Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
wer ihn gestohlen hat. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Wollen Sie behaupten, es war alles eine Fügung des Schicksals? Dass jemand, der eine Leiche über die Grenze zu expedieren hat, ganz zufällig einen Wagen klaut, in dem, Überraschung!, die für einen reibungslosen Transport notwendigen Papiere liegen? Danke, Schicksal.«
    »Bei meinem Leben, ich weiß es nicht. Vielleicht hat der, der den Lieferwagen gestohlen hat, die Papiere gefunden und an jemand anderen verkauft ...«
    »Ach ja. In derselben Nacht, in der die Autoknacker den Lieferwagen gestohlen haben, sind sie noch über jemanden gestolpert, der ganz dringend über die Grenze musste? Ausgemachte Glückspilze!«
    Khurusch sank zu einem Häufchen Elend zusammen. »Bitte«, sagte er, »überprüfen Sie meine Bankkonten. Schauen Sie in meine Brieftasche. Niemand hat mir auch nur einen Cent bezahlt. Seit der Lieferwagen gestohlen wurde, ist mein Geschäft völlig zum Erliegen gekommen. Ich stehe vor dem Ruin ...«
    »Sie bringen mich zum Weinen«, bemerkte Corwi. Sein trauriger Hundeblick schweifte zu ihr hin.
    »Bei meinem Leben«, flüsterte er.
    »Wir haben uns Ihre Akte angesehen, Mikyael«, sagte ich. »Nicht Ihre Polizeiakte, die haben wir zu Anfang schon überprüft. Ich rede von Ihrer Akte beim Grenzschutz von Besźel. In den ersten Monaten, nachdem das Dauervisum ausgestellt worden war, wurden Sie mehrere Male routinemäßig kontrolliert. Ist ein paar Jahre her. In der Akte stehen einige Verweise wegen kleinerer Schlampereien. Sehr negativ wurde vermerkt, dass Sie die Papiere nicht sicher aufbewahrt haben. Damals war es ein PKW, nicht wahr? Sie hatten sie im Handschuhfach liegen lassen. Wie haben Sie sich herausgeredet? Ich staune, dass man Ihnen das Visum nicht umgehend entzogen hat.«
    »Erste Verwarnung«, antwortete er. »Ich habe sie angefleht. Einer von den Beamten sagte, er würde mit seinem Kollegen sprechen und dass man es bei einem offiziellen Verweis belassen kann.«
    »Haben Sie ihn geschmiert?«
    »Klar. Ich meine, ich habe ihm ein bisschen was zugesteckt. Weiß nicht mehr, wie viel.«
    »Warum nicht? Ich meine, auf diese Weise haben Sie den Wisch doch nur bekommen. Wozu brauchten Sie ihn eigentlich unbedingt?«
    Langes Schweigen. Dauervisa, die explizit für ein bestimmtes Fahrzeug ausgestellt waren, nicht für einen Fahrer, sodass jeder mit einer gültigen Fahrerlaubnis hinter dem Steuer sitzen konnte, waren im Allgemeinen für Unternehmen bestimmt, die mehr Personal beschäftigten als Khuruschs Flohmarkt-Firma. Daher ist es bei kleinen Händlern guter Brauch, ihrem Antrag mit einer Hand voll Dollar Gewicht zu verleihen -Besźmark motivierten weder die Mittelsmänner in Besźel noch die Angestellten im Passamt der Botschaft in Ul Qoma.
    »Für den Fall«, sagte er dumpf, »dass ich mal Hilfe brauche. Beim Transport. Mein Neffe hat die Prüfung abgelegt, ein paar Freunde; sie alle hätten im Notfall den Lieferwagen fahren können. Man weiß nie.«
    »Inspektor?« Corwi versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erregen: schon seit einiger Zeit, wie mir bewusst wurde. »Inspektor?« Sie schaute auf Khurusch. Worauf läuft das hinaus?
    »Tut mir leid«, sagte ich zu ihr. »Nur so ein Gedanke.« Ich gab ihr ein Zeichen, mir in eine Ecke des Zimmers zu folgen. Khurusch bedeutete ich mit einem herrischen Fingerzeig auf den Boden, gefälligst an Ort und Stelle auszuharren.
    »Wir nehmen ihn mit«, sagte ich leise, »aber ... Schauen Sie ihn doch an. Nein, mir scheint sich da eine ganze andere Möglichkeit abzuzeichnen. Ich möchte, dass Sie etwas für mich überprüfen. So schnell wie möglich, weil ich Morgen zu dieser verflixten Einweisung muss, deshalb wird auch diese Nacht eine lange Nacht werden. Kriegen Sie das hin? Was ich brauche, ist eine Liste aller Lieferwagen, die in Besźel in der betreffenden Nacht gestohlen wurden, komplett mit den Details jedes Vorfalls.«
    »Aller Lieferwagen ...?«
    »Keine Panik. Die Zahl der gestohlenen Fahrzeuge insgesamt wird hoch sein, aber filtern Sie nur die Lieferwagen der entsprechenden Klasse heraus, und es geht nur um diese eine Nacht. Über die nach diesen Kriterien in Frage kommenden Fälle bringen Sie mir bitte restlos alles, was Sie finden können, inklusive den gesamten Papierkram, okay? Und ich wiederhole: so schnell es sich irgend bewerkstelligen lässt. Machen Sie den Leuten Feuer unterm Arsch.«
    »Und was haben Sie vor?«
    »Ich werde sehen, ob ich diesen schmierigen Ganoven dazu bringen kann,

Weitere Kostenlose Bücher