Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
als weitaus einfacher erwies, als er befürchtet hatte. Nach
weniger als zwei Minuten hatte er den Gipfel des kleinen Bergs
aus Trümmern und Geröll erreicht
– und riss ungläubig
die
Augen auf, als er sah, was auf der anderen Seite lag.
Er hatte eine weitere Höhle erwartet und das war es auch,
aber sie war gigantisch. Unter der Decke, die sich unmittelbar
über Mike zu einer gewaltigen Höhle aufschwang, erstreckte sich
eine sanft gewellte Ebene, die sich Kilometer um Kilometer
dahinzog. Das jenseitige Ende dieses unterirdischen Landes war
so weit entfernt, dass es bloß als Schatten zu erkennen war. Eine
Art trockenes Seegras wuchs in großen Büscheln auf dem Boden
und weiter entfernt konnte Mike einen grünen Schatten
erkennen, der ganz gut ein Wald sein konnte.
»Was ... was ist das?«, flüsterte Mike erschüttert.
Er hatte gar nicht gemerkt, dass Chris ihm gefolgt
war,
aber er sagte unmittelbar neben ihm: »Das verbotene Land. Es
gibt Tiere hier und gefährliche Pflanzen. Ihr solltet nicht dort
hinuntergehen, Herr.«
»Vergiss den Herrn«, sagte Mike automatisch. Dann fügte er
in verwirrtem Ton hinzu: »Woher weißt du das?«
»Ich war einmal dort«, antwortete Chris. Er sah Mike
angstvoll an. »Ich weiß, dass wir es nicht dürfen, aber Ben, Juan
und ich sind ein paar Mal von den Wächtern
hergebracht
worden. Niemand sonst kommt hierher. Wir konnten ...
ausruhen. Werdet Ihr uns verraten?«
»Nein«, antwortete Mike lächelnd. »Die Wächter?«
»Die Wesen, die uns gerettet haben.« Chris deutete auf den See
hinab. »Sie greifen jeden an. Nur Ben, Juan und mich nicht.
Im Gegenteil. Sie sind unsere Freunde.«
Und endlich erinnerte Mike sich wirklich. Das Monster, das er
gesehen hatte, war keine Halluzination gewesen. Er war
Geschöpfen wie diesem schon mehrmals begegnet – einmal an
Bord der NAUTILUS und später am Ufer der kleinen Insel, auf
der Argos und die beiden anderen Atlanter sie überwältigt
hatten.
Die bizarren Kreaturen, die wie unheimliche Kreuzungen zwischen Menschen und Haifischen aussahen, hatten
noch nie jemandem etwas zu Leide getan, aber Argos und die
anderen Atlanter fürchteten sie wie den Teufel. Etwas an diesem
Gedanken erschien ihm ungeheuer wichtig, aber er bekam ihn
nicht richtig zu fassen.
Bevor er intensiver darüber nachdenken konnte, fuhr Chris
neben ihm erschrocken zusammen, und als Mike sich
herumdrehte und in dieselbe Richtung sah wie er, erkannte er,
dass sich das Wasser des kleinen Sees wieder bewegte. Diesmal
tauchte jedoch kein
Haifisch-Ungeheuer aus den Wellen auf,
sondern ein struppiges schwarzes Etwas, das mit heftigen
Schwimmbewegungen zum Ufer paddelte. Chris fuhr erneut
zusammen und Mike machte eine beruhigende Geste.
»Keine Angst«, sagte er. »Das ist Astaroth. Ein Freund.«
Schön, dieses Wort einmal aus deinem Mund zu hören, maulte
Astaroths Stimme in seinen Gedanken. Hältst du es für eine gute
Idee, deine Freunde in Todesangst zu versetzen?
»Todesangst?«, fragte Mike verständnislos.
Astaroth schüttelte sich das Wasser aus dem Fell und
kam
langsam näher. Ihr seid seit über einer Stunde verschwunden, sagte er. Sarn und die anderen glauben, dass ihr ertrunken seid.
Der See ist fast vollkommen zugeschüttet.
»Und was machst du dann hier?«, fragte Mike laut. Er
bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Chris ihn immer
verwirrter anstarrte. Wahrscheinlich fragte er sich, was um
alles in der Welt Mike da tat. Vielleicht zweifelte er aber auch
einfach an dessen Verstand.
Euch suchen! antwortete Astaroth gereizt. Ben und
Juan
haben so lange herumgenörgelt, bis ich es riskiert habe.
»Riskiert?«
Ich hätte ertrinken können.
     
»Du?« Beinahe hätte Mike laut gelacht. »Du kannst
unter
    Wasser atmen, Astaroth.«
Astaroth blinzelte. Kann ich? fragte er.
»Kannst du«, bestätigte Mike. Er grinste – aber eigentlich war
die Sache gar nicht lustig.
    Jetzt, wo du es sagst, sagte Astaroth nachdenklich. Komisch. Ich
hatte es glatt vergessen.
»Was tut Ihr da?«, fragte Chris verwirrt. »Könnt Ihr –«
»– mit ihm reden, ja«, sagte Mike ungeduldig. »Astaroth, was
ist los mit dir? So etwas kann man doch nicht vergessen!«
Ich lasse mir doch nicht von dir sagen, was ich kann und was
nicht, antwortete Astaroth patzig. Hoch erhobenen Hauptes
marschierte er an Mike vorbei, blickte über den Grat der
Geröllhalde – und erstarrte genau so wie Mike vor ein paar
Minuten.
»Erstaunlich, nicht?«, fragte Mike. »Das ist ein

Weitere Kostenlose Bücher