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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Kräften bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass er mich nicht leiden konnte.
    »Ich glaube, wir sollten eine gewisse Etikette beachten, was Befragungen angeht«, bemerkte er lediglich, als wir uns setzten, »zu viele Köche«, woraufhin ich eine flaue Entschuldigung murmelte.
    Die Bedienung der Teestube wollte von Dhatt kein Geld annehmen, und er steckte es bereitwillig wieder ein. »Militsya -Rabatt«, sagte die Kellnerin. Die Teestube war voll. Dhatt fixierte einen erhöhten Tisch am Fenster, bis der Gast, der dort saß, den Blick spürte, seinen Platz räumte und wir uns hinsetzten. Vor dem Fenster befand sich eine U-Bahn-Station. Unter der Vielzahl der Plakate an einer nahen Mauer war eins, das ich sah und dann nichtsah. Es hätte das Fahndungsplakat sein können, das ich hatte drucken und in der Stadt - Besźel - aufhängen lassen, um Fulana Ix zu identifizieren. Ich wusste nicht, ob ich recht hatte, ob die Mauer für mich extern war, total Besźel oder deckungsgleich und somit ein Patchwork von Informationen aus beiden Städten.
    Qomani entstiegen den unterirdischen Kavernen, fröstelten in der Kälte, schmiegten sich in ihre Fleecejacken und -mäntel. In Besźel trug man an einem Tag wie heute Pelz. Ich wusste es, auch wenn ich bemühte, meine Landsleute zu nichtsehen, die zweifellos von der Yanjelus Station der Überlandbahn hinunterstiegen, die zufällig nur ein paar Dutzend Meter von der qomanischen unter Straßenniveau gelegenen Haltestelle entfernt war. Zwischen den qomanischen Gesichtern entdeckte ich welche mit asiatischen oder arabischen Zügen, auch einige Schwarzafrikaner. Viel mehr als in Besźel.
    »Offene Türen?«
    »Kaum«, antwortete Dhatt. »Ul Qoma braucht Menschen, aber jeder, den Sie sehen, ist picobello geimpft, examiniert, kennt sich aus. Einige von ihnen kriegen Kinder. Ul-Qoma-Pickaninnies!« Sein Lachen klang entzückt. »Wir haben mehr Einwanderer als ihr, aber nicht, weil wir nachlässig sind, was den Grenzschutz angeht.«
    Er hatte recht. Wer wollte schon nach Besźel?
    »Was passiert mit denen, die's nicht schaffen?«
    »Oh, wir haben unsere Lager, genau wie ihr, hier und dort am Rand von Ul Qoma. Die UN ist nicht glücklich darüber. Amnesty auch nicht. Machen die euch auch die Hölle heiß von wegen mangelndem Komfort? Wollen Sie rauchen?«
    Ein paar Schritte vom Eingang der Teestube entfernt stand ein Zigarettenkiosk, auf den ich gestarrt hatte, ohne es zu merken.
    »Nein. Oder ja, ich denke schon. Meines Wissens habe ich noch nie euer qomanisches Kraut probiert.«
    »Das haben wir gleich.«
    »Nein, bleiben Sie sitzen. Ich rauche nicht mehr, hab's mir abgewöhnt.«
    »Ach, seien Sie kein Frosch. Betrachten Sie's als völkerkundliche Studie. Sie sind nicht zu Hause ... Sorry, Kommando zurück. Ich hasse Leute, die das tun.«
    »Die was tun?«
    »Leute beschwatzen, die aufgehört haben. Ausgerechnet ich als Nichtraucher.« Er lachte und trank einen Schluck Tee. »Sonst könnte man wenigstens sagen, ich handele aus einem gehässigen Neidgefühl, weil Sie es geschafft haben, vom Glimmstängel loszukommen. So bleibt nur der Schluss, dass Sie mir generell unsympathisch sind.« Er lachte.
    »Schauen Sie, es tut mir leid, dass ich Ihnen in die Parade gefahren bin ...«
    »Ich finde eben, wir sollten uns auf eine Reihenfolge einigen. Ich möchte nicht, dass Sie denken ...«
    »Ich weiß das zu schätzen.«
    »In Ordnung, kein Problem. Wie wär's, wenn ich den nächsten übernehme?«, meinte er. Ich beobachtete Ul Qoma. Der Himmel war dicht bewölkt; es hätte nicht so kalt sein dürfen.
    »Sie sagen, dieser Tsueh hat ein Alibi?«
    »Ja. Die Kollegen haben es für mich nachgeprüft. Die meisten dieser Sicherheitstypen sind verheiratet, und ihre Frauen sagen für sie aus, was zugegebenermaßen keinen Furz wert ist. Aber wir konnten bei keinem von ihnen eine Verbindung zu Geary feststellen, abgesehen von einem Kopfnicken beim Vorbeigehen. Unser Freund Tsueh ist in der bewussten Nacht mit einer Clique Studenten um die Häuser gezogen. Er ist jung genug, um mit ihnen zu fraternisieren.«
    »Praktisch. Und ungewöhnlich.«
    »Mag sein. Aber er steht in keinerlei Verbindung zu irgendwem oder irgendwas. Der Junge ist neunzehn. Erzählen Sie mir von dem Lieferwagen.« Ich spulte noch einmal ab, was wir wussten. »Heiliges Licht, werde ich mit Ihnen nach Besźel zurückgehen müssen?«, sagte er. »Das hört sich an, als suchten wir nach jemandem aus Ihrer Heimat.«
    »Jemand in Besźel hat

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