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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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muss noch ordentlich was getan werden, oder was meinst du, Gloria?«
    »Laud!«, schimpfte die blasse Schwester. »Fang nicht so an, nicht vor …«
    »Ich sage nicht, dass es ein hoffnungsloser Fall ist«, verkündete Laudate und fuhr mit einem Finger über die Kirchenbänke. »Aber wir müssen den Aspekt der Verzweiflung schärfer herausstellen, deutlich machen, dass das hier mit Sicherheit die letzte Hoffnung ist und dass sonst keiner hierherkommen würde …«
    »Laud«, sagte Benedikta rasch. »Ich möchte dir Lily vorstellen. Sie hat alles hier organisiert«, fügte sie hinzu, wobei sie besondere Betonung auf das letzte Wort legte.
    Laud drehte sich um, musterte sie und zögerte einen Augenblick, bevor er forsch ihre Hand schüttelte. Obwohl Laud nicht viel älter als sie sein konnte, fühlte sich Lily unter seinem kritischen Blick wesentlich jünger, als sie sich gerade eben noch in der Gesellschaft des Inspektors gefühlt hatte.
    Laud wandte sich wieder ab und schniefte laut und vernehmlich. »Der Geruch könnte ein Problem sein. Mögliche Förderer werden vielleicht vorbeikommen und darauf bestehen, dass jeder Schuldner, der reinkommt, zuerst einen Wasserzuber vorfindet, um sich zu waschen …« Er entdeckte etwas in der Ecke und schlenderte hinüber, um es sich näher anzusehen. »Sind das Weihrauchkessel? Die könnten das Problem vielleicht schon lösen.«
    »Benedikta hat uns alles über Sie erzählt, Miss Lily«, sagte Gloria und ergriff Lilys Hand mit deutlich mehr Begeisterung. »Eine bemerkenswerte Idee und eine, mit der wir alle große Anerkennung einstreichen könnten.«
    »Ich hoffe doch sehr, dass die Häufchen hier in der Ecke von Tieren stammen«, murmelte Laud.
    Gloria wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und erzählte weiter, als hätte sie ihren Bruder nicht gehört. »Leider können wir hier nicht Vollzeit mitarbeiten, da Sie uns nicht unseren üblichen Tarif zahlen.«
    Benedikta warf Gloria einen harten Blick zu, und die ältere Schwester fügte hastig hinzu: »Um genau zu sein, wir verlangen nichts.«
    »Zunächst mal«, sagte Laud in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Benedikta hat uns versichert, dass es nur eine vorübergehende Maßnahme ist, bis Sie genügend Zuwendungen beisammen haben, um unsere Vertragsbestimmungen zu erfüllen.« Es sah sich im Tempel um, musterte dessen heruntergekommene Pracht im Licht der Buntglasfenster. »Dennoch … das hier hat ganz eindeutig seine Möglichkeiten. Und mit Sicherheit viel Flair.« Er zuckte die Achseln. »Solche Sachen ziehen diejenigen an, die mehr Besitz als Verstand haben. Natürlich müssen wir diese Neuigkeit zuerst in den wohlhabenderen Stadtteilen in Umlauf bringen. Hier in dieser Gegend werden sich nicht allzu viele finden, die bereit wären, sich von irgendetwas zu trennen … Gibt es noch mehr Stockwerke?«
    Allem Anschein nach war Benedikta nicht die Einzige in ihrer Familie, die plötzliche, unerwartete Fragen stellte. Lily nickte angespannt. »Es gibt einen Keller, wo der Doktor seine schlimmsten Patienten unterbringt«, sagte sie. »Und ein offenes Dach.« Lily stellte fest, dass sie ihre Arme sehr fest verschränkt hatte.
    Laud blickte sich kurz um, bis er die Treppe entdeckt hatte. »Wir sehen uns besser erst mal alles an«, murmelte er. »Vielleicht, wenn wir es als eine Abkürzung zu moralischen Werten verkaufen … Das würde sicherlich einige der weniger achtbaren Händler anziehen, und die haben meistens genug, um etwas davon abzugeben …« Schon stieg er, immer noch laut nachdenkend, die Treppe hinauf und verschwand aus dem Blickfeld.
    Lily spürte, wie sie sich ein wenig entspannte, und sah, dass Benedikta dasselbe tat.
    Gloria warf Lily ein verschämtes Lächeln zu. »Er versteht wirklich sehr viel davon«, erklärte sie, »aber er lässt sich von seiner Arbeit oft zu sehr mitreißen. Das war schon immer so.«
    »Hab ich gemerkt«, sagte Lily und versuchte, unverbindlich zu klingen. Im Innern dagegen konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Idee, ihr großer Traum, soeben auf eine Art und Weise unterwandert wurde, wie es die Eintreiber niemals geschafft hätten.
    Ihr Gesichtsausdruck musste sie verraten haben, denn Gloria fuhr sogleich fort. »Ich weiß, er wirkt manchmal … ein wenig barsch, aber …«
    Lily brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen und versuchte dabei ein freundliches Gesicht zu machen. »Tut mir leid … Ich schätze eure Hilfe, aber wenn du mir sagen

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