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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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einzudecken, also habe ich dafür gesorgt, dass es ihr hierher geliefert wird. Stets von Miss Devine. Sie ist besser als die meisten anderen.«
    Lilly starrte ihn immer noch an. Mark zog die Schultern hoch. Er musste sich vor ihr nicht rechtfertigen. Geschäft war Geschäft. In der folgenden Stille, in der er aufmerksam seine Manschetten betrachtete, wartete er darauf, dass Lily etwas sagte. Sie schwieg weiter. Schließlich brach Mark die Stille.
    »Ich weiß auch, dass es Laud nicht gefallt, aber Gloria braucht das Zeug. Es ist besser so, als wenn sie selbst loszieht, um es sich zu besorgen.«
    »In den Elendsvierteln?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Wovon sonst weißt du nichts?« Lilys Stimme war noch immer ruhig, nahm aber an Schärfe deutlich zu.
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst!«, fauchte Mark verärgert. Er hatte keine Zeit zum Rätselraten.
    »Vielleicht weißt du nichts davon, dass Gloria auf dem Trockenen saß? Dass du die einzige sichere Quelle warst, von der sie es bekommen konnte?«
    Mark zuckte die Achseln. »Ja, klar. Wolltest du, dass sie es noch öfter nimmt? Auf diese Weise kam sie nie zu spät zu euren Besprechungen.«
    Mark versuchte es mit einem Grinsen, das aber zu zittrig ausfiel und unter ihrem vernichtenden Blick sofort wieder zusammenbrach. Lily kam noch näher auf ihn zu. Ihre Stimme war jetzt ganz leise.
    »Bis du dich geweigert hast, es ihr zu geben. Bis du ihre Schwierigkeiten ausgenutzt und es ihr aus Boshaftigkeit vorenthalten hast.«
    Jetzt war noch etwas anderes in Lilys Augen. Eine Art Verzweiflung.
    »Sag mir, dass du es nur vergessen hast, Mark. Oder sag mir, dass ich mich irre. Sag mir, dass du es ihr gegeben hast wie sonst auch und dass sie aus einem anderen Grund dorthin gegangen ist.« Lilys Gesicht war so dicht vor seinem, dass sie ihn fast berührte. »Sag mir, dass es nicht deine Schuld war.«
    »Meine Schuld?« Mark zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. »Was ist meine Schuld? Was hat Gloria dir erzählt? Ich weiß nicht, wovon du überhaupt redest, Lily, aber ich bin sehr beschäftigt, wenn du also …«
    »Antworte mir, Mark.« Ihre Stimme war jetzt laut und schneidend.
    Mark zuckte trotzig die Achseln. »Sie hat kein Recht darauf.
    Es ist eher so eine Art Belohnung. Sie ist mir gestern Abend auf die Nerven gegangen, also hab ich es ihr nicht gegeben. Na und?«
    In der langen Pause, die nun entstand, sah Lily aus, als wäre sie unfähig zu sprechen. Sie hob die Hand, und einen Augenblick dachte Mark, sie wollte ihn schlagen. Dann zog sie die Hand zurück und entfernte sich ein paar Schritte von ihm.
    »Du hast sie in die Elendsviertel geschickt. Du warst mit irgendetwas unzufrieden, also hast du jemand anderen dafür büßen lassen!«
    »Was soll das?«, fragte Mark ärgerlich. »Hat sie da draußen irgendwo nach einem Sonderangebot gesucht? Und wenn schon? Sie fährt auch sonst nicht in einer goldenen Kutsche durch die Gegend. Sie wird schon wieder.«
    »Nein, Mark.« Lily starrte ihn vor Wut zitternd an. »Sie wird nicht wieder. Nie wieder. Sie ist tot.«
    Mark spürte, wie seine Eingeweide sich zusammenzogen, aber Lily hörte nicht auf, trieb ihm ihre Worte in den Schädel.
    »Sie ist in die Elendsviertel gegangen, Mark. Du hast mal da gelebt, du weißt, wie gefährlich es dort ist. Sie ist hingegangen, weil sie ihre Gefühle zurückhaben wollte. Die Gefühle, die du und Miss Devine und all die anderen ihr geraubt hatten. Dort hat sie jemand gefunden. Du hast sie in den Tod geschickt, Mark.«
    »Langsam, langsam …« Mark befürchtete, sich übergeben zu müssen, aber gleichzeitig empörten ihn ihre Anschuldigungen ungemein. »Es ist nicht meine Schuld, dass das passiert ist. Meinst du, ich bin für jeden verrückten oder diebischen Schuldner verantwortlich, der dort durch die Gassen kriecht?«
    »Du hast nicht nachgedacht, Mark. Du hast nicht einen Augenblick darüber nachgedacht, was sie vielleicht tut! Wohin es sie führen würde …«
    »Woher sollte ich das wissen?« Mark schlug mit der Faust auf den Tisch, versuchte, die angestaute Energie in sich loszuwerden. Er holte tief Luft. »Es tut mir wirklich leid, Lily, dass das passiert ist, aber es war einfach Pech, großes Pech …«
    »Wir sind selbst für uns verantwortlich, Mark, das weißt du«, sagte Lily. Ihre Stimme klang jetzt wieder etwas weicher, sie war mehr sie selbst. »Mark, ich weiß, dass du nicht das Messer in der Hand gehalten hast. Aber du weißt, warum sie in die

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