen.
    Aber auch das hielt Lily nicht vom Nachdenken ab.
    Nichts würde sie jemals davon abhalten können.

 
KAPITEL 11
     
Der Stern
     
    Mark konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Er ging auf den Korridoren des Turms auf und ab, viel zu aufgeregt, um auch nur eine Sekunde stillzusitzen.
    Der Jubel dröhnte noch in seinen Ohren, und er hörte noch immer das aufgeregte Gebrabbel der Sterndeuter, die ihm von Planetenkonjunktionen erzählten, stets laut genug, dass alle um ihn herum sie verstehen konnten. Nach einer Weile zweifelte Mark nicht mehr daran, dass seine Antworten völlig sinnlos waren, aber das spielte keine Rolle, da ohnehin niemand hinhörte. Sie waren alle viel zu sehr damit beschäftigt, Fragen aus der Menge entgegenzunehmen und seine verworrenen Antworten weiterzugeben. Irgendwann hielt ihm jemand eine Schriftrolle unter die Nase. Darin stand, dass man ihn in die Sterndeutergilde aufnehmen wolle, aber er hatte kaum Zeit gehabt, sich alles durchzulesen.
    Den ganzen Tag über hatte er, während sich unablässig unbekannte Gesichter an ihn drängten, nach den bekannten gesucht und sich zugleich davor gefürchtet, sie zu sehen. Bei

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