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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Zentral-Elektronengehirns haben.
    Sie trafen auf keine Hindernisse, aber Alvin vermutete, dass sie unterwegs zahlreichen Tests unterworfen wurden, von denen er nichts gemerkt hatte. Ein kurzer Gang führte sie plötzlich in einen riesigen runden Saal mit versenktem Boden hinaus, und in diesen Boden war etwas so Erstaunliches eingelassen, dass sich Alvin einen Augenblick wie von einem Wunder überwältigt fühlte. Er sah auf die gesamte Stadt Diaspar hinunter, die vor ihm ausgebreitet lag und deren höchste Gebäude knapp bis an seine Schulter reichten.
    Er verbrachte so viel Zeit damit, Bekanntes zu entdecken und unerwartete Ausblicke zu genießen, dass es eine ganze Weile dauerte, bis er seine Aufmerksamkeit wieder dem Saal zuwandte. Die Wände waren mit einem mikroskopisch fein verteilten Muster aus schwarzen und weißen Quadraten bedeckt; das Muster selbst war völlig unregelmäßig ausgebildet, und wenn er die Augen schnell bewegte, gewann er den Eindruck, als flimmere etwas, obwohl sich nichts veränderte. In regelmäßigen Abständen standen rings an den Wänden Geräte mit Tastaturen, jede mit einem eigenen Bildschirm und Sitz für das Bedienungspersonal.
    Khedron ließ Alvin sich sattsehen. Dann deutete er auf die verkleinerte Stadt und sagte: »Weißt du, was das ist?«
    Alvin war versucht, »ein Modell, nehme ich an«, zu erwidern, aber diese Antwort schien ihm so einfach, dass er sie für falsch hielt. Darum schüttelte er den Kopf und wartete, bis Khedron seine eigene Frage beantwortete.
    »Du erinnerst dich«, sagte der Spaßmacher, »dass ich dir schon einmal erzählte, wie die Stadt erhalten wird und wie die Gedächtnisanlagen ihre Struktur, für immer fixiert, bewahren. Diese Anlagen mit ihrem unermesslichen Schatz an Informationen befinden sich hier an den Wänden. Jedes Atom Diaspars ist irgendwie – durch Kräfte, die wir nicht kennen – an die in diesen Mauern verborgenen Strukturen gekettet.«
    Er deutete auf das vollkommene, unendlich vielfältige Ab bild Diaspars vor ihnen.
    »Das ist kein Modell; es existiert nicht wirklich. Das ist nur das Abbild der in den Gedächtnisanlagen aufbewahrten Struktur, und daher mit der Stadt absolut identisch. Diese Beobachtungsmaschinen hier ermöglichen es, jede gewünschte Einzelheit zu vergrößern, sie in ihrer wirklichen Größe oder noch größer zu betrachten. Man verwendet sie für Veränderungen an der Stadt, obwohl schon lange nichts mehr verändert wurde. Wenn du wissen willst, wie Diaspar aussieht, musst du hierherkommen. Du kannst hier in wenigen Tagen mehr lernen als in einem ganzen Leben direkter Erforschung der Stadt.«
    »Es ist herrlich«, sagte Alvin. »Wie viele Leute wissen, dass es das gibt?«
    »Oh, sehr viele, aber es interessiert sie kaum. Der Rat kommt von Zeit zu Zeit hierher; an der Stadt kann nichts geändert werden, wenn nicht alle hier versammelt sind. Und nicht einmal dann, wenn das Zentrale Elektronengehirn der vorgeschlagenen Abänderung nicht zustimmt. Ich bezweifle, dass dieser Saal öfter als zwei-, dreimal jähr lich aufgesucht wird.«
    Alvin hätte gern gewusst, warum Khedron Zugang dazu hatte, erinnerte sich aber daran, dass es zu den Vorrechten des Spaßmachers gehörte, alles in Erfahrung zu bringen; einen besseren Führer zu den Geheimnissen Diaspars konnte er sich nicht wünschen.
    »Vielleicht existiert das, was du suchst, nicht«, sagte Khedron, »aber wenn doch, dann kannst du es hier finden. Ich will dir zeigen, wie man die Kontrollgeräte bedient.«
    Während der nächsten Stunde saß Alvin vor einem der Bildschirme und lernte, das Gerät zu steuern. Er konnte jeden Punkt in der Stadt auswählen und ihn unter jeder gewünschten Vergrößerung betrachten. Straßen, Türme, Wände und die fließenden Transportverbindungen huschten über den Schirm, wenn er die Koordinaten änderte; es schien, als sei er ein körperloser Geist, der mühelos über ganz Diaspar dahinschwebte.
    Und doch war es nicht in Wirklichkeit Diaspar, was er beobachtete. Er bewegte sich durch die Gedächtniszellen, blickte auf das Traumbild der Stadt – aus jenem Traum, der mächtig genug war, das wirkliche Diaspar seit tausend Millionen Jahren unberührt zu erhalten. Er konnte nur den Teil der Stadt sehen, der ewig war; die Menschen in den Straßen gehörten nicht zu dem erstarrten Abbild. Für seine Zwecke war es auch unwichtig. Sein Interesse lag jetzt nur bei jener Schöpfung aus Stein und Metall, in der er gefangen saß, nicht bei denen,

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