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Die Stadt - Roman

Titel: Die Stadt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sagte Jasmin. »Und das Funkgerät …«
    »Das kann er behalten«, sagte Dago großzügig und winkte mit der freien Hand. Hinter ihnen kehrten die anderen Streuner auf die Straße zurück, Dutzende von Männern und Frauen, die meisten von ihnen zerlumpt und abgezehrt, aber alle bis an die Zähne bewaffnet. Einige von ihnen trugen sogar Panzerfäuste. »Soll er Hannibal ruhig mitteilen, was er sieht.«
    Mikado sprach aufgeregt in sein Walkie-Talkie, und Katzmann sagte entgeistert: »Ihr habt das Arsenal gefunden.«
    »Richtig geraten, mein Freund«, erwiderte Dago. »Oh, natürlich nicht ohne Hilfe«, fügte er hinzu, als sich die anderen Streuner näherten, eine Streitmacht, die sich anschickte, die ganze Stadt zu erobern. Und es waren nicht einmal alle. Noch einmal hundert rüsteten sich derzeit im Arsenal mit Waffen aus. »Immerhin haben wir viele Jahre nach dem Arsenal gesucht, ohne auch nur eine Spur zu finden. Der Neue war so nett, es uns zu zeigen, jener Benjamin, den Hannibal aus eurer Gemeinschaft ausgeschlossen hat. Er und Louise. O ja, wir haben ihnen viel zu verdanken.« Er drehte sich halb um und verbeugte sich vor Benjamin und Louise, hinter denen Alex leise zischte: »Kein Wort, oder es knallt.«

    »Es ist ein weiterer Beweis für Hannibals Verbohrtheit«, sagte Dago und wandte sich wieder ganz dem Patrouillenwagen zu. »Wenn er Benjamin bei sich behalten hätte, wäre jetzt die Gemeinschaft im Besitz des Arsenals. Aber so …« Er hob seine Uzi. »Nun, danke, dass ihr mir euren Wagen überlassen wollt. Sehr freundlich von euch.«
    Mikado klappte den Mund auf und machte ihn wieder zu. Katzmann presste die Lippen zusammen. Benjamin versuchte seinen Blick einzufangen und ihm wortlos zu verstehen zu geben, dass Dago log, dass sie seine Gefangenen waren, doch Katzmann vermied es, ihn anzusehen. Er nickte seinem Begleiter zu und wollte gehen, aber Dagos Stimme hielt ihn noch einmal zurück.
    »Dein Revolver, Katzi«, sagte Dago. »Es ist wirklich nett von dir, dass du ihn hierlassen willst. Ich weiß es sehr zu schätzen.«
    Katzmann zog seinen Revolver aus dem Halfter am Gürtel und ließ ihn fallen. »Komm«, sagte er dann zu Mikado, der das Funkgerät in beiden Armen hielt und es an sich drückte, als wollte er damit verschmelzen.
    »Keine Sorge, wir nehmen dir dein Spielzeug nicht weg, Mikado.« Dago gestikulierte großzügig. »Behalt es nur. Sprich mit Hannibal und sag ihm, dass wir vorhaben, ihm einen Besuch abzustatten. Ich wäre ihm sehr verbunden, wenn er die Zeit bis zu unserem Eintreffen nutzen würde, eine kleine Abschiedsrede vorzubereiten, mit der er sein Zepter ganz offiziell an mich übergibt. Dadurch bliebe uns allen viel Ärger erspart. Er kann mich beim Supermarkt begrüßen. Dorthin ist diese Gruppe unterwegs; ich wollte schon lange mal wieder richtig einkaufen. Falls er keine Lust
hat, zum Supermarkt zu kommen … Macht nichts. Eine zweite Gruppe, ebenso groß wie diese und ähnlich ausgerüstet, ist inzwischen auf dem Weg zum Gloria. Danke, dass ihr mir zugehört habt. Ihr könnt jetzt gehen.«
    Die beiden Gemeinschaftsmitglieder gingen los, und nach einigen Metern begannen sie zu laufen. Mikado sah mehrmals über die Schulter, als könnte er nicht glauben, dass Dago sie tatsächlich ziehen ließ. Sie folgten dem Verlauf der Kurve und gerieten außer Sicht.
    »Hältst du das für klug?«, fragte Jasmin leise, als sie zum verwaisten Wagen schritten, der mit laufendem Motor dastand. »Dies gibt Hannibal Gelegenheit, Vorbereitungen zu treffen.«
    »Und wenn schon. Er hat nicht die geringste Chance gegen uns.« Dago sah Benjamin und Louise an. »Ich fürchte, von jetzt an habt ihr in der Gemeinschaft keine Freunde mehr. Hannibal und die Seinen dürften ziemlich sauer auf euch sein, wenn sie erfahren, dass ihr uns zum Arsenal geführt habt. Jemand könnte gar auf den Gedanken kommen, Rache zu üben und euch ins Loch zu werfen für das, was ihr getan habt.«
    Benjamin wandte den Blick nicht von Dago ab, doch aus dem Augenwinkel sah er, dass Louise sehr blass war.
    »Wir haben nichts getan«, sagte er.
    »Ach?« Dago hob seine Uzi und gab eine Salve in die Luft ab. »Und was ist das hier? Und das?« Seine Geste galt all den anderen Waffen.
    Benjamin schwieg.
    Dago zog die Fahrertür des verbeulten und zerkratzten Patrouillenwagens ganz auf und verneigte sich vor Jasmin. »Ich überlasse dir das Steuer, meine Liebe. Alex, du nimmst
mit unseren beiden … Gästen hinten Platz und passt auf,

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