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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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musste die Mutter sein. Wir mussten uns entscheiden, wie wir überleben wollten.« Laud kicherte leise. »Benedikta konnte das Kind bleiben, sie fing an zu lächeln und zu lachen, bis es ihr zur zweiten Natur wurde. Ich errichtete einen Panzer aus Worten um mich, benutze sie als meine Waffe. Aber Gloria …« Er biss sich auf die Unterlippe. »Gloria war diejenige, die uns durchbrachte, die alles ausgehalten hat. Deshalb fing sie damit an, ihren Unterhalt zu verdienen, andere Leute zu loben und ins beste Licht zu rücken. Und ich bin ihr gefolgt.« Sein Lächeln erstarb. »Ich hatte erwartet, dass unsere Kunden unsere Worte nicht wert wären, und ich hatte recht damit. Ich habe nie das gemeint, was ich gesagt habe. Für Gloria hingegen war Aufrichtigkeit alles. Sie musste an das glauben, was sie tat, musste sich zwingen, unsere Kunden zu bewundern. Zum Schluss reichte selbst ihre Begeisterung nicht mehr dazu aus. Aber sie konnte nicht aufhören. Wir brauchten sie zu sehr.« Laud schlug die Augen nieder. »Es heißt, Obsession sei einfach konzentrierte Begeisterung. Ich wollte, dass sie es aufgab, Ben ebenso. Sie konnte es nicht vor uns geheim halten. Wir kannten beide die Anzeichen, ihre Fahrigkeit, die unnatürlich leuchtenden Augen. Aber keiner von uns wusste, wie sehr sie es brauchte. Und alles nur, um die zu lobpreisen, die es nicht einmal verdient hatten. Jedenfalls nicht in dem Maße, in dem sie es tat.«
    Lily blickte mit brennenden Augen zur Seite und spürte Lauds Hand auf ihrem Arm.
    »Und dann, in diesen letzten Monaten, geschah etwas, worauf ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Es gab ein Projekt, für das Gloria mit aller Kraft arbeitete und das sie fast bis zur Erschöpfung vorantrieb. Zuerst dachte ich, sie hätte begonnen, größere Mengen von dem Zeug zu nehmen, aber wenn ich sie ansah, kam sie mir wieder wie die Gloria vor, die ich gekannt hatte, bevor sie anfing, ihre Gefühle zu kaufen. Ich fragte sie, was passiert sei, und sie sagte es mir.« Laud packte Lily an den Schultern und drehte sie zu sich um. Seine Augen funkelten hell im Mondlicht. »Sie erzählte mir, dass sie Obsession nicht brauchte, wenn sie für das Almosenhaus arbeitete. Sie sagte, sie habe vor, alle anderen Projekte aufzugeben, weil nur dieses hier die Mühe wert sei.« Lauds Augen verdunkelten sich. »Einige Tage später war es vorbei. Aber in diesen paar Tagen war sie wieder meine Schwester.« Sein Griff auf ihren Schultern wurde fester, seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Wenn du jetzt aufgibst, Lily, tötest du sie damit noch einmal. Das werde ich nicht zulassen.«
    Lily sah ihn einen Augenblick verwirrt an. Dann verstand sie, was er meinte.
    »Danke, Laud«, sagte sie einfach, und Laud nickte. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seinen Mund. Lily lächelte zurück. Keiner von beiden sagte etwas.
    Dann vernahmen sie ein dezentes Hüsteln.
    Als sie sich umdrehten, nahm Laud die Hände von ihren Schultern. Theo stand an der Treppe und sah sie verdutzt an.
    »Ich glaube, ich habe etwas Interessantes gefunden«, sagte er.
     
    Eilig folgten ihm Lily und Laud die Treppe hinunter in den Hauptraum des Tempels. Der verletzte Eintreiber schlief dort auf einer Holzpritsche. Seine Wunden waren frisch verbunden. Benedikta stand neben ihm und blickte auf ihn hinab.
    Lily ging sofort zu ihr, und Benedikta drehte sich um, um sie zu begrüßen. Einen Moment später lagen sie sich wortlos in den Armen. Nachdem sie sich losgemacht hatte, sah Lily einen neuen Ausdruck in Bens Gesicht, einen harten, entschlossenen Zug, den sie zuvor noch nie an ihr gesehen hatte. Für Trost war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
    Benedikta hielt ein Bündel Papiere in die Höhe. »Das hier hat Doktor Theophilus in den Taschen des Eintreibers gefunden«, erklärte sie. »Es scheint sich um ein Verlaufsprotokoll der Ermüdungen zu handeln. Ich habe es mir durchgelesen.«
    »Doktor, ich dachte, ich hätte sie Ihnen anvertraut«, zischte Laud.
    »Es war nicht meine Idee«, erwiderte Theo und zupfte verlegen an seinem Schnurrbart. »Aber Miss Benedikta bestand darauf. Ich dachte, es könnte womöglich zu aufwühlend für sie sein …«
    »Ich hatte genug Zeit zu trauern«, schnitt ihm Benedikta barsch das Wort ab. Als sie die erstaunten Gesichter der anderen sah, setzte sie eine freundlichere Miene auf. »Ich weiß, was ihr vorhabt, aber ihr könnt mich nicht mehr schützen. Wenn Gloria sich mir vielleicht öfter anvertraut hätte …« Ein Ausdruck

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