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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Fußgängern und Automobilisten zuliebe, die sich nichtsehend mit dichtem externem Verkehr arrangieren müssen, bewegen sich ihre Fahrzeuge und die unseren mit vergleichbarer Geschwindigkeit nach vergleichbaren Regeln. Wir alle lernen, den Einsatzfahrzeugen unseres Nachbarn taktvoll auszuweichen wie den eigenen.)
    In den nächsten Stunden ging kein Flug ins Ausland, aber man würde die Gearys in Gewahrsam nehmen, und Ahndung würde sie unsichtbar beobachten, bis sie an Bord der Maschine waren und in der Luft. Bestimmt war unsere Botschaft in den USA bereits informiert, ebenso die Vertretung in Ul Qoma, und die Namen der Gearys trugen den Vermerk »Kein Visum«. Wenn sie erst das Land verlassen hatten, führte kein Weg zurück. Ich eilte im Dauerlauf durch das Flughafengebäude zum Büro der Policzai und zeigte meine Marke.
    »Wo sind die Gearys?«
    »In den Zellen, Sir.«
    Je nachdem welche Situation ich vorfand, war ich gerüstet mit, habt ihr eine Ahnung, was diese Leute für einen Schicksalsschlag verkraften mussten, egal was sie verbrochen haben, ihre Tochter ist ermordet worden, aber wie sich herausstellte, konnte ich meine Empörung für mich behalten. Man hatte ihnen zu essen und zu trinken gegeben und sie gut behandelt. Ceczora saß bei ihnen in dem kleinen Raum. Er unterhielt sich halblaut in seinem dürftigen Englisch mit Mrs. Geary.
    Sie schaute mir mit verweinten Augen entgegen. Ihr Ehemann lag schlafend, dachte ich im ersten Moment, auf der Pritsche. Dann sah ich, dass er sich überhaupt nicht rührte und mir wurde ein wenig flau.
    »Inspektor«, begrüßte mich Ceczora.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist ... Ahndung hat das getan, Sir. Wahrscheinlich wacht er bald wieder auf, und es geht ihm gut. Ich weiß verflucht noch mal nicht, was sie mit ihm angestellt haben.«
    Mrs. Geary sagte tränenerstickt: »Sie haben meinen Mann vergiftet.«
    »Mrs. Geary, bitte.« Ceczora stand auf und kam zu mir herüber. Er senkte die Stimme, obwohl er jetzt Besź sprach. »Wir haben keine Ahnung, was genau passiert ist, Sir. Plötzlich entstand Unruhe draußen vor dem Hotel, und jemand kam ins Foyer, wo wir saßen.« Mrs. Geary schluchzte und redete zu ihrem bewusstlosen Mann. »Geary kommt hereingewankt und kippt einfach um. Sofort sind die Sicherheitsleute des Hotels da, sehen diese Gestalt hinter Geary im Foyer und bleiben stehen. Ich höre diese Stimme: ›Ihr wisst, was ich repräsentiere. Mr. Geary hat Grenzbruch begangen. Schafft ihn außer Landes.‹ Ceczora schüttelte den Kopf, hilflos. »Dann, und ich kann immer noch nichts erkennen, ist der, der gesprochen hat, verschwunden.«
    »Wie ...?«
    »Inspektor, ich habe verdammt noch mal keine Ahnung. Ich ... ich übernehme die volle Verantwortung, Sir. Geary muss irgendwie an uns vorbeigekommen sein.«
    Ich starrte ihn an. »Dachten Sie an eine Beförderung? Selbstverständlich sind Sie verantwortlich. Was hat er getan?«
    »Weiß nicht. Ahndung war weg, bevor ich ein Wort herausbringen konnte.«
    »Was ist mit ...« Ich deutete mit dem Kopf auf Mrs. Geary.
    »Sie muss nicht gehen, sie hat nichts getan.« Er flüsterte. »Doch als ich ihr sagte, dass wir ihren Mann in einen Flieger nach Hause setzen müssen, bestand sie darauf, ihn zu begleiten. Sie will nicht allein hierbleiben.«
    »Inspektor Borlú.« Mrs. Geary bemühte sich, ihre Stimme zu beherrschen. »Falls Sie über mich sprechen, sollten Sie mit mir sprechen. Sehen Sie sich an, was man mit meinem Mann gemacht hat.«
    »Mrs. Geary, es tut mir aufrichtig leid.«
    »Das sollte es auch.«
    »Mrs. Geary, ich habe das nicht getan. Ceczora auch nicht. Auch keiner meiner Beamten. Verstehen Sie?«
    »Ach ja, Ahndung, Ahndung, Ahndung ...«
    »Mrs. Geary, Ihr Mann hat sich eines sehr ernsten Vergehens schuldig gemacht. Sehr ernst.« Sie war still, bis auf ihre schweren Atemzüge. »Verstehen Sie, was ich sagen will? Haben wir vorhin aneinander vorbei geredet? Haben wir nicht deutlich genug erklärt, was man tun darf und was nicht? Begreifen Sie, dass diese Deportation nichts mit uns zu tun hat, dass wir machtlos sind und dass Ihr Mann, hören Sie gut zu, dass Ihr Mann sich glücklich schätzen kann, so billig davonzukommen?«
    Sie sagte nichts.
    »Auf der Fahrt zum Hotel hatte ich den Eindruck, dass Ihr Mann sich nicht so ganz darüber im Klaren ist, wie die Dinge hier laufen, also sagen Sie mir, Mrs. Geary, was ist schiefgegangen? Hat er nicht gemerkt, dass unsere ... Ratschläge bitterernst gemeint waren und Ihrem

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