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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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dorthin schaute, sah sie die bekannten dunkelblauen Mäntel einer Gruppe von Eintreiben! und das verächtliche Gesicht von Sergeant Pauldron. Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Der Sergeant hat kein Geheimnis aus seiner Abneigung gegenüber dem Almosenhaus gemacht«, gab Lily zu. Jedes Mal, wenn er vorbeikam, um das Treiben in dem ehemaligen Tempel zu überprüfen, schien sein Blick finsterer zu werden.
    Lord Ruthven nickte gedankenverloren. »Pauldron ist ein Junge der reinen Denkungsart, Miss Lilith«, erklärte er und fügte leicht amüsiert hinzu: »Obwohl es Ihnen bestimmt eigenartig vorkommt, wenn ich einen Mann, der zwei Mal so alt ist wie Sie, als ›Jungen‹ bezeichne.«
    Lily rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Die Freude, Mark wiederzusehen, hatte sie dazu veranlasst, ihre Deckung sinken zu lassen, und Lord Ruthven hatte das sofort ausgenutzt. Sie zweifelte nicht daran, dass er sich trotz all seiner Höflichkeit über sie lustig machte.
    »Manchmal glaube ich, dass das Alter nichts damit zu tun hat, wie viel man erlebt hat«, erwiderte sie trotzig.
    Lord Ruthven lehnte sich zurück. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Miss Lily«, sagte er herablassend. »Ich empfinde größte Achtung für jeden, der es in jungen Jahren zu etwas bringt.« Er bedachte Mark, der sich sehr darüber zu freuen schien, mit einem kurzen Nicken. »Aber«, führ er fort, »Sie haben recht. Es gibt manche, die sich die Unschuld ihrer sehr Jungenjahre bewahren – die völlige Hingabe an einfache Ideale. Sie werden keinen Mann finden, der Agora und seiner Pflicht gegenüber eine reinere Loyalität hegt als Sergeant Pauldron.«
    Lily hielt dem Blick des Lordoberrichters stand. Etwas Merkwürdiges lag in seiner Stimme; nicht direkt drohend, aber mit Sicherheit eine Art Warnung.
    »Stimmen Sie mit den Ansichten des Sergeanten überein, Mylord?«, fragte sie. »Halten auch Sie Barmherzigkeit für eine höchst gefährliche Angelegenheit?«
    Lord Ruthven dachte einen Augenblick nach. Als er sprach, war seine Stimme ruhig und bedeutungsvoll. »Ich glaube fest an Stabilität, Miss Lilith. Daran, den Lebensstil fortzuführen, der zu Agoras Goldenem Zeitalter geführt hat. Ich denke, es wäre … unklug und sogar gefährlich, ein derart empfindliches Gleichgewicht ins Wanken zu bringen.«
    Ehe Lily etwas erwidern konnte, wandte er sich an Mark, der ein besonderes Interesse an den Essensresten auf seinem Teller entwickelt zu haben schien.
    »Wie denken Sie darüber, Mr Mark? Würden Sie Förderer von Miss Lilith Almosenhaus werden? Hielten Sie so etwas für eine gute Investition?«
    Mark sah auf. Sein Blick wechselte von Lord Ruthven zu Lily und wieder zurück. Sie erkannte, dass er versuchte, die Frage zu umgehen. Lily nahm an, dass Mark es nicht riskieren konnte, diesen einflussreichen Mann zu verärgern, obwohl es ihr einen Stich versetzte, dass er sich kein eigenes Urteil bildete. Eben noch schien er von der Idee des Almosenhauses begeistert gewesen zu sein.
    »Ich dachte, dass ich … Das heißt … Ich denke, es ist immer gut, in viele verschiedene Geschäfte zu investieren …«, murmelte Mark, ohne Lily in die Augen zu bücken.
    Lily runzelte die Stirn. Sie konnte nicht verhindern, dass man ihr die Enttäuschung ansah, während Lord Ruthven nachsichtig lächelte.
    »Allerdings, Mr Mark, allerdings. Deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut, dass Sie sich dafür entschieden haben, mit uns ins Pescator-Geschäft einzusteigen …«
    »Pescator?«, fragte Lily beunruhigt. Sie hatte diesen Namen erst kürzlich gehört.
    Mark nickte. »Eine Gruppe von Fischverkäufern, die Unterstützung wollten, um das Fischen in den Elendsvierteln des Fische-Bezirks zu verbessern.« Mark setzte ein schiefes Lächeln auf und drehte den Kopf in Lord Ruthvens Richtung. »Sie erinnern sich vielleicht, Mylord, dass ich dort einmal gelebt habe? Snutworth nannte mich sentimental, aber ich wollte den dort ansässigen Verkäufern helfen. Natürlich gegen eine regelmäßige Belieferung …«
    »Helfen?«, fragte Lily eisig. Ihr war wieder eingefallen, wo sie diesen Namen gehört hatte. Von den hohläugigen Männern, die sich vor dem Almosenhaus drängten … »Mark, diese Kaufleute haben mit ihren Machenschaften die Hälfte der armen Fischer aus dem Geschäft gedrängt. Ich denke nicht, dass du dich ihnen anschließen solltest.«
    »Ich fürchte, für solche Ratschläge ist es zu spät, Miss Lilith«, sagte Lord Ruthven gedehnt. »Mr Mark ist

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