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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ist buchstäblich unwahrscheinlich hoch drei, oder? Statistisch gesehen. Was ist mit den anderen beiden passiert?«
    »Das waren ... Momentchen. Die gehörten Gorje Feder und Salya Ann Mahmud. Die Fahrzeuge tauchten am nächsten Morgen wieder auf. Einfach am Straßenrand abgestellt.«
    »Geplündert?«
    »Die obligatorischen eingeschlagenen Scheiben, ein paar Kassetten geklaut, aus Feders Van etwas Klimpergeld, ein iPod aus dem von Mahmud.«
    »Schauen wir uns die Zeiten an - man kann nicht herausfinden, in welcher Reihenfolge die Wagen gestohlen wurden, oder? Wissen wir, ob die anderen beiden Bestohlenen noch im Besitz ihres Dauervisums sind?«
    »Wurde nicht nach gefragt, aber ließe sich morgen in Erfahrung bringen.«
    »Tun Sie das bitte. Aber ich wette, sie haben ihre Papiere noch. Wo wurden die Fahrzeuge gestohlen?«
    »Juslavsja, Brov Prosz und Khuruschs in Mashlin.«
    »Und wo gefunden?«
    »Feders in ... Brov Prosz. Jesus. Mahmuds in Mashlin. Scheiße. Ganz in der Nähe der ProspekStrász.«
    »Das ist ungefähr vier Ecken von Khuruschs Büro entfernt.«
    »Scheiße.« Sie warf sich gegen die Rückenlehne des Stuhls. »Lassen Sie hören, Chef.«
    »Von den drei Lieferwagen mit Dauervisum, die in der fraglichen Nacht gestohlen werden, haben alle drei Besitzer in ihrer Akte einen Verweis wegen laxen Umgangs mit ihren Dokumenten. Weil sie diese öfter mal im Auto vergessen.«
    »Der Dieb hat das gewusst?«
    »Jemand hat Visa gejagt. Jemand mit Einsicht in die Akten des Grenzschutzes. Sie - nehmen wir ruhig an, es waren mehrere - brauchten ein Fahrzeug, mit dem sie durch die Kopula fahren konnten. Sie wussten genau, wer zu sorglosem Umgang mit seinen amtlichen Dokumenten neigt. Beachten Sie die Standbeziehungsweise Fundorte der Fahrzeuge.« Ich warf eine grobe Skizze des Stadtplans von Besźel auf ein Blatt Papier. »Der Wagen von Feder wird zuerst gestohlen, aber der brave Mr. Feder und seine Leute haben ihre Lektion gelernt und bringen ihre Papiere jetzt immer schön in Sicherheit. Als die Diebe das feststellen, benutzen sie den Lieferwagen, um hierher zu fahren, in die Nähe der Stelle, wo Mrs. Mahmud ihren Wagen abzustellen pflegt. Sie knacken ihn ohne Mühe, aber auch Mrs. Mahmud bewahrt ihr Visum jetzt im Büro auf. Deshalb lassen die Diebe es aussehen wie einen gewöhnlichen Autoklau in Tateinheit mit Raub, dann stellen sie den Wagen in der Nähe des nächsten hoffnungsvollen Kandidaten ab und versuchen ihr Glück erneut.«
    »Und dieser nächste ist der von Khurusch.«
    »Und er hat seine alte Unsitte beibehalten und die Dokumente im Wagen gelassen. Damit haben sie, was sie brauchen, und auf geht's zur Kopula und hinüber nach Ul Qoma.« Stille.
    »Was zum Teufel soll man davon halten?«
    »Es ... riecht fischig. Das sind Leute, die sich auskennen. Wo überall, weiß ich nicht. Jedenfalls in den Akten über Visa-Vergehen.«
    »Was fangen wir damit an? Was sollen wir tun?«, fragte sie, als das Schweigen zu lange dauerte.
    »Keine Ahnung.«
    »Wir müssen jemanden von unserer Entdeckung in Kenntnis setzen ...«
    »Wen? Und was für eine Entdeckung? Wir haben nichts in der Hand.«
    »Soll das ein ...« Sie verschluckte den Rest. Sie war klug genug, um zu erkennen, dass ich keine Witze machte.
    »Die Zusammenhänge mögen uns überzeugen, aber das sind keine Beweise - nichts Solides, womit man etwas anfangen kann.« Wir starrten uns an. »Wie dem auch sei ... Egal, wonach das aussieht ...« Ich schaute auf die Computerausdrucke von Corwis Tabellen.
    »Sie haben Zugang zu Informationen, die ...«, sagte Corwi.
    »Wir müssen auf der Hut sein«, sagte ich. Unsere Blicke verhakten sich ineinander. Ein zweites langes Schweigen entstand. Wir schauten uns langsam im Zimmer um. Ich weiß nicht, nach was wir suchten, aber ich nehme an, dass Corwi sich in diesem Moment ganz plötzlich so verfolgt fühlte und beobachtet und belauscht, wie ihr Mienenspiel vermuten ließ.
    »Was tun wir also?«, fragte sie endlich. Die in ihrer Stimme mitschwingende Angst erfüllte auch mich mit Beklommenheit.
    »Was wir die ganze Zeit schon tun. Wir ermitteln.« Ich hob die Schultern, ließ sie fallen. »Wir haben den Auftrag, einen Mord aufzuklären.«
    »Wir wissen nicht, wem wir noch vertrauen können, Chef. Nicht mehr.«
    »Richtig.« Plötzlich wusste ich nicht, was ich ihr sagen sollte. »Dann sprechen Sie mit niemandem, außer mit mir.«
    »Ich arbeite nicht mehr an diesem Fall. Was kann ich ...«
    »Gehen Sie einfach ans

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