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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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immer außen vor und behandeln mich wie eine Art Maskottchen, nicht wie einen richtigen Geschäftsmann. Ich bin sicher, dass mich dieser Silberschmied gestern ausgelacht hat, und wenn diese Zahlen, die du mir genannt hast, stimmen, wirkt es sich bereits auf das Geschäft aus.«
    »Mr Mark, diese Dinge brauchen ihre Zeit«, säuselte Snutworth. »Sie sind noch sehr jung. Ich bin mir sicher, dass Sie einige dieser erfahreneren Leute verunsichern. Und dann ist da die Frage der Erkenntnis …«
    »Alle erkennen mich«, sagte Mark und schlug mit seinem Messer auf den Tisch. »Ich bin berühmt. Ich war allein in diesem Monat drei Mal in allen Zeitungen.«
    Snutworth und Laud wechselten einen Blick.
    »Was ich meine, Sir«, begann Snutworth erneut, »ist nicht so sehr ein Erkennen in diesem Sinne, sondern …«
    »Sie können Graf Stellis Turm übernehmen und auch seinen Platz, aber sechzig Jahre Arbeit und Ansehen sind … ein sehr seltenes Gut«, unterbrach ihn Laud unverblümt.
    »Stelli war ein älter Gauner«, hielt Mark scharf dagegen, »und das weißt du auch. Außerdem stellen sie dich gern ein, und du bist nicht viel älter als ich.«
    »Stimmt«, sagte Laud mit einem Schulterzucken. »Aber ich diene ihnen und stelle keine Konkurrenz für sie dar. Und was immer Sie von ihnen halten mögen, diese Händler spielen ihr Spiel schon seit Jahren. Die schätzen es nicht, von jemandem aufgekauft zu werden, der sich noch nicht mal rasieren muss.«
    Mark lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Also … müssen wir mich älter wirken lassen, ehrbarer – zumindest in den Augen der anderen Händler«, dachte Mark laut nach. »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Ein falscher Bart?«, schlug Laud trocken vor.
    »Nichts so Komisches, Mr Laudate«, sagte Snutworth.
    Dann blitzte etwas in seinen Augen auf. »Ich habe einen sehr viel besseren Vorschlag …«
     
    Was der Grund dafür war, dass er jetzt, frisch gebügelt und von Gloria ausstaffiert, darauf wartete, in das am wenigsten reizvolle Gebäude des gesamten Widder-Bezirks eingelassen zu werden. Einen Blumenstrauß hatte er nicht dabei; der war schon vorausgeschickt worden.
    Die Tür öffnete sich knarrend. Ein dürrer, bleicher Junge sah zu ihm auf. Mark holte tief Luft.
    »Mr Mark. Ich habe einen Termin bei Oberin Angelina und Miss Cherubina.«
    Beim Gang durch die schäbigen Flure wiederholte Mark unaufhörlich ein Mantra. Er musste sich vor Augen fuhren, warum er das hier tat, sich daran erinnern, dass Oberin Angelina eine der angesehensten Personen der Stadt war, dass ihre Waisenhäuser hochprofitabel waren und dass ein Wort, das sie für ihn einlegte, ihn auf Jahre hin in seiner Stellung zementieren konnte. Nachdem sein Ball nicht ganz den erwarteten Erfolg gebracht hatte und Lord Ruthven ihn seit Lilys Flucht von ebenjenem Ball nicht mehr ganz so zuvorkommend behandelte, brauchte er jeden Verbündeten, den er kriegen konnte, um seine Geschäfte vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
    Aber das ging natürlich nicht ohne Bedingungen ab.
     
    »Sie müssen verstehen, Mr Mark«, sagte die Oberin, während sie Tee einschenkte, »dass Cherubina meine einzige Tochter ist, und Sie sind ein sehrjunger Mann. Ich weiß, dass es in einigen Kreisen üblich ist, diese Angelegenheiten unverzüglich zu regeln, nachdem beide jungen Leute ihren Eigentag hinter sich gebracht haben, doch ich ziehe es vor, bis zur Hochzeit mindestens ein Jahr zu warten.«
    Mark schluckte seinen Tee so rasch, dass er sich den Hals verbrannte. Snutworth hatte durchblicken lassen, dass er die Geschichte um mindestens ein paar Jahre aufschieben konnte! Er blickte die Oberin aus Augen an, die vom Schmerz noch tränten. Die Oberin taxierte ihn mit kaltem Blick. Von ihrem eng geknöpften Arbeitskleid bis zu ihrem zurückgekämmten Haar wirkte alles an ihr gezügelt und gebändigt. Mit einer Hand blätterte sie in den Durchschlägen von Marks Geschäftsberichten, die sie beim Direktorium angefordert hatte. Um seinen guten Willen zu beweisen, warf Mark einen Blick auf die Akten des Waisenhauses, die vor ihm lagen. Sie sahen gut aus, aber eigentlich interessierten sie ihn nicht. Er war sich der Person viel zu bewusst, die im Zimmer nebenan wartete.
    Noch immer hatte er das Mädchen nicht kennen gelernt, mit dem sich zu verloben er auf dem besten Weg war.
    Oberin Angelina schlug die Akte zu und starrte Mark wie ein Falke an.
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein, Mr Mark. Ich bin bereit, die

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