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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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aber helfen, meine Gedanken zu sortieren.« Ich zählte an den Fingern ab. »Sie war hier in Besźel, diese Frau. Fulana, Byela, was immer.« Fast wäre mir Marya herausgerutscht. »Sie war hier vor - wie war das? - vor drei Jahren. Sie suchte Anschluss an konspirative Untergrund-Politikaster, aber eigentlich suchte sie nach etwas anderem, womit die Genossen nicht dienen konnten. Etwas, das sogar ihnen zu fischig war. Sie geht rüber.« Ich wartete. »Sie geht nach Ul Qoma.« Ich fluchte. Corwi fluchte.
    »Sie hat recherchiert«, sagte ich. »Sie geht rüber.«
    »Glauben wir.«
    »Glauben wir. Dann ist sie plötzlich wieder hier.«
    »Tot.«
    »Tot.«
    »Verflucht.« Corwi rückte an den Tisch, nahm eine von meinen Pasteten und begann gedankenverloren zu essen, kaute mit vollen Backen. Lange Zeit sprach keiner von uns.
    »Also doch. Es ist Grenzbruch, stimmt's?«, brach Corwi endlich das Schweigen.
    »... Sieht ganz danach aus. Ja, ich glaube, es sieht ganz danach aus.«
    »Einmal hin, einmal her. Wo sie abgemurkst wird. Oder die Rückkehr erfolgt post mortem. Sie wird hier abgeladen.«
    »Oder so. Oder so.«
    »Außer, sie hat die Grenze legitim überquert oder ist die ganze Zeit hier gewesen. Nur weil Drodin sie nicht gesehen hat ...«
    Ich musste an den Telefonanruf denken und machte ein skeptisches Vielleicht-Gesicht.
    »Möglich. Andererseits schien er ziemlich sicher zu sein. Ist aber ohnehin mit Vorsicht zu genießen.«
    »Tja ...«
    »Schon gut. Sagen wir also, es ist Grenzbruch, damit sind wir aus dem Schneider.«
    »Von wegen.«
    »Nein, hören Sie zu. Das bedeutet, es ist nicht mehr unser Problem. Oder wird nicht mehr unser Problem sein, wenn wir den Kontrollausschuss überzeugen können. Vielleicht sollte ich das in die Wege leiten.«
    Sie musterte mich mit kritisch zusammengeschobenen Augenbrauen. »Die werden Ihnen was husten. Ich habe gehört, die wollen ...«
    »Wir müssen ihnen unsere Beweise schmackhaft machen. Wir haben noch nichts Hieb- und Stichfestes, aber es könnte genug sein, um den Fall weiterzureichen.«
    »Nicht nach dem, was ich gehört habe.« Sie schaute zur Seite und wieder mich an. »Sind Sie sicher, dass Sie das wollen, Chef?«
    »Ja. Ja. Es ehrt Sie, dass Sie den Fall behalten wollen, aber hören Sie zu. Falls es eine Chance gibt, dass wir recht haben ... man kann in einem Fall mit Grenzbruch nicht ermitteln. Diese Byela Fulana Ix braucht jemanden, der sich um sie kümmert.« Ich schwieg und wartete, bis Corwi mich anschaute. »Wir sind nicht die Besten für diesen Fall, Corwi. Sie verdient Besseres, als wir erreichen könnten. Niemand kann sich so gut um sie kümmern wie Ahndung. Jesus, wem wird schon die Ehre zuteil, dass Ahndung sich seiner Sache annimmt? Nach seinem Mörder sucht?«
    »Nur sehr wenigen.«
    »Eben. Deshalb, falls es sich bewerkstelligen lässt, geben wir den Fall vertrauensvoll in kompetentere Hände. Der Ausschuss legt die Latte nur deshalb so hoch, weil er andernfalls von allen Seiten mit Anträgen bombardiert werden würde.« Sie musterte mich zweifelnd, ich setzte meine Überbezeugungsarbeit fort. »Wir haben keine stichhaltigen Beweise und wir kennen die Einzelheiten nicht. Deshalb schlage ich vor, dass wir die nächsten Tage nutzen und den Teig, den wir haben, mit ein paar Rosinen spicken. Wenigstens haben wir mittlerweile genügend Informationen, um ihr Profil zu erstellen. Vor zwei, drei Jahren verschwindet sie aus Besźel und taucht als Leiche wieder auf. Vielleicht hat Drodin recht und sie war in Ul Qoma. In aller Offenheit. Setzen Sie sich ans Telefon, zapfen Sie Kontakte an, hier und auf der anderen Seite. Sie wissen, was wir haben: Ausländerin, Wissenschaftlerin und so weiter. Finden Sie heraus, wer sie ist. Oder war. Wenn man versucht, Sie abzuwimmeln, lassen Sie durchblicken, es handelt sich um Ermittlungen für Ahndung.«
    Bei meiner Rückkehr ins Büro nahm ich einen Weg, der mich an Taskins Schreibtisch vorbeiführte.
    »Borlú. Haben Sie meinen Anruf bekommen?«
    »Mrs. Cerush, ihre Vorwände, um meine Gesellschaft zu suchen, werden immer absurder.«
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten und das Nötige in die Wege geleitet. Nein, Borlú, Sie brauchen mir noch nicht um den Hals zu fallen, es wäre verfrüht. Bereiten Sie sich darauf vor, dass es eine Weile dauern wird, bis sie dem Ausschuss Ihren Fall vorlegen können.«
    »Wie geht das vor sich?«
    »Wann haben Sie das letzte Mal einen Antrag eingereicht? Muss Jahre her sein. Natürlich

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