Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stadt - Roman

Titel: Die Stadt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Kiefernholz, ideal für Ihren Garten, nur neunhundertneunundneunzig Talann.«
    »Ich warte auf eine Antwort«, sagte Dago laut genug, dass man ihn hinter der Barriere hörte.

    In der Ferne erklangen Schüsse.
    »Hannibal hat nicht mal genug Grips in seinem verdammten Dickschädel, um zu erkennen, wann ein Kampf sinnlos ist«, brummte Dago, hob den Kopf und fügte lauter hinzu: »Unsere zweite Gruppe ist gerade dabei, das Gloria zu übernehmen. Ich fordere euch noch einmal auf, die Waffen niederzulegen. «
    Eine Stimme brummte hinter der Barrikade, und die Worte klangen wie »Fahr zur Hölle«.
    »Kann es sein, dass man mir nicht den gebührenden Respekt zollt?«, wandte sich Dago kurz an Jasmin. Dann sah er wieder zum Supermarkt. »Ich gebe euch genau zehn Sekunden Zeit, um von dort zu verschwinden. Wer hinter der Barrikade bleibt, wird sterben, und vielleicht schmeißen wir die Toten ins Loch. Alex?«
    »Eins!«, rief der Streuner, dessen Beretta Benjamin im Rücken hatte. »Zwei …«
    »Nur heute Abend«, ertönte es aus den Lautsprechern. »Pizza aus dem Holzkohleofen, mit italienischem Mozzarella aus Kampanien, zum Sonderpreis von nur vier neunundneunzig. «
    »… fünf… sechs …«
    Hinter der Barrikade liefen Männer und Frauen los und rannten zum Supermarkt, dessen Türen sich vor ihnen öffneten. Dago schüttelte missbilligend den Kopf. »Wie dumm. Sie wollen es einfach nicht einsehen.« Er drehte sich halb um. »Weg mit der Barriere, Sonja.«
    Eine wie Lara Crofts Schwester aussehende Frau trat vor, hob ihre Panzerfaust und feuerte. Eine kleine Rakete raste über den Parkplatz, schlug in die Barrikade und explodierte.

    Die Nacht schien sich in Tag zu verwandeln.
    Ein Feuerball hing plötzlich vor dem Supermarkt und überstrahlte das durch die breite Fensterfront fallende Licht. Funken sprühende Trümmerstücke flogen in alle Richtungen, und eine Druckwelle fegte über den Parkplatz, wie ein plötzlicher Orkan. Benjamin wollte sich fallen lassen, aber Alex hielt ihn mit einer Hand fest und drückte ihm mit der anderen den Lauf der Beretta an den Nacken.
    Als das Donnern der Explosion verhallte, peitschten Schüsse. Eine Kugel schlug dicht vor Benjamin auf den Boden und heulte als Querschläger davon.
    Die Fenster der Gebäude am Rand des Parkplatzes waren plötzlich voller Schützen. Hannibal wollte sich nicht ergeben; er hatte die Dreiviertelstunde genutzt, um eine Falle vorzubereiten.
    Einige Streuner gingen zu Boden, von Kugeln, Pfeilen und Armbrustbolzen getroffen, aber die anderen verteilten sich sofort und erwiderten das Feuer mit Waffen, die denen der Verteidiger weit überlegen waren. Das auf einem Dreibein montierte MG, das eben noch auf die Barrikade gerichtet gewesen war, wurde gedreht und schickte einen Kugelhagel zu den Häusern auf der anderen Seite des Parkplatzes. Scheiben zerbarsten. Fensterrahmen splitterten. Tiefe Löcher bildeten sich in den Gebäudefronten. Das Rattern automatischer Waffen gesellte sich dem Dröhnen des Maschinengewehrs hinzu. Dago schoss mit seiner Uzi, schwenkte sie dabei hin und her. Jasmin feuerte mit ihren beiden Browning High Power, eine auf den Supermarkt gerichtet und die andere auf das Gebäude links daneben. Als die Magazine leer geschossen waren, drehte sie die beiden Pistolen wie ein Westernheld,
steckte sie in die Gürtelhalfter, nahm das M16 vom Rücken und gab mehrere Feuerstöße damit ab, bevor sie auf Einzelfeuer umschaltete und auf die Mündungsblitze in den Fenstern zielte. Sie versuchte gar nicht, in Deckung zu gehen, ebenso wenig wie Dago.
    Für Benjamin hatte die Szene etwas Surreales. Sie standen auf dem großen Parkplatz, völlig ungeschützt, und überall um sie herum knallten Schüsse, während fröhliche Musik aus den Lautsprechern klang – die plötzlich einer warnenden Männerstimme wich:
    »Aus gegebenem Anlass müssen wir darauf hinweisen, dass der Gebrauch von Schusswaffen im Bereich des Supermarkts untersagt ist. Die verehrte Kundschaft wird gebeten, alle Waffen unseren Sicherheitsbeauftragten auszuhändigen.«
    Dago lachte, wechselte erneut das Magazin seiner Uzi und feuerte auf einen dunklen Hauseingang. Ein Mann taumelte daraus hervor, ließ sein Gewehr fallen und sank zu Boden.
    Benjamin begriff, dass er etwas unternehmen musste, trotz der Beretta an seinem Nacken. Dies konnte nicht lange gutgehen. Es flogen einfach zu viele Kugeln, als dass er damit rechnen durfte, mit heiler Haut davonzukommen. Er überlegte noch, wie er den

Weitere Kostenlose Bücher